22.04.2025
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Christian Boltanskis „The Missing House“ von 1990 geht als Schenkung von Annette Messager an den Hamburger Bahnhof und ist dauerhaft für die Öffentlichkeit gesichert. Das Kunstwerk im öffentlichen Raum in Berlin Mitte wird Teil der „Unendlichen Ausstellung“, die Museum und Stadtraum verbindet. Die 24 Namensschilder der Installation in der Großen Hamburger Straße 15-16 erinnern an einstige Bewohner*innen eines im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hauses. Die über zwei 20 Meter hohe Hauswände verteilten Tafeln werden nach umfangreicher Restaurierung zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 2025 wieder vor Ort installiert.
„The Missing House“ des französischen Künstlers Christian Boltanski entstand im Rahmen des Ausstellungsprojekts „Die Endlichkeit der Freiheit Berlin 1990“ im öffentlichen Raum in Berlin Mitte. Die Installation thematisiert die NS-Zeit, den Holocaust und die Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Das 1911 erbaute Haus in der Großen Hamburger Straße 15-16 war vor allem von jüdischen Familien bewohnt, die enteignet und deportiert wurden. Andere starben bei einem Bombenangriff am 3. Februar 1945. Auf den 24 an zwei Brandmauern befestigten Schildern sind die Namen von jüdischen und nicht-jüdischen Bewohner*innen sowie jeweils ihr Beruf und die Zeitspanne festgehalten, in der sie hier gelebt haben.
Als Teil der „Unendlichen Ausstellung“ des Hamburger Bahnhof kann die Öffentlichkeit ab 8. Mai zum 80. Jahrestag des Kriegsendes über eine Microsite und das Booklet in selbstgeführten Rundgängen mehr über das Kunstwerk erfahren. Nach umfangreicher Restaurierung ersetzen im Außenraum Repliken die originalen Holztafeln, die im Museum bleiben.
Im Namen des von Annette Messager gegründeten Fonds de dotation Christian Boltanski freue ich mich, dass ‚The Missing House‘ in die Sammlung des Hamburger Bahnhof aufgenommen wird. Das Hauptwerk des Künstlers ist nicht nur die erste öffentliche Installation im Stadtraum, sondern auch das erste Werk des Künstlers, in dem das Thema des Schicksals eine sinnbildhafte Form annimmt. Diese Schenkung, durch die Sichtbarkeit des Werks für möglichst viele Menschen und der dauerhafte Bestand für künftige Generationen garantiert wird, unterstreicht sein Wesen als Mahnmal unserer gemeinsamen europäischen Geschichte.
Annalisa Rimmaudo, Präsidentin des Stiftungsfonds Christian Boltanski
Wir sind begeistert, dass wir Christian Boltanskis bedeutendes Werk für Berlin dauerhaft sichern konnten. Dank großzügiger Förderung und dieser wunderbaren Schenkung wächst die Sammlung und zugleich das kostenfreie Angebot des Hamburger Bahnhofs. Als Teil der Unendlichen Ausstellung steht das Werk für unser Engagement in der Stadt und die Sichtbarmachung der Geschichte Berlins.
Till Fellrath und Sam Bardaouil, Direktoren Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Am Samstag, 10. Mai 2025 findet ein Talk mit der Kunsthistorikerin Sarah Alberti im Hamburger Bahnhof (Invalidenstraße 50) statt. Ab 1. Juni finden an jedem ersten Sonntag im Monat kostenlose Werkgespräche vor Ort in der Großen Hamburger Straße statt (14 Uhr deutsch-, 15 Uhr englischsprachig).
Der französische Künstler Christian Boltanksi (1944-2021) wuchs in Paris in einer Familie auf, die von Geschehnissen des Holocaust geprägt war. Sein Werk erkundet die universellen Themen von Erinnerung und das Verschwinden individuellen Schicksals. Boltanski hat mehrfach an der documenta teilgenommen (1972; 1987) und nahm an „Zeitlos“ (1988) im Hamburger Bahnhof teil. In Paris fanden Retrospektiven statt, 2010 „Monumenta“ im Grand Palais und 2019 im Centre Pompidou. 2011 bespielte er den französischen Pavillon der Kunstbiennale in Venedig.
Mittlerweile umfasst die „Unendliche Ausstellung“ 21 Kunstwerke aus der Sammlung des Hamburger Bahnhof im Innen- und Außenraum des Museums. Eine Microsite und ein Booklet führen durch Museum, Garten sowie angrenzende Bereiche und verbinden Sammlung, Geschichte, Gebäude und Nachbarschaft. Zum Rundgang zählen Dan Flavins Lichtinstallation (1996), historische Orte wie der ehemalige Grenzübergang Invalidenstraße, Christian Boltanskis „The Missing House“ in der Großen Hamburger Straße (1990) sowie Auftragsarbeiten von den Berliner Künstlerinnen Judith Hopf (2023) und Claudia Wieser (2024). Zum diesjährigen Open House (13 bis 15. Juni 2025) wird eine Soundinstallation von Susan Philipsz hinzukommen.
„The Missing House“ ist eine Schenkung von Annette Messager, Courtesy Fonds de dotation Christian Boltanski.
Die Restaurierung wurde vom Landesdenkmalamt Berlin und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert.
Gefördert von Hamburger Bahnhof International Companions e. V.
Passende Veranstaltungen
Geteiltes Erinnern – Talk zu „The Missing House“ (1990) von Christian Boltanski (10.05.2025) Werkgespräch: Christian Boltanski – The Missing House (01.06.2025) Workshoptalk: Christian Boltanski – The Missing House (01.06.2025)
Ausstellung
Unendliche Ausstellung
Dauerausstellung
Pressemitteilung