Provenienzforschung im zukünftigen Humboldt Forum: In enger Verbindung zum Pilotprojekt "Tansania-Deutschland: Geteilte Objektgeschichten?" steht das Projekt „Humboldt Lab Tanzania“. Es bildet eine Fortsetzung des Programms Humboldt Lab Dahlem der Kulturstiftung des Bundes und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das von 2012 bis 2015 Impulse für die Ausstellungsplanungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin, im künftigen Humboldt Forum liefert.
Ausgangspunkt für das „Humboldt Lab Tanzania“ stellt die Bearbeitung der Geschichte der Tansania-Sammlung und ihrer Objekte in Kooperation mit tansanischen Künstler*innen, Wissenschaftler*innen sowie Akteur*innen aus den Herkunftsgesellschaften der Objekte dar. Das Projekt wird im Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes gefördert und setzt sich hauptsächlich mit dem im Zuge der Kolonialkriege angeeigneten Objekte und insbesondere der Maji Maji „Kriegsbeute“ auseinander. In diesem Zusammenhang wurde dieses Jahr eine kurze Feldforschung von Wissenschaftlern der Universität Dar es Salaam (Tansania) zu den Herkunftsorten ausgewählter Objekte durchgeführt. Eine tansanische Künstlergruppe hat bereits das Ethnologische Museum in Berlin und seine Depots besucht und wird sich anschließend als artists in residence in Ateliers des Nafasi Art Space in Dar es Salaam mit möglichen (Re-) Präsentationsformen sensibler Objekte auseinandersetzen und eigene künstlerische Positionen entwickeln.
Raum für einen Austausch von Perspektiven und Standpunkten konnte auch eine Auftaktkonferenz am Goethe-Institut in Dar es Salaam im November 2016 bieten. In Zusammenarbeit mit dem National Museum and House of Culture in Dar es Salaam werden die aus der bisherigen Projektarbeit resultierenden Erkenntnisse, Perspektiven und künstlerische Arbeiten in der Wanderausstellung „Living Inside the Story – Humboldt Lab Tanzania“ Anfang des Jahres 2017 unter anderem im National Museum and House of Culture sowie an der University of Dar es Salaam präsentiert. Die Ergebnisse der gemeinsamen Forschung, Workshops und Veranstaltungen über die Kriege der deutschen Kolonialregierung im einstigen Deutsch-Ostafrika sollen auch in die Konzeption und Gestaltung des der Kolonialeroberung gewidmeten Bereichs der Ausstellungsmodule über Ostafrika und den Indischen Ozean in der Afrika-Präsentation im Humboldt Forum einfließen.
Einrichtung: Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Projekleitung: PD Dr. Paola Ivanov (Berlin), Dr. Lili Reyels (Dar es Salaam)
Projektmitarbeiter*innen: Sarita Mamseri (Künstlerische Leitung, Nafasi Art Space), Kristin Weber-Sinn (wissenschaftliche Mitarbeiterin, Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin), Hendryk Ortlieb (Museologe, Ethnologisches Museum, Staatliche Museen zu Berlin)
Kooperationspartner: University of Dar es Salaam: Department of History, Department of Fine and Performing Arts, Department of Archaeology; National Museum and House of Culture, Dar es Salaam und Maji Maji Memorial Museum, Songea; Nafasi Art Space (Artists: Amani Abeid, Douglas Kahabuka, Nicholas Calvin Mwakatobe, Pia Rutaiwa); Bookstop Sanaa Visual Art Library & Creative Learning Space, Dar es Salaam (Sarita Mamseri); Goethe-Institut Tansania
Projektförderung: Kulturstiftung des Bundes (Fonds TURN), Kuratorium Preußischer Kulturbesitz
Laufzeit: Juni 2016 bis Juni 2018 (abgeschlossen)