23.07.2021
bis
10.10.2021
Kunstgewerbemuseum
Im Design Lab#10 trifft die zeitgenössische Kunst des Gold- und Silberschmiedens auf historisches Goldschmiedehandwerk. Ulla und Martin Kaufmann gehören zu den bedeutendsten Gold- und Silberschmieden der Gegenwart und haben mit ihren Kuben autonome Objekte der Kunst geschaffen jenseits von Funktionalität oder Repräsentation. In der Ausstellung „Alles klappen!“ treten ihre Arbeiten in einen spannenden Dialog mit prominenten Exponaten aus der Sammlung des Kunstgewerbemuseums, darunter dem reichen Schatz des Lüneburger Ratssilbers.
Mit ihren Kuben erweitern Ulla und Martin Kaufmann die tradierten, zwischen Schmuck und Repräsentation angesiedelten Grenzen der Goldschmiedekunst. Tatsächlich kommen die Kuben als eine Art selbstbezüglicher Readymades daher, die ihre Herkunft aus der Welt des Alltags leugnen. Eine persönliche Handschrift ist auf den ersten Blick nicht erkennbar, die Funktionalität wird ebenso negiert wie inhaltliche Implikationen oder ein etwaiger künstlerischer Mehrwert. Die ersten Kuben von Ulla und Martin Kaufmann entstanden auf dem geistigen Nährboden einer Zeit, in der Künstler*innen immer neue Strategien entwickelten, um die traditionellen Vorstellungen der Hochkunst auszuhebeln. Nicht wenige, darunter Josef Albers mit seinen Hommage to the Square oder Donald Judd mit seinen specific objects, strebten nach einer Reduktion von Malerei und Skulptur auf das Wesentliche und die Rückführung von Kunst auf den bloßen Objektstatus.
Auch die Kuben von Ulla und Martin Kaufmann können als autonome Objekte der Kunst verstanden werden, entstanden aus dem Geist des Goldschmiedehandwerks. Sie verkörpern die Idee einer in sich ruhenden Willkürlichkeit unabhängig jeglicher schmuckhaften Verantwortung. Darin besteht der Reiz für den Betrachter. Ihn braucht es auch zum Öffnen, denn erst in dieser erkennenden Bewegung erschließt sich das verborgene Wesen eines jeden Kubus.
Die Kuben werden aus vergoldetem Messing gebaut: Die Platten werden zuerst gefräst, auf Linie gebracht und dann gelötet. Das Löten erschwert die Arbeit und macht zugleich sicherer in der Form. Es ist die vermittelnde Technik, die das ‚Ding‘ zum Leben erweckt. Die Vergoldung ist kein Selbstzweck, sondern verhilft dem Objekt zu einer einheitlichen Farbigkeit. Denn darauf kommt es an, auf den „Ausdruck“. Aber „ist der Kubus zu perfekt, wird er reizlos und uninteressant“, so Ulla Kaufmann. „Unser Traum ist es, den Kubus am Ende wieder zu einer Fläche klappen zu können. Wenn wir das geschafft haben, dann haben wir gewonnen“. Der Titel der Ausstellung „Alles Klappen“ benennt also zugleich den Antrieb der jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit dem Kubus, das geistige Konzept ebenso wie das handwerkliche Können. Die Beherrschung von Material und Technik verbindet sich mit einer klaren, ästhetischen Auffassung von Raum. Bei den Kuben erschließt sich Verhältnis von Innen und Außen erst durch das Aufklappen.
Mit den Grenzen der traditionellen Handwerkskunst zu brechen und dabei neue Möglichkeiten auszuloten, die das jeweilige Material ermöglicht, das Lösen von traditionellen Denkweisen, all dies charakterisiert die Arbeiten von Ulla und Martin Kaufmann. Da gibt es Broschen zum Zusammenhalten von Stoffen, die ohne Verschlüsse, oder Becher, die ohne ‚Füße‘ auskommen. Denn früher benötigten Becher immer einen Standring, um überhaupt stehen zu können. Mit dieser Tradition haben sie gebrochen: Jetzt bildet ein geschliffener Bergkristall den Fuß des Bechers, oder er wird eher architektonisch aufgefasst, wie eine Art Säule. Überhaupt ist die minimalistische Architektur neben der Skulptur eine wesentliche Bezugsgröße im Schaffen von Ulla und Martin Kaufmann.
Das Design Lab#10 Alles Klappen! wird kuratiert von Claudia Banz und Ulla Kaufmann.
Eine Sonderausstellung des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin
Die Ausstellungsreihe „Design Lab“ lädt seit 2019 ausgewählte Designstudios, Studierende und Aktivist*innen ein, aktuelle Projekte vorzustellen und in einen Diskurs mit der Sammlung des Kunstgewerbemuseums zu treten. Kuratiert wird die Reihe von Claudia Banz, Kuratorin für Design am Kunstgewerbemuseum. Sie wird gefördert durch das Kuratorium Preußischer Kulturbesitz.
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