Augsburg, um 1600, Ebenholz, teilweise furniert auf Kiefernholz; vergoldete Silber- und Eisenbeschläge; Glasflaschen, teils mit vergoldeter Silbermontierung; rotes Seiden- und Samtfutter, Borten mit Goldfäden; Klebezettel aus Papier; Inv. Nr. F 256; erworben 1935 aus der Sammlung Albert Figdor, Wien
Der Apothekenkasten stammt angeblich aus dem Besitz des Kardinals Camillo Borghese (1552–1621), der seit 1605 als Paul V. Papst war. Die Beschriftungen im Innern des Kastens sind in alemannischer Mundart verfasst und verweisen auf die Herkunft des Arztes oder Apothekers, der ihn sachkundig gefüllt hatte. Haus- und Reiseapotheken kamen gegen 1600 in Gebrauch. Sie wurden vor allem in Augsburg gefertigt. Auf diesen Herstellungsort verweisen auch die beiden Goldschmiedemarken eines der Silberverschlüsse, der Augsburger „Pyr“ und das Meisterzeichen des Hans Georg I Brenner (um 1564–1632).
Vom Inhalt des Apothekerkastens, von dessen Art und Umfang die Beschriftungen Zeugnis geben, sind leider nur einige der gläsernen Flaschen erhalten geblieben. Sein Vorzustand war durch zahlreiche Beschädigungen sowohl am hölzernen Korpus als auch an der textilen Auskleidung geprägt. Die Oberflächen des Kastens und der Auskleidung waren stark verschmutzt und großflächig mechanisch beschädigt. Ebenholzfurnier und Profilleisten hatten sich partiell vom Träger gelöst und wiesen Fehlstellen auf. Ein großer Teil der Profilleisten war nicht mehr vorhanden. Die textile Auskleidung hatte sich in vielen Bereichen abgelöst und war besonders am Deckel eingerissen. Sowohl die feuervergoldeten Eisen- und Silberbeschläge als auch die Silberfäden der Tressen waren stark korrodiert. Bei den Restaurierungsarbeiten standen konservatorische Maßnahmen im Vordergrund. Um einen geschlossenen Gesamteindruck zu erhalten, wurden am Holzkorpus fehlende Profile und Ausbrüche ergänzt und Risse ausgefüllt.
Förderung: Die Restaurierung wurde gefördert durch die Julius-Lessing-Gesellschaft, Verein der Freunde des Kunstgewerbemuseums Berlin e.V.
Ausführende Restauratoren: Ulrike Herrklotsch, Berlin (Textil); Franziska Kierzek, Kunstgewerbemuseum (Glas); Klaus-Dieter Pelz, Kunstgewerbemuseum (Holz)