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Gemälde von Andrea Mantegna, Giovanni Bellini und Umkreis

Anlässlich der Ausstellung „Mantegna und Bellini. Meister der Renaissance“, die ab Oktober 2018 in London und im Frühjahr 2019 in der Gemäldegalerie stattfand, wurden in der Restaurierungsabteilung der Gemäldegalerie zahlreiche des etwa 30 Werke umfassenden Sammlungsbestandes der Malerei aus Padua und Venedig aus dem 15. bis Anfang des 16. Jahrhunderts untersucht und restauriert. Einen Einblick in die Problemstellungen und Ergebnisse dieser Arbeiten gab die kleine parallel gezeigte Studioausstellung „Bellini plus” anhand ausgewählter Beispiele und nun eine umfassendere Publikation.

Kunsttechnologische Untersuchungen

Die Untersuchungen von Andrea Mantegnas „Darbringung Christi im Tempel“ (um 1454) machten deutlich, wie stark der Maler die Komposition direkt auf der Bildleinwand verändert hat, um noch sein Selbstbildnis und das seiner Frau, der Schwester Giovanni Bellinis, einzufügen. Sie konnten auch zur Klärung der Abhängigkeit von Giovanni Bellinis nah verwandter Komposition desselben Bildthemas in der Fondazione Querini Stampalia in Venedig und zu dessen Datierung beitragen.

Die technischen Untersuchungen von Giovanni Bellinis großformatiger Tafel „Der Doge Loredan mit seinen vier Begleitern“ (1507) galten vor allem dem Verständnis seines sehr geschädigten Zustands. Studien zu Provenienz und Restaurierungsgeschichte wie auch Analysen zur Zusammensetzung der verwendeten Farben lieferten die entscheidenden Hinweise zur Klärung der Ursachen und zur Rekonstruktion der Objektgeschichte.

Gründliche Untersuchungen gingen auch den Restaurierungsmaßnahmen an weiteren Gemälden voraus.

Konservierungen und Restaurierungen

Umfassende Restaurierungen wurden vor allem an zwei Werken durchgeführt: Das Gemälde „Maria mit Kind“ (um 1455) von Francesco Squarcione, dem Lehrer und Adoptivvater von Andrea Mantegna, wurde von seinem vergilbten Firnis und verfärbten Retuschen befreit und erhielt einen neuen Rahmen nach historischem Vorbild. Wir mussten feststellen und akzeptieren, dass ein früherer Besitzer, zugleich Kunsthändler und Restaurator, das Gemälde um 1800 gravierend überarbeitet hatte. Auch Francesco Bissolos „Die Auferstehung“ (um 1525-30) hat nach seiner Restaurierung mit Abnahme eines stark vergilbten Firnispakets an Farbigkeit wiedergewonnen. Nun werden die Einflüsse durch seinen Lehrer Giovanni Bellini und durch seine Zeitgenossen Giorgione und Tizian erst wieder ablesbar.

Einige Werke dieses Sammlungsbestandes trugen noch Papierbeklebungen zur Sicherung der Malschicht aus Zeiten der Einlagerung im Zweiten Weltkrieg und bedurften dringend einer Konservierung (z. B. Giovanni Bellini, Werkstatt „Die Darbringung Christi im Tempel“), andere verlangten vor allem nach einer ästhetischen Korrektur nachgedunkelter, älterer Retuschen.

Publikation

In der 2022 erschienenen Publikation „Zu Mantegna und Bellini – Provenienz, Kunsttechnologie und Restaurierung von Werken der Berliner Gemäldegalerie“ stellen wir Ergebnisse der restaurierungswissenschaftlichen- und Provenienzforschung zu zehn ausgewählten Werken vor, geben Einblicke in die Restaurierungskonzepte, die aus den Untersuchungsergebnissen entwickelt wurden, und berichten über die durchgeführten Maßnahmen.


Beteiligte Restaurator*innen: Babette Hartwieg, Felicitas Klein, Bertram Lorenz, Nicola Müller, Maria Reimelt, Rainer Wendler, Maria Zielke
Publikation: „Zu Mantegna und Bellini – Provenienz, Kunsttechnologie und Restaurierung von Werken der Berliner Gemäldegalerie“ , 2022, Staatlichen Museen zu Berlin, herausgegeben von Babette Hartwieg und Neville Rowley