Das knapp drei Meter hohe Altarbild „Lebendes Kreuz von Ferrara” von Sebastiano Filippi, gen. Bastianino, stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die ikonografisch spannende und eher seltene Darstellung des Kreuzes mit Armen an seinen Balkenenden zeigt mit vielen begleitenden Szenen eine Allegorie des Alten und Neuen Testaments. Das Gemälde nimmt die Darstellung eines wandfüllenden Freskos von Garofalo „Il Nuovo e il Vecchio Testamento”, das heute in der Pinacoteca Nazionale Ferrara (Inv. 143) zu sehen ist, auf.
1912 schenkten die Nachfahren des Hamburger Konsuls Eduard Friedrich Weber das Gemälde der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt-Universität zu Berlin). Das Bild lagerte über die Kriegsjahre im Berliner Dom. Durch die dort ungünstigen klimatischen Bedingungen schrumpfte die Pappelholztafel und bildete Risse. Gleichzeitig kam es zu starken Malschichtlockerungen und erheblichen Verlusten der Malerei. Viele feinteilige Fehlstellen, ältere großflächige Übermalungen, vergilbte Firnisse und Rückstände früherer Festigungen beeinträchtigten die Gesamtwirkung des Kunstwerkes erheblich.
Das Gemälde befindet sich seit 2015 als Dauerleihgabe in der Gemäldegalerie. Es ist das gemeinsame Anliegen von Gemäldegalerie und Humboldt-Universität, das Bild nach über 100 Jahren der Lagerung der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Durch ein von der Ernst von Siemens Kunststiftung finanziertes, umfassendes Konservierungs- und Restaurierungsprogramm wird die Tafel aktuell kunsttechnologisch untersucht und gesichert. Die Maßnahmen sehen unter anderem eine Abnahme vergilbter Firnisschichten, farbveränderter Retuschen, großer Übermalungen sowie grober Kittungen aus mehreren Restaurierungsphasen vor. Die Risse des hölzernen Bildträgers müssen verleimt werden, bevor die Fehlstellen des Gemäldes anschließend neu gekittet und zurückhaltend retuschiert werden können. Mit einem schützenden neuen Firnisauftrag wird das Bild nach abgeschlossener Restaurierung in einem neu angefertigten Schmuckrahmen präsentiert werden. Das „Lebende Kreuz von Ferrara“, seine Restaurierung sowie seine Bedeutung im historischen wie kunsthistorischen Kontext sollen 2020 im Mittelpunkt einer Sonderpräsentation der Gemäldegalerie stehen.
Kooperationspartner: Humboldt-Universität zu Berlin, Theologische Fakultät; Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin
Laufzeit: Dezember 2018 bis Dezember 2019
Förderung: Ernst von Siemens Kunststiftung, Kunst auf Lager
Ansprechpartner: Babette Hartwieg, Leitung Kunsttechnologie und Restaurierung Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin; Maria Zielke, Dipl. Restauratorin, Humboldt-Universität zu Berlin, Theologische Fakultät