Dank der Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum Berlin war es der Gemäldegalerie von 1983 bis 2019 als weltweit einzigem Museum möglich, die technisch komplexe Untersuchungsmethode der Neutronenautoradiografie (NAR) und der Gammaspektroskopie systematisch anzuwenden und in ihre Museumsarbeit einzubeziehen.
Angeregt von den erfolgreichen Autoradiografien von Gemälden Rembrandts im Metropolitan Museum of Art kam es 1983 zur Kooperation zwischen Gemäldegalerie, dem Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin und dem Hahn-Meitner-Institut (heute Helmholtz-Zentrum Berlin). Anlass für diese Zusammenarbeit war die damals zur Diskussion stehende Zuschreibung des Gemäldes „Mann mit dem Goldhelm“. Mit Hilfe der Neutronenautoradiografien sollte geklärt werden, ob das Werk weiterhin Rembrandt zuzuordnen sei.
In den Folgejahren entwickelte ein Team aus Mitarbeiter*innen der beteiligten Institutionen die Berliner Methode der Autoradiografie weiter und verbesserte diese über die Zeit hinweg, sodass es möglich wurde, auch große Formate und Gemälde auf Holztafeln zu untersuchen. Insgesamt wurden von 54 Bildern aus den Beständen der Gemäldegalerie Neutronenautoradiografien angefertigt.
Die Neutronenautoradiografie ist eine äußerst vielseitige Methode zur zerstörungsfreien Untersuchung von Gemälden. Sie gibt Aufschluss über die verwendeten Pigmente, den Pinselduktus, den Erhaltungszustand der Malschichten und die verschiedenen Stadien der Werkgenese. Zusammen mit anderen technischen Untersuchungsmethoden bietet sie damit besondere Möglichkeiten, Einblick in den Schaffensprozess von Maler*innen zu gewinnen. Neutronenautoradiografien sind besonders aufschlussreich, weil man den Aufbau und die Struktur mehrerer Farbschichten gleichzeitig sehen kann. Die so gewonnenen Daten können auf unterschiedliche Weise interpretiert werden und verhelfen damit Kunsttechnologie wie Kunstgeschichte zu neuen Erkenntnissen.
Ergänzend zur Neutronenautoradiografie wurde die sogenannte Gammaspektroskopie durchgeführt. Mit dieser Methode wird die Strahlung einzelner Farbbereiche direkt am Bild gemessen, sodass konkrete Farbmischungen identifiziert werden können.
Ende 2019 wurde der Berliner Experimentierreaktor BER III des Helmholtz-Zentrum endgültig abgeschaltet. Die weitere Anfertigung von Neutronenautoradiografien ist in Berlin damit nicht mehr möglich. Es ist geplant, alle vorliegenden Neutronenautoradiografien zu digitalisieren und so für weitere Forschungsarbeiten zugänglich zu machen.
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1986
1985
Ziele und Ergebnisse: Anfertigung von Neutronenautoradiographien und Gammaspektroskopien zur systematischen Untersuchung von Werken der Gemäldegalerie. Auswertung und Publikation der technischen Aufnahmen und Forschungsergebnisse.
Projektträger: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH (ehemals Hahn-Meitner-Institut)
Kooperationspartner: Rathgen Forschungslabor, Staatliche Museen zu Berlin
Projektbeteiligte: Dr. Andrea Denker (Leiterin der Abteilung Protonentherapie Hahn-Meitner-Institut / Helmholtz-Zentrum, Berlin 2007–2019), Dr. Carl-Otto Fischer (Hahn-Meitner-Institut, 1984–2004), Dr. Jan Kelch (Kurator für niederländische Kunst des 17. Jahrhunderts / Direktor der Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, 1984–2005), Dr. Katja Kleinert (wissenschaftliche Mitarbeiterin / Kuratorin für niederländische Kunst des 17. Jahrhunderts an der Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, 2007–2019), Claudia Laurenze-Landsberg (Restauratorin der Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, 1984–2016), Wolfgang Leuther (Hahn-Meitner Institut, 1984–1994), Christoph Schmidt (Technischer Fotograf Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin, seit 1992), Dr. Birgit Schröder-Smeibidl (Instrumentenverantwortliche für die Neutronenautoradiographie Hahn-Meitner-Institut / Helmholtz-Zentrum Berlin, 1999–2008), Klaus Slusallek (Rathgen-Forschungslabor, Staatliche Museen zu Berlin, 1984–2001)
Laufzeit: 1984 bis 2019