14.09.2024
bis
05.01.2025
Kunstgewerbemuseum
Mit einer Multimedia-Installation präsentiert das Kunstgewerbemuseum die erste museale Einzelausstellung der slowenischen Künstlerin Robertina Šebjanič in Deutschland. Die Präsentation umfasst eine Serie forschungsbasierter Kunstwerke, die 2017 von Robertina Šebjanič in Mexiko initiiert und in Slowenien fortgesetzt wurde. Dazu gehören die Installation Neotenous Dark Dwellers _Lygophilia, der Videoessay Lygophilia _ Piscis Ludicrous / Transfixed Gaze und die Klangkomposition Dark Drops_ Lygophilia.
Im Zentrum stehen zwei faszinierende Kreaturen: der mexikanische Axolotl und der slowenische Proteus. Mit „Lygophilia“ möchte Robertina Šebjanič zum Nachdenken über unsere kulturellen Vorstellungen von Biologie und Evolution anregen. Axolotl und Proteus sind beeindruckende Beispiele für die Anpassungsfähigkeit von Lebewesen an die sich ändernden Prozesse in der Natur und erinnern uns daran, dass es vielfältige Formen von Intelligenz auf unserem Planeten gibt. Angesichts ökologischer, geopolitischer und gesellschaftlicher Veränderungen möchte die Künstlerin auch zu mehr Empathie und Respekt für unsere natürliche Umwelt aufrufen.
Im Kunstgewerbemuseum vernetzt sich die Installation „Lygophilia“ mit der Sammlung des Hauses. Exponate aus verschiedenen Materialien und Epochen sowie unterschiedlicher Herkunft werden in der Intervention „Wunderkammer #3“ neu kontextualisiert. Dadurch entstehen neue Objekt-Erzählungen.
In zwei transparenten, mobilen Wunderkammern, die gleichzeitig an die alten Vitrinen in Naturkundemuseen, Brutkästen oder gläserne Labore erinnern, hat die Künstlerin Objekte aller Art versammelt: naturwissenschaftliche Zeichnungen und Dokumente, Glasobjekte, Laborutensilien und andere Fundstücke.
Die Besucher*innen sind eingeladen, in die geheimnisvolle dunkle Welt von Axolotl und Proteus einzutauchen. Beide sind aquatische Salamander, die sich durch ihre Langlebigkeit und ihre außergewöhnlichen Regenerationsfähigkeiten auszeichnen. Auch im Erwachsenenalter bewahren sie ewige Jugend. Sie sind Protagonisten alter Mythen, gehören zum kulturellen Erbe Mexikos und Sloweniens und dienen als nationale Symbole. Aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften stehen sie im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Hightech-Forschung. Gleichzeitig sind sie vom Aussterben bedroht.
In ihrem Videoessay „Lygophilia _ Piscis Ludicrous / Transfixed Gaze“untersucht Robertina Šebjanič diekomplexe Geschichte, Gegenwart und Zukunft des mexikanischen Axolotl aus unterschiedlichen Perspektiven: als eine vom Aussterben bedrohte Art; als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung aufgrund seiner einzigartigen Regenerationsfähigkeit; als kulturelles Symbol, das eine Brücke zwischen Biopolitik, dekolonialen Beziehungen und zeitgenössischer Mythologie schlägt.
Wie können die Parameter der ökologischen Bedürfnisse anderer Spezies in Zeiten der „dunklen Ökologie“ (Timothy Morton) wahrgenommen werden? Robertina Šebjanič hinterfragt die Beziehung zwischen Mythologie und wissenschaftlichen Fakten, die mit der Populärkultur verschmolzen sind, und lädt uns ein, einen tieferen Blick auf das Zusammenleben und die Koexistenz zwischen den verschiedenen Spezies zu werfen.
Die slowenische Künstlerin Robertina Šebjanič beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit den biologischen, chemischen, (geo-)politischen und kulturellen Realitäten der aquatischen Umwelt und den Auswirkungen des Menschen auf andere Organismen. Ihre Projekte fordern die Entwicklung empathischer Strategien, die darauf abzielen, die anderen (nicht-menschlichen) Organismen anzuerkennen. In ihrer Analyse des Anthropozäns verwendet die Künstlerin die Begriffe „Aquatozän“ und „aquaforming“, um auf die menschlichen Eingriffe in die Meeresumwelt hinzuweisen.
Die Ausstellung findet im Rahmen von „More than Human. Design after the Anthropocene“ statt und wird kuratiert von Claudia Banz, Kuratorin für Design am Kunstgewerbemuseum.
Die Ausstellung „Lygophilia“ entsteht in Zusammenarbeit mit dem Slowenischen Kulturzentrum SKICA in Berlin.
Eine Sonderausstellung des Kunstgewerbemuseums – Staatliche Museen zu Berlin
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