12.04.2024
bis
01.09.2024
Museum für Fotografie
Wie lässt sich die räumliche und architektonische Entwicklungsdynamik einer Stadt fotografisch visualisieren? Wie kann Fotografie überhaupt Zeit und Leben einfangen? In zwei neuen Werkkomplexen spürt der international bekannte Fotograf Michael Wesely die in historischen Architekturfotografien Berlins bewahrten Fragmente vergangener Wirklichkeiten auf. Er erforscht damit die archivischen Dimensionen des Mediums Fotografie.
Für Doubleday legt Wesely seine eigenen Aufnahmen passgenau über alte Fotografien von Berliner Architekturen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und schafft damit atemberaubende Zeitsprünge zwischen Einst und Heute: Flaneure des 19. Jahrhunderts am Alexanderplatz begegnen Touristen von heute, Ruinen werden von wiederaufgebauten Kopien der Gebäude überblendet, an die Stelle des Schlosses Monbijou ist ein Park getreten.
In der Serie Human Conditions richtet der Künstler den Fokus auf die in den großformatigen Aufnahmen der Preußischen Messbildanstalt eingeschlossenen Lebensspuren der Menschen um 1900. Weselys Faszination gilt insbesondere dem spukhaften Verschwinden von Menschen in Bewegung, deren Konturen durch die langen Aufnahmezeiten nicht festgehalten wurden und deren Schemen er akribisch herauspräpariert.
Daneben präsentiert das Museum für Fotografie auch Arbeiten Michael Weselys aus vergangenen Jahren. Dazu zählt der erst kürzlich abgeschlossene Zyklus zum Leipziger und Potsdamer Platz, der die Entstehung des neuen Stadtquartiers von 1997 bis 2021 verfolgte. Eine weitere Werkgruppe zeigt Demonstrationen und Protestversammlungen, die von Wesely jeweils für einige Minuten aufgenommen wurden und in ihrer Flüchtigkeit nur Spuren und Schemen hinterließen. Sie werden mit bildjournalistischen Aufnahmen städtischen Lebens und von Demonstrationen der Fotografen Willy Römer und Bernard Larsson aus der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek ins Gespräch gebracht.
Zur Ausstellung ist ein Katalog im Hatje Cantz Verlag erschienen (136 Seiten, deutsch/englisch).
Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin
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