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Evidenz ausstellen

Praxis und Theorie der musealen Vermittlung von ästhetischen Verfahren der Evidenzerzeugung (DFG-Transferprojekt)

Das in Kooperation mit der Kolleg-Forschergruppe „BildEvidenz. Geschichte und Ästhetik“ der Freien Universität Berlin realisierte, auf drei Jahre angelegte DFG-Transferprojekt erforscht die Bedeutungsgefüge von Exponaten und ihrer Präsentation im Kontext von Museen und Ausstellungen. Ziel des Projektes ist es, aus kunstwissenschaftlicher Perspektive einen grundlegenden Beitrag zur Ausstellungstheorie zu leisten. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Sinnzusammenhänge, Wissensformen und besonders Evidenzeffekte von Kunstwerken im Medium der Ausstellung erzeugt, vermittelt und gesteigert werden. Der Evidenz-Begriff wird im Forschungszusammenhang der Kolleg-Forschergruppe als ein heuristisches Instrument genutzt, um die komplexen Sinnstiftungsprozesse von Bildern und künstlerischen Artefakten in einem weiten Feld von der Rhetorik über den epistemischen bis zum diskursiven Wahrheitsanspruch einzuordnen.  

Eine entscheidende Plattform und Basis für die Untersuchungen zur Ausstellung als Mittel der Evidenzerzeugung bildet dabei die von beiden Kooperationspartnern erarbeitete Präsentation „Double Vision. Albrecht Dürer & William Kentridge“, die vom 20.11.2015 bis zum 6.3.2016 am Kulturforum in der oberen Ausstellungshalle gezeigt wird. Im Fokus von „Double Vision“ stehen das vielfältige, bislang selten adäquat gewürdigte druckgrafische Werk des international renommierten Künstlers William Kentridge (geb. 1955 in Johannesburg) sowie ausgewählte Holzschnitte, Radierungen und Kupferstiche von Albrecht Dürer (1471-1528), der um 1500 die Bildsprache der neuzeitliche Druckgraphik auf eine ganz neue Ebene führte. Die Ausstellung wie das gesamte Projekt können sich dabei auf den reichen Bestand an Dürer-Druckgraphik am Kupferstichkabinett stützen, der im Rahmen des Transferprojektes erstmals komplett digitalisiert und der Forschung online zur Verfügung gestellt wird.  

Im Hinblick auf künstlerische Evidenzverfahren besonders aufschlussreich ist die Dürer wie Kentridge eigentümliche, in besonderem Maße reflektierte und forcierte Ästhetik des Schwarz-Weiß, die beide Künstler in ganz unterschiedlichen druckgraphischen Verfahren (vom Holzschnitt bis zur Heliogravüre) entwickelten. Diese medienspezifische Klammer – nicht vorrangig die partiell festzustellenden Rückgriffe Kentridges auf einzelne Motive Albrecht Dürers – motiviert die epochenübergreifende, in sieben thematische Räume gegliederte Zusammenschau der beiden Künstler.

Die mit dem Wiener Architekturbüro Holodeck entwickelte Präsentation wird zum exemplarischen Untersuchungsgegenstand des Transferprojektes. Das Potenzial, das bei der Entwicklung und Erprobung modellhafter Präsentationsformen (einschließlich der Kunstvermittlung) freigelegt wird, soll in der Konsequenz auch für andere historische und kulturelle Konstellationen fruchtbar gemacht werden.  


Ansprechpartner: Dr. Andreas Schalhorn & Dr. Elke Anna Werner (FU Berlin)
Kooperationspartner und Antragsteller bei der DFG: Kolleg-Forschergruppe „Bild Evidenz. Geschichte und Ästhetik“ an der FU Berlin (Prof. Dr. Klaus Krüger, Dr. Elke Anna Werner)
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft und Staatliche Museen zu Berlin (Ausstellung)
Projektlaufzeit: Januar 2015 bis Dezember 2017