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Neue Scan-Technik CultLab3D: Wie Museumsstücke am Fließband digitalisiert werden können

06.11.2014
Kulturforum

Es ist eine Revolution im Museum: Mit der Scanstraße CultLab3D können Sammlungsobjekte in nur wenigen Minuten dreidimensional erfasst und in authentische digitale Modelle gerechnet werden. Waren 3D-Reproduktionstechniken von Museumsschätzen bislang teuer und vor allem zeitaufwendig, bietet die neue, rund sieben Meter lange Digitalisierungsstraße CultLab3D nun ein optimiertes und ökonomisches Verfahren. Entwickelt wurde sie vom Fraunhofer IGD gemeinsam mit den Staatlichen Museen zu Berlin und dem Liebieghaus in Frankfurt in einem vom Bundesministerium für Wirtschaft geförderten Projekt.

Günther Schauerte, Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagt dazu: "Digitalisierung im Museum ist durch die Dreidimensionalität der Objekte weit komplexer als in der Bibliothek und im Archiv. Hier wie dort geht es jedoch um dasselbe Ziel: der Forschung, aber auch der breiten Öffentlichkeit auf neue Weise unsere Kulturgüter zugänglich zu machen. Für die tägliche Museumspraxis bedeutet die neue Technik aber auch: Wissenschaftliche Projekte und Restaurierungen können besser vorbereitet werden, wir können mehr erfahren über die ursprüngliche Form von oft nur bruchstückhaft erhaltenen Objekten und ihre Materialität kann klarer bestimmt werden."

"CultLab3D setzt auf die Automatisierung des Digitalisierungsprozesses von Kulturgütern mittels modernster Scan- und Beleuchtungstechnik", erklärt Pedro Santos vom Fraunhofer IGD In einer bislang weltweit einmaligen 3D-Scanstraße durchlaufen die Objekte den ARC, einen speziellen Scanbogen, dessen photogrammatische Ausstattung das Objekt in nur wenigen Minuten von allen Seiten erfasst. Danach schließt ein an einem Roboterarm montierter Scanner mögliche verbliebene Fehlstellen. Aus über 6000 Bildern wird anschließend das Modell zusammengesetzt. Dabei werden auch die Struktur und Farbigkeit der Oberflächen und die optischen Materialeigenschaften berücksichtigt. Mit einer Auflösung im Mikrometerbereich entspricht das digitale Modell höchsten Qualitätsansprüchen.

Die digitale Reproduktion dreidimensionaler Objekte rückt heute zunehmend in den Vordergrund. Im Unterschied zu herkömmlichen fotografischen Methoden bilden digitale 3D-Modelle die komplette Geometrie des Objekts ab. Damit sind sie für ein breites Anwendungsspektrum das ideale Reproduktionsmedium. In vielen Bereichen der Sammlungs- oder Funddokumentation erlauben digitale 3D-Modelle eine berührungsfreie Vermessung und einen authentischeren Blick auf Materialität und Statik als dies mit zweidimensionalen Abbildungen möglich wäre. Für die Wissenschaft und Forschung sind sie zudem oft der einzige Weg, komplexe Sachverhalte zu veranschaulichen oder den analysierenden Vergleich hypothetischer Varianten zu erlauben. Darüber hinaus lassen sich mittels 3D-Modelle attraktive Vermittlungsangebote entwickeln - von der virtuellen Rekonstruktion fragmentierter historischer Bauten und Objekte bis zur Nutzung im Bereich der Augmented Reality. Auch die Anfertigung von Repliken im Maßstab 1:1 ist möglich.

Noch bis zum 7. November 2014 ist CultLab3D in Berlin (Kulturforum) und digitalisiert in einem Testlauf Statuetten der Antikensammlung, Keilschrifttafeln des Vorderasiatischen Museums, Objektkunst aus den Sammlungen der Kunstbibliothek, Blasinstrumente der musikethnologischen Sammlung des Ethnologischen Museums, Objekte des Ägyptischen Museums sowie der Gipsformerei, aber auch kleinere Objekte wie Münzen aus dem Münzkabinett (Sonderausstellungshalle am Kulturforum (Untergeschoss). Der Testlauf dient der Weiterentwicklung der Scanstraße und der Evaluierung des Verfahrens. Herausgefunden werden soll, welche spezifischen Anforderungen in der Museumspraxis zu berücksichtigen sind, welches die Vorteile gegenüber den bisherigen Verfahren sind und wie die Technik zu optimieren ist.

Veranstaltungshinweis: EVA Berlin 2014

Bereits zum 21. Mal findet am 5. - 7. November 2014 die EVA Berlin Konferenz zum Thema "Elektronische Medien & Kunst, Kultur und Historie" statt. Veranstaltungsort ist wie in den vergangenen Jahren das Kunstgewerbemuseum am Kulturforum Potsdamer Platz (Matthäikirchplatz 8, 10785 Berlin). Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf dem Thema "Kultur in 3D". Nach den einleitenden Workshops eröffnet Tim Renner, Staatssekretär für Kultur, am 6. November 2014 die Konferenz. 

Weitere Informationen

www.preussischer-kulturbesitz.de/schwerpunkte/digitalisierung.html

www.cultlab3D.eu

www.eva-berlin.de

www.igd.fraunhofer.de