Während der deutschen Kolonialherrschaft über das Kameruner Grasland kam der prachtvolle Thron „Mandu Yenu“ nach Berlin. Er zeugt von großer Kunstfertigkeit und wirft bis heute wichtige Fragen auf.
Das Königreich Bamum im Grasland von Kamerun ist bekannt für seine opulente höfische Kunst aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Der „Mandu Yenu“ („reich an Perlen“) genannte Thron aus der Sammlung des Ethnologischen Museums gilt als prächtiger Höhepunkt dieser Kunst. Er besteht aus zwei Teilen, einem Sitz und einer Fußbank, beide aus massivem Holz geschnitzt. Die Schnitzerei spiegelt Symbole der Könige von Bamum wider, wie die zweiköpfige Schlange und die Erdspinne, ein Symbol der Weisheit. Die beiden großen menschlichen Figuren des Sitzes stellen Zwillinge dar, die den König schützen sollen, während die beiden kleineren Figuren auf der Fußbank Gewehre tragen, die die Militärmacht des Königreichs andeuten. Der ganze Thron ist mit wertvollen Glasperlen aus Europa und Kaurischnecken aus dem indischen Ozean bestickt.
Das damalige Königliche Museum für Völkerkunde versuchte seit 1905 zunächst vergebens, an den Thron zu gelangen. 1908 schenkte König Njoya von Bamum (Regierungszeit ca. 1887 - 1933) seinen Thron nach einem gemeinsamen Feldzug mit deutschen Truppen gegen das Nachbarreich Nso' schließlich doch dem deutschen Kaiser Wilhelm II. Eine Kopie des Throns, die er hatte anfertigen lassen, verblieb in der Hauptstadt Foumban. Die Biographie des Throns lässt viele Fragen offen. Warum verschenkte Njoya den Thron? Warum behielt er die Kopie und gab das Original weg? Und ist ein Geschenk unter den ungleichen Machtbedingungen des Kolonialismus überhaupt ein Geschenk?