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Brettspielkassette mit Spielsteinen

Süddeutschland (Augsburg?), 1. Drittel 17. Jahrhundert; Rahmen mit Füllung aus Obstholz (Malus sp.); Hornmarketerie, verschieden gefärbt und mit vergoldeter oder versilberter Gravur; Perlmutter mit schwarzer Gravur, Hinterglasvergoldung auf der Frontplatte; feuervergoldete Messingbeschläge. Spielsteine Eichenholz, Vorderseite mit durchbrochenem und graviertem Perlmutter oder Horn belegt, darunter in Schichten rückseitig mit Kupferresinat oder Gold belegtes transparentes Muskovit, teilweise auf Papier oder vergoldeter Messingfolie. Rückseitig Horn mit vergoldeter oder versilberter Gravur. Inv. Nr. Id 1156 a,b (1–29); Provenienz unbekannt, 1958 aus der Sowjetunion zurückgeführt.

Die Brettspielkassette enthält innen ein kunstvoll verziertes Spielfeld für Tric-Trac (deutsch: Wurfzabel oder Puff), die Frühform des Backgammon. Eine der Außenseiten zeigt ein Spielfeld für Dame, die andere ein reiches Grotesken- Ornament. Erhalten sind alle 15 schwarzen und 14 weiße Spielsteine, jedoch keine Würfel. Die aufwändige Einlegetechnik sowie der Ornamentstil sprechen für eine Entstehung der Kassette in Augsburg, dem damals führenden Zentrum der Möbelkunst in Deutschland.

Partiell lose und fehlende Horn- und Perlmutterteile sowie Farbveränderungen, starke Verkrustungen der Oberfläche und nicht originale Überzüge charakterisierten das Schadensbild der Kassette und der Spielsteine. Die Kombination von verschiedenen Materialien gestaltete die Konservierung besonders kompliziert. Unterschiedliches hygroskopisches Verhalten von Horn, Perlmutt, Messingfolie und Muskovit (Tonerde-Glimmer) hatte das Lösen der Leimbindungen zum Holzträger bewirkt.

Zu den typischen Arbeiten des Holzrestaurators gehörten das Festlegen loser Marketerie (Einlegearbeit) und das behutsame Ergänzen von Fehlstellen. Klebstoffreste waren gründlich zu entfernen, um den neuen Klebungen ausreichend Haftgrund zu gewährleisten.

Die Priorität der konservatorischen Maßnahmen galt der Verhinderung weiterer Substanzverluste. Dabei waren die vorhandenen Teile so zu erhalten, dass die ursprüngliche Konzeption des Werkes möglichst weitgehend erkennbar ist.


Ausführende Restauratoren: Christian Fischer, Kunstgewerbemuseum; Josefin Tönjes, Studentin der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim