Das Archiv im Ethnologischen Museum dokumentiert die Entstehung und Entwicklung der größten Sammlungen ethnologischer Kunst- und Kulturobjekte im deutschsprachigen Raum. Es stellt eine unschätzbare Forschungsquelle zur Geschichte der deutschsprachigen Ethnologie und für die Provenienzforschung dar.
Im Jahr 2018 ermöglichte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Digitalisierung aller heute im Ethnologischen Museum befindlichen Sammlungsverzeichnisse, Akten sowie der ihnen zugehörigen Findmittel mit einer Laufzeit von 1830 bis 1947. Zwischen 2018 und 2024 erfolgte die Digitalisierung und anschließende Onlinepublikation der insgesamt 1603 historischen Dokumente mit einer Gesamtzahl von über 588.000 Seiten.
Der digitalisierte Bestand gehört zu den am vollständigsten erhaltenen und überlieferten Archivbeständen innerhalb der Staatlichen Museen zu Berlin. Er kann deshalb nicht nur bei museums- oder sammlungsspezifischen Fragestellungen, sondern auch für die Erforschung allgemeiner Verwaltungsvorgänge innerhalb der Königlichen bzw. Staatlichen Museen konsultiert werden. Hinzu kommt seine zentrale Rolle in Bezug auf Objekte aus den deutschen Kolonien, die auf einem Bundesratsbeschluss im Jahr 1889 beruht. Das ehemalige Museum für Völkerkunde wurde dadurch gemeinsam mit anderen Berliner Museen zu einer zentralen Sammelstelle für natur- und kulturhistorische Objekte aus den Kolonien erklärt. Die schriftliche Dokumentation der anschließend durchgeführten Erwerbungs-, Tausch- und Abgabevorgänge ermöglicht heute u. a. Rückschlüsse auf die Provenienz der aufgenommenen und abgegebenen Objektbestände sowie die damals bestehenden kolonialen Netzwerke.
Die nun online zugänglichen Dokumente umfassen bedeutende Schriftstücke und Verzeichnisse, die den oft komplexen Erwerbungskontext der Sammlung beleuchten. Durch das Digitalisierungsprojekt ermöglicht das Ethnologische Museum einen direkten und ortsunabhängigen Einblick in seine historische Sammlungsdokumentation. Eine weitestgehend vollständige Rekonstruktion des historischen Sammlungsbestands ist nun allen Interessierten möglich.
Das im Rahmen des Projekts erstellte Findbuch ermöglicht einen zentralen Einstieg in den digitalisierten Bestand. Zusätzlich können die digitalisierten Dokumente und ihre zugehörigen Erschließungsdaten über die Onlinedatenbank der Staatlichen Museen zu Berlin abgerufen werden.
Projektleitung: Dr. Dorothea Deterts
Projektkoordinator*in: Dr. Jonathan Fine (bis 2021), Hendryk Ortlieb (seit 2021)
Projektmitarbeiter*innen: Mert Babaoglu (2018 bis 2021), Alexandra Ebert (ab 2023), Hendryk Ortlieb (2018 bis 2021), Anja Zenner (2018 bis 2020)
Projektförderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Laufzeit: Dezember 2018 bis 2024