Im Rahmen der gegenwärtig erfolgenden Auseinandersetzung mit der kolonialen Herkunft großer Teile der Sammlungen aus dem heutigen festländischen Tansania im Ethnologischen Museum Berlin etabliert das Projekt eine nachhaltige Kooperation mit dem National Museum of Tanzania und der University of Dar es Salaam. Dabei werden Fragestellungen postkolonialer Provenienzforschung, die Kollaboration, Multiperspektivität sowie eine Transzendierung der kolonialen Archive voraussetzen, durch die Einbeziehung der noch unzureichend wissenschaftlich bearbeiteten sogenannten ethnographischen bzw. kulturhistorischen Sammlungen des National Museum of Tanzania grundlegend erweitert.
Die bislang eher vernachlässigte Verknüpfung zwischen den Sammlungen europäischer Museen und jener afrikanischen Länder ist auch insoweit ein Forschungsdesiderat, als das National Museum and House of Culture in Dar es Salaam, wie viele andere afrikanische Museen, auf koloniale Museumsgründungen zurückgeht. Ein Ziel der Zusammenarbeit ist es, ausgewählte Bestände der Sammlungen aus Tansania des National Museum of Tanzania sowie des Ethnologischen Museum Berlin miteinander in Beziehung zu setzen, deren Aneignungskontexte (kolonial/nachkolonial) zu untersuchen sowie deren historischen/gegenwärtigen Bedeutungen und heutige Relevanz für die Menschen in den jeweiligen Herkunftsregionen zu diskutieren. Dies wird in Form von Workshops und vor allem durch Forschungsreisen zu den Herkunftsorten ausgewählter Objekte in Interviews mit den Nachfahr*innen der Produzent*innen, Nutzer*innen und Vorbesitzer*innen der Objekte realisiert. Dazu gehört auch die Digitalisierung der betreffenden Objekt- und Archivalienbestände des National Museum of Tanzania, die Entwicklung einer Datenbank sowie eine gemeinsame Publikationen und eine Ausstellung am National Museum and House of Culture in Dar es Salaam.
Einrichtung: Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Projektleitung: PD Dr. Paola Ivanov (Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin), Prof., Dr. Andreas Eckert (Humboldt-Universität zu Berlin), Dr. Oswald Masebo (University of Dar es Salaam)
Projektmitarbeiter*innen: Kristin Weber-Sinn (wissenschaftliche Mitarbeiterin, Zentralarchiv/Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin), Achiles Bufure (wissenschaftlicher Mitarbeiter, National Museum and House of Culture, Dar es Salaam) und Flower Manase (wissenschaftliche Mitarbeiterin, National Museum and House of Culture, Dar es Salaam), Ricarda Rivoir (studentische Hilfskraft, Humboldt-Universität zu Berlin), u. a.
Kooperationspartner: History Department der University of Dar es Salaam; National Museum of Tanzania; Nachfahr*innen der Produzent*nnen, Nutzer*innen und Vorbesitzer*innen der Objekte
Projektförderung: Gerda Henkel Stiftung
Laufzeit:seit 2019