Transkulturelle Zusammenarbeit

Das Ethnologische Museum der Staatlichen Museen zu Berlin setzt in seiner programmatischen Arbeit einen expliziten Schwerpunkt auf transkulturelle Kooperationen. Neben der Zusammenarbeit mit einer internationalen Museums- und Wissenschaftscommunity sucht das Ethnologische Museum verstärkt Kontakt und Austausch mit Vertreter*innen sogenannter Herkunftsgesellschaften. Durch Zusammenarbeit entstehen neue Interpretationen der historischen Sammlungen. In den Objekten materialisierte Beziehungen zwischen dem Museum und den sogenannten Herkunftsgesellschaften werden neu aktiviert. Ziel ist, die Beziehungen im Interesse aller Beteiligten lebendig, gerecht und sinnvoll zu gestalten.

Unter Herkunftsgesellschaften versteht man am Ethnologischen Museum Hersteller*innen, Nutzer*innen und Vorbesitzer*innen der vom Museum bewahrten Objekte und deren Nachfahren sowie Personen, die aufgrund ihrer Geschichte und kulturellen Praktiken mit den Sammlungen verbunden sind. Angehörige von Herkunftsgesellschaften sind bereits seit einigen Jahren im Rahmen von Projekten (u. a. mit Partner*innen aus Amazonien, Nagaland, Namibia, Nordamerika, der syrischen Diaspora und Tansania) in Prozesse der Wissensproduktion und deren Vermittlung, in die Ausstellungspraxis, die Aufbewahrung und Konservierung einbezogen. Ein wichtiges Anliegen besteht darin, die bislang vielfach projektbasierten Beziehungen zu stärken und zu institutionalisieren.

Zudem weitet das Ethnologische Museum seine vielfältigen Formen der Zusammenarbeit derzeit auf andere Regionalbereiche und neue Partnerschaften aus, da im musealen Umgang mit den Objekten nach wie vor ein Ungleichgewicht herrscht. Bislang dominiert der westliche, vor allem akademische Blick auf die Objekte. Dies ist eine Folge ungleicher Machtverhältnisse, da sich die Museen einen großen Teil der Objekte in kolonialen Kontexten und Strukturen angeeignet und westlichen Wissensordnungen unterworfen haben. Neuverhandlungen von Deutungs- und auch Verfügungshoheit über die Objekte sind daher unausweichlich und werden vom Ethnologischen Museum proaktiv verfolgt.

Kooperationen und Zusammenarbeit

Kooperationen im Bereich der ethnologischen Sammlungen ermöglichen es beispielsweise, durch den Austausch von Informationen und Wissen, einstige Bedeutungen und Funktionen der Objekte zu rekonstruieren, sowie aktuelle Deutungen und Perspektiven in museale Aktivitäten einzubeziehen. Zur horizontalen Zusammenarbeit gehört auch die Förderung von pädagogischen und anderen durch die Partner*innen definierten Aktivitäten in den Herkunftsregionen der Sammlungen.

Zudem erweitern Kooperationen das Verständnis für die Komplexität globaler Verflechtungen und ermöglichen einen zeitgemäßen und zukunftsorientierten Umgang mit den Objekten. Dies schließt intensive Aushandlungsprozesse mit ein, die unterschiedliche Interessen, vielfältige Wissenspraktiken und globale Ungleichgewichte miteinbeziehen und vor Restitutionen nicht haltmachen.

Der getroffene Konsens für die jeweilige Zusammenarbeit wird von allen Mitarbeiter*innen des Ethnologischen Museums mit Engagement und Respekt mitgestaltet und mitgetragen. Gemeinsam strebt die Belegschaft an, die Bestände und deren Geschichte transparent zu machen und mit einer breiten Öffentlichkeit zu teilen.