Bitte beachten Sie: Wegen einer Veranstaltung bleibt die Gemäldegalerie am Donnerstag, 23. Januar 2025 geschlossen. Wir bitten um Verständnis.
Das „Bildnis eines Mannes mit rotem Chaperon, sog. Giovanni Arnolfini“, um 1435/38 ist Teil des herausragenden Bestands an Gemälden des flämischen Künstlers Jan van Eyck (1390/1440-1441) in der Gemäldegalerie. Nach der aufwendigen Restaurierung 2021/22 kehrt es in die Dauerausstellung „Malerei vom 13. bis zum 18. Jahrhundert“ zurück.
Das Täfelchen zeigt einen etwa 40 Jahre alten Mann mit grünem Gewand und einer tiefroten, aufwendig geschlungenen Kopfbedeckung, einem sogenannten Chaperon. Sein schmales Gesicht mit der markanten großen Nase lässt keinen Zweifel daran, dass es derselbe Mann ist wie auf Jan van Eycks berühmtem, 1434 datierten Doppelbildnis in London, das allgemein als Darstellung des aus Lucca stammenden Kaufmanns Giovanni Arnolfini und seiner Frau gilt. Letztlich ist diese Identifizierung allerdings nicht gesichert.
Bereits Im Jahre 2019 wurde Jan van Eycks „Portrait des Baudouin de Lannoy“ restauriert. Das „Bildnis eines Mannes mit rotem Chaperon“ befindet sich in einem vergleichbaren Vorzustand, beeinträchtigt durch eine sehr dicke Firnisschicht mit intensiven Trübungen sowie durch fleckige alte Retuschen.
Zur Vorbereitung einer umfassenden Restaurierung liegt der Fokus auf der Erfassung der Restaurierungsgeschichte und des heutigen Zustands des Gemäldes. Im Hinblick auf die geplante Firnisabnahme werden die aufliegenden Firnisse, Überzüge und Retuschen eingehend begutachtet und auf mögliche Reste eines originalen Überzugs untersucht.
Der Zustand des Berliner Gemäldes ist geprägt durch ein besonders dickes Firnispaket, bestehend aus mehreren Schichten mit eingebetteten Retuschen – vermutlich aus mehreren Jahrhunderten. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bemerkt, dass sich dünne Farbschichten von dem darunterliegenden hellen Untergrund abheben. Dieses Problem ist auch heute noch akut. Im grünen Gewand sind dadurch viele kleine Farbausbrüche entstanden, die von alten verfärbten Retuschen bedeckt sind. Dadurch entsteht ein fleckiges Erscheinungsbild. In den 1970er-Jahren wurde bereits versucht, die Trübungen des Firnisses zu reduzieren.
Die Voruntersuchungen am Gemälde und anhand von Querschliffen zeigen, dass die Trübungen der Malerei größtenteils von einer grauen Schicht verursacht werden, die weit unten im Schichtenpaket liegt. Sie wird in der aktuellen Restaurierung ebenfalls entfernt. Da sich dieses Material aber als schwer löslich erweist, muss die Methode zur Abnahme hier sehr individuell angepasst und modifiziert werden. Diese Arbeiten werden durch Materialanalysen des Rathgen-Forschungslabors unterstützt.
Die Abnahme der obersten Firnisschichten und der grauen Schicht erfolgt unter dem Mikroskop in separaten Arbeitsschritten in kleinteiliger, zeitaufwendiger Arbeit. Zur Beurteilung des Ergebnisses und zur Kontrolle während der Arbeiten kommt auch UV-Strahlung zum Einsatz, die bestimmte Materialien zur Fluoreszenz anregt und somit ein sehr differenziertes Bild der Oberfläche geben kann. Im Anschluss daran werden Lockerungen in der Malschicht gesichert und kleinteilige Fehlstellen gekittet und retuschiert. Abschließend wird ein dünner neuer Firnis aufgetragen.
Das Gemälde mit seiner faszinierenden Maltechnik und all seinen minuziösen Details wird voraussichtlich Ende 2022 wieder in der Dauerausstellung „Malerei vom 13. bis zum 18. Jahrhundert" der Gemäldegalerie zu sehen sein.
Laufzeit: November 2021 bis September 2022
Ansprechpartner*innen: Babette Hartwieg, Leitung Kunsttechnologie und Restaurierung, Sandra Stelzig, ausführende Diplom Restauratorin, Stephan Kemperdick, Kustos frühe niederländische Malerei