Tickets

Auftakttreffen für Kooperationsprojekt mit Vertreter*innen des indigenen Volkes der Chocholteca aus Oaxaca (Mexiko) Ende April 2024

30.04.2024
Ethnologisches Museum

Vom 22. bis 27. April 2024 besuchten Delegierte des indigenen Volkes der Chocholteca aus Oaxaca (Mexiko) die Ausstellungen des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum sowie dessen Depots in Berlin-Dahlem.

Der Besuch ist der Auftakt einer langfristigen Zusammenarbeit, die unter anderem den Zugang der Chocholteca zu den gesammelten wissenschaftlichen Erkenntnissen über eines der Highlights der Mexiko-Sammlung des Ethnologischen Museums gewährleisten soll: den sogenannten Lienzo Coixtlahuaca II bzw. Lienzo Seler II. Das spektakuläre Baumwolltuch erzählt die Geschichte des noch heute von Chocholteca bewohnten Tals von Coixtlahuaca und angrenzender Gebiete im mexikanischen Oaxaca vom 11. bis zum 16. Jahrhundert. Das Dokument ist nach seinem Sammler benannt, dem Altamerikanisten und ehemaligen Mitarbeiter des Königlichen Museums für Völkerkunde (heutiges Ethnologisches Museum) Eduard Seler, der es 1897 nach Berlin brachte. 2017 wurde der Lienzo erstmals in allen Details in zahlreichen Abbildungen farbig publiziert und von zehn internationalen Experten umfänglich nach neuesten Erkenntnissen interpretiert. Er wird gegenwärtig im Bereich Mesoamerika im zweiten Obergeschoss des Humboldt Forums präsentiert.

Der Besuch der Delegation erfolgte im Rahmen des „Kollaborativen Museums“, einem zentralen Projekt des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, das Urhebergemeinschaften und seine Sammlungen enger miteinander verbindet. Im Laufe der Woche fanden verschiedene Aktivitäten mit den Delegierten der indigenen Dörfer und Gemeinden und den mexikanischen Textilrestauratorinnen der Abteilung für Textilrestaurierung der Coordinación Nacional de Conservación del Patrimonio Cultural (CNCPC) des Instituto Nacional de Antropología e Historia (INAH) statt. Der Austausch wurde von weiteren Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Sprach- und Kulturwissenschaften und Naturwissenschaften (Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung sowie Rathgen-Forschungslabor) begleitet. Thematisiert wurden nicht nur die Inhalte des Lienzo Coixtlahuaca II / Lienzo Seler II und weiterer Lienzos des Tals von Coixtlahuaca. Der Workshop beschäftigte sich auch mit der heute gelebten chocholtekischen Kultur sowie mit Fragen der Konservierung von Lienzos im Allgemeinen und insbesondere des Lienzos Coixtlahuaca II / Lienzo Seler II in Berlin.

Auf der Seite der Chocholteca nahmen der Präsident des Rates der traditionellen Regierung der Chocholteca Ngigua–Ngiba (Concejo de Gobierno Tradicional del Pueblo Chocholteco Ngigua–Ngiba) teil sowie Delegierte, die von den Gemeindeversammlungen von San Juan Bautista Coixtlahuaca, Santa María Nativitas, San Miguel Tulancingo, San Jerónimo Otla und San Miguel Tequixtepec bestimmt worden waren. Die Chocholteca leben heute in 19 Gemeinden (municipios) und 67 Ngigua–Ngiba-Orten (comunidades) im Norden von Oaxaca. In vorspanischer Zeit war der Hauptort Coixtlahuaca im gleichnamigen Tal eine der bedeutendsten Städte in Oaxaca. Die Geschichte von Coixtlahuaca ist in den 13 bekannten Lienzos und Kodizes dokumentiert. Unter anderem aufgrund von Plünderungen und Aneignungen befinden sich heute jedoch nur noch fünf Lienzos in den Gemeinden.

Für 2025 ist ein zweiter großangelegter Workshop in Coixtlahuaca geplant. Hier sollen erste Ergebnisse der Zusammenarbeit zwischen dem Ethnologischen Museum und den indigenen Gemeinden präsentiert werden.