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Drei Teile einer Predella von Fra Angelico: Forschung zum ursprünglichen Werkzusammenhang

Die drei Szenen aus dem Leben des Hl. Franziskus stammen aus dem unteren Teil eines Altarretabels, einer sog. Predella. Sie wurden etwa 1429 von Fra Angelico für eine Bruderschaft, die sich im Konvent des Franziskanerklosters von Santa Croce in Florenz traf, gemalt. In der Sonderausstellung „Fra Angelico“ im Palazzo Strozzi in Florenz werden ab September 2025 erstmals die drei Predellenteile aus der Berliner Gemäldegalerie mit den weiteren erhaltenen Teilen des Retabels zusammengeführt. Als Vorbereitung für die Ausleihe waren konservatorische Maßnahmen erforderlich. Durch die aktuellen Untersuchungen der drei Holztafelgemälde konnten wichtige neue Erkenntnisse zum kunsttechnologischen Aufbau gewonnen und Fragen zur ursprünglichen Form des Retabels geklärt werden.

Die Berliner Predellenszenen im Kontext

Die ursprünglich aus einem schmalen Brett bestehende Predellentafel wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt zersägt und so die einzelnen Bildszenen voneinander getrennt: Neben den drei Szenen in Berlin gibt es zwei weitere Tafeln, die sich heute im Lindenau-Museum Altenburg und in der Pinacoteca Vaticana in Rom befinden. Der zugehörige Altaraufsatz mit Mitteltafel und Seitenflügeln ist im Museo di San Marco in Florenz aufbewahrt und wird dort in Zusammenarbeit mit der Opificio delle Pietre Dure untersucht und restauriert. Durch die aktuelle Forschung konnten viele Fragen geklärt werden, etwa zur ursprünglichen Anordnung der Bildszenen oder zu verlorenen gegangenen Zierelementen.

Kunsttechnologische Untersuchung

Die Restauratorinnen der Gemäldegalerie untersuchten die drei Predellentafeln (Kat. Nr. 61, 61A, 62) mithilfe von Röntgenaufnahmen, Infrarotreflektografien, UV-Fluoreszenz sowie mit dem Stereomikroskop. Durch die Untersuchung der Holztafeln und den Vergleich untereinander konnten zahlreiche neue kunsttechnologische Erkenntnisse zur Herstellungstechnik der Holztafel, über die Maltechnik Fra Angelicos bis hin zu späteren Veränderungen und Überarbeitungen der Tafelbilder gewonnen werden. Die Infrarotreflektografie verdeutlicht die ersten zeichnerischen Anlagen der Malerei auf der grundierten Predella. In der „Erscheinung des Hl. Franziskus in Arles“ konnte so eine frühere Änderung der Bildszene entdeckt werden. Eine Publikation zu den Ergebnissen der kunsttechnologischen Untersuchung ist geplant.

Zustand und durchgeführte Maßnahmen

Alle drei Holztafeln wurden nicht nur aus der einstigen Predellentafel herausgesägt, die Tafeln wurden in der Vergangenheit zusätzlich auf der Rückseite mit einem Hobel auf eine Stärke von 8 bis 12 mm gedünnt. Dies erhöht die Empfindlichkeit der Gemälde gegenüber Klimaschwankungen und resultierte an den vorliegenden Tafeln unter anderem in einer leichten Schrumpfung des hölzernen Bildträgers. In der Malerei entstanden dadurch kleinteilige Lockerungen.

Als Vorbereitung für die Sonderausstellung in Florenz wurden die Berliner Gemälde konservatorisch und restauratorisch bearbeitet. Schwerpunkt war die Festigung der fragilen Malschicht unter dem Mikroskop. Für die Präsentation in der Sonderausstellung erhalten alle Predellenteile zudem eine neue Vitrine.


Ziele und Ergebnisse: Untersuchung der Berliner Predellentafeln und vergleichende Auswertung mit den technologischen Befunden der zugehörigen Tafeln; Sonderpräsentation der drei Berliner Tafeln im Palazzo Strozzi
Ausstellungslaufzeit: September 2025 bis Januar 2026 (Fra Angelico“, Fondazione Palazzo Strozzi und Museo di San Marco, Florenz)
Projektträger: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Projektbeteiligte: Sina Krol, Ute Stehr, Gemälderestauratorinnen und Christoph Schmidt, technischer Fotograf, Gemäldegalerie
Laufzeit: 2025