Karl Friedrich Schinkel, Die Zauberflöte, Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, Entwurf zur Dekoration, Die Sternenhalle der Königin der Nacht, Detail / Bildnachweis: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders

Karl Friedrich Schinkel, Die Zauberflöte, Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, Entwurf zur Dekoration, Die Sternenhalle der Königin der Nacht, Detail / Bildnachweis: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders

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Virtual Couture. 3D digitale Rekonstruktion und Animation

Das Pilotprojekt „Virtual Couture. 3D digitale Rekonstruktion und Animation“ macht sich die digitale 3D-Rekonstruktion und Animation von Kleiderensembles aus der Modesammlung des Kunstgewerbemuseums zur Aufgabe.

Die auf ein Jahr festgelegte Projektförderung erfolgt über das Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS). Ausgangspunkt war der Gedanke, die dauerhaft im Depot in flachen Kartons lagernden Kleider digital in Bezug auf Form, Volumina und textile Eigenschaften erfahrbar zu machen und sie zugleich für die Forschung und Lehre zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Ansatz ergibt sich darüber hinaus das Potenzial, die digitale 3D-Ansicht und die dynamische Version der Modelle in die Objektpräsentation im Museum einzubinden.

Vier bislang nicht gezeigte Modelle aus der 2003 erworbenen Sammlung internationaler Modeklassiker der Schweizer Sammler Martin Kamer und Wolfgang Ruf stehen im Zentrum dieses Projekts.

  • Das cremefarbene, hoch gegürtete, bodenlange Chemisenkleid besteht aus zwei Vorderteilen und weist ein tiefes, mit einem Tunnelband zu raffendes Dekolleté auf. Stilistisch ist das Kleid nach England in das späte 18. Jahrhundert (1795–1800) zu verorten. Die schmalen Ärmel sind halblang und bedecken die Ellbogen. Das Kleid ist aus weißem Baumwollbatist mit eingewebten Streifen gefertigt und mit sich kreuzenden Blumenranken bestickt.
  • Das um 1920 entstandene knöchellange, ärmellose Chemisenkleid von Jeanne Lanvin mit Bateauausschnitt und einem mit Glasperlen bestickten Hüftgürtel weist die zeittypische, modische röhrenförmige Silhouette auf. Es besteht aus einem fließenden Oberkleid aus lachsfarbenen Crepe Chiffon und einem schmaleren Unterkleid aus Crepe de Chine im gleichen Farbton. Das Kleid hat zwei längere, mit Glasperlen bestickte Seitenpaneele sowie fünf, ebenfalls mit Glasperlen bestickte Bänder, die Vorder- und Rückseite des Kleides verzieren.
  • Das um 1922 datierte exquisite halblange Abendcape aus 4-lagigem himbeerrotem und schwarzem Crepe Chiffon von Gabrielle Chanel ist in einem plastischen, geometrischen Muster dicht mit schwarzen Stiftperlen und längeren, beweglichen silberfarbenen Perlenschnüren bestickt, die am Körper getragen ein Streifenmuster bilden. Mit Hilfe eines Passenbandes wird das Cape locker am Hals geschlossen.
  • Das schwarze, asymmetrische, bodenlange Haute-Couturekleid aus der Herbst/Winter-Kollektion 1976/77 von Madame Grès besteht aus Acetat-Faille. Das minimalistische, körpernahe Kleid mit Empiretaille und einseitigem Träger hat einen Ballonärmel, dessen Weite in Grès-typische, kleine Messerfalten gelegt ist, und in einen angeschnittenen Überwurf ausläuft, der auf verschiedene Arten drapiert und getragen werden kann.

Die vier Kleidermodelle werden erstmals in den künstlerischen und modehistorischen Kontext eingeordnet und erschlossen, ihre Entstehung, Material und Provenienzen werden recherchiert, sie werden vermessen und 3D-digital rekonstruiert. Dies umfasst die Schnittkonstruktion, visuelle Darstellungen in 360°-Ansichten mit und ohne Avatar sowie eine Animation, welche die Dynamik des Materials und die spezifischen Eigenschaften in Bewegung visualisiert. Die 3D-Modelle und Schnittzeichnungen werden bereitgestellt und die Arbeitsschritte nachvollziehbar dokumentiert, um eine Nachnutzbarkeit zu gewährleisten.

Im Ergebnis werden ausstellungsfähige, im Web navigierbare und im virtuellen Raum begehbare 3D-Rekonstruktionen dieses herausragenden Kulturguts aus dem Berliner Kunstgewerbemuseum bereitgestellt. Die textilen Ensembles können so über die sonst kurzen Ausstellungsphasen und über Berlin hinaus für das interessierte Fachpublikum und die vestimentäre Forschung greifbar und für die Allgemeinheit zugänglich gemacht, sowie über ergänzendes Bild- und Textmaterial eingeordnet und bewertet werden.


Wissenschaftliches und künstlerisches Team: Dr. Katrin Lindemann, Dr. Sabine de Günther, Dipl. Des. Andrea Döring
Kooperationspartner: AMD Akademie Mode und Design (Fachbereich Modedesign und Modemanagement), Fachhochschule Potsdam (Fachbereich Design)
Gefördert durch: digiS Berlin
Laufzeit: 01. Januar 2024 bis 31. Dezember 2024