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Das spätantike und frühislamische Hira

Urbanistische Transformationsprozesse einer transregionalen Kontaktzone

Das im Zentralirak gelegene Hira war im 5. und 6. Jahrhundert von überregionaler Bedeutung als Residenz der Laḫmiden und Sitz eines Metropoliten. Nach der islamischen Eroberung florierte der Ort als Zwillingsstadt, zusammen mit der benachbarten Neugründung Kufa. Während Kufa sich in der Folge zu einer der bedeutendsten Städte des islamischen Irak entwickelte, verlor Hira an Bedeutung und wurde ab dem 10. Jahrhundert  gänzlich aufgegeben. Heute ist das historische Siedlungsgebiet von den beiden schnell wachsenden Städten Najaf und Kufa im Nordwesten und Abu Sukheir im Südosten eingeschlossen und stark durch Bau- und Infrastrukturmaßnahmen gefährdet.

Die archäologisch und historisch basierte Rekonstruktion der Siedlungsgeschichte und materiellen Kultur von Hira erfolgt im Rahmen eines deutsch-irakischen Kooperationsprojekts. Im Fokus stehen die Untersuchung der Siedlung vorislamisch-arabischer Prägung sowie die Transformationsprozesse, die von den Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen im 7. Jahrhundert angestoßen wurden. Dies beinhaltet Fragen der veränderten Raumnutzung, Erschließung, Gebäudetypen und -funktionen sowie ihrer architektonischen und bautechnischen Ausbildung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erstellung einer stratigrafisch verankerten Keramiksequenz.

Das multidisziplinär konzipierte Forschungsprojekt umfasst Magnetometer-Prospektionen, die Auswertung von Fernerkundungsdaten, Oberflächenuntersuchungen, archäologische Sondagen und bauforscherische Untersuchungen sowie den Abgleich mit den historischen Textquellen. Außerdem wird ein methodisch neuer Ansatz verfolgt, welcher der Tatsache Rechnung trägt, dass im Projekt in sehr großen Umfang Prospektions- und Fernerkundungsdaten hoher Qualität zur Verfügung stehen. Diese Datenbasis wird für die Entwicklung eines neuartigen Auswertungsansatzes durch deep learning genutzt. Hierbei kommen Konzepte und Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) zur Anwendung.


Kooperationspartner: Deutsches Archäologisches Institut/Orient Abteilung, Technische Universität, Berlin/Fachgebiet Historische Bauforschung, Masterstudium Denkmalpflege, Iraqi State Board of Antiquities and Heritage; Eastern Atlas Berlin; Prof. Dr. Kasten Lambers/Digital Archaeology, Universiteit Leiden, TU Berlin, DAI
Projektleitung: Martina Müller-Wiener (ISL), Martin Gussone (TU), Margarete van Ess (DAI)
Projektmitarbeiter: Dr.-Ing. habil. Catharine Hof, Dr. Natascha Mathyschok, Dr.-Ing. des Ibrahim Salman, Agnes Schneider M.Sc.
Projektträger: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Laufzeit: 3 Jahre (2020 bis 2022)