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Geschichte des Standorts Dahlem

Während der deutschen Teilung war der Ortsteil Dahlem ein wichtiger Museumsstandort West-Berlins. Nach der Wende zogen viele Kunstsammlungen in die Mitte Berlins. 2021/22 ziehen rund 20.000 Objekte des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst ins Humboldt Forum um. Die in Dahlem verbleibenden Depots, Werkstätten und Bibliotheken der beiden Häuser werden gemeinsam mit dem Museum Europäischer Kulturen, das am Standort Dahlem verbleibt und weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich ist, das Herzstück des zukünftigen Forschungscampus im Dahlemer Museumskomplex bilden. Darüber hinaus befindet sich das Institut für Museumsforschung als weitere Einrichtung der Staatlichen Museen zu Berlin in Dahlem.

Pläne im Kaiserreich: Ein „deutsches Oxford“ im Südwesten Berlins

Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde Dahlem als ein Standort für die Wissenschaften konzipiert. In dem „deutschen Oxford“ sollten sich Teile der Universität, wissenschaftliche Institute, Museen und andere Bildungseinrichtungen ansiedeln. Auch für das Königliche Museum für Völkerkunde (heute: Ethnologisches Museum) sollten vier Neubauten errichtet werden. Bis 1921 wurde jedoch nur ein Neubau für die asiatischen Sammlungen nach Plänen von Bruno Paul fertiggestellt, der dann als Magazin genutzt wurde, während die völkerkundliche Schausammlung in der Stresemannstraße zu sehen war.

Der Zweite Weltkrieg und die Auflösung Preußens beendeten zunächst die Pläne eines Wissenschaftsstandortes im Südwesten Berlins. Erst in der Zeit der Teilung der Stadt und der Gründung der Freien Universität wurde an die Überlegungen angeknüpft.

Unterbringung der Museumssammlungen während der Teilung Berlins

Der Bruno-Paul-Bau war eines der wenigen Häuser, das der 1957 gegründeten Stiftung Preußischer Kulturbesitz für eine Unterbringung ihrer Sammlungen zur Verfügung stand. Entsprechend den ersten Standortplanungen der Stiftung wurde das Gebäude mit einem Neubau für das damalige Museum für Völkerkunde und die Abteilungen für Asiatische Kunst erweitert. Als Architekten beauftragte die Stiftung Wils Ebert und Fritz Bornemann. 1970 eröffneten in dem Haus die ersten drei Abteilungen des Museums für Völkerkunde, das Museum für Ostasiatische Kunst sowie 1971 der in West-Berlin befindliche Sammlungsteil des Museums für Islamische Kunst und das Museum für Indische Kunst. Die Museen für Ostasiatische Kunst und für Indische Kunst sind seit 2006 zum Museum für Asiatische Kunst vereint.

Außerdem wurden im Museumskomplex Dahlem einige der Sammlungen untergebracht, die später in Neubauten am Kulturforum umziehen sollten: das Kupferstichkabinett, die Gemäldegalerie und die Skulpturensammlung, die seit 2006 im Bode-Museum zu sehen ist. Auch die Büste der Nofretete wurde mitsamt der ägyptischen Sammlung bis zum Umzug nach Charlottenburg im Jahr 1967 im Bruno-Paul-Bau gezeigt. Am längsten währte dieses Dahlemer „Provisorium“ für die Gemäldegalerie, die erst 1998 umzog.

Das Museumsquartier Dahlem nach der Wende

Nach der Vereinigung der Berliner Staatlichen Museen konzipierte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den Museumskomplex Dahlem als Standort für außereuropäische Kulturen. Das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst konnten sich nach dem Auszug der übrigen Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin auf größerer Ausstellungsfläche präsentieren. Ab Herbst 2021 sind die Schausammlungen der beiden Museen im Humboldt Forum in Berlin-Mitte zu sehen.

Das Museum Europäischer Kulturen ist 1999 aus den europäischen Sammlungen des Museums für Völkerkunde und dem Museum für Volkskunde hervorgegangen. Bis zum Umzug des Ausstellungsbereichs präsentierte es sich im ehemaligen Magazingebäude des Geheimen Staatsarchivs, ebenfalls in Dahlem. Noch heute befinden sich dort Verwaltung, Magazine und Werkstätten. Seit 2005 zeigt das Museum Europäischer Kulturen seine Ausstellungen in dem teilweise sanierten Gebäude von Bruno Paul. Das Museum verbleibt langfristig am Standort Dahlem.

In der Nähe zum Museumsquartier ist das 1979 eingerichtete Institut für Museumsforschung in einem stiftungseigenen Haus untergebracht. Das Gebäude diente von 1962 bis 1980 als Dienstsitz des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, seitdem wird die Villa von der Heydt in Berlin-Tiergarten dafür genutzt.

Auf dem Weg zum Forschungscampus Dahlem

Nach der Fertigstellung des Humboldt Forums werden die Ausstellungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst künftig in direkter Nachbarschaft zur Museumsinsel Berlin präsentiert. 

Die Depots, Werkstätten und Bibliotheken der beiden Museen verbleiben im Museumsquartier Dahlem. Hier bewahren und erforschen die Wissenschaftler*innen in Zusammenarbeit mit Expert*innen unter anderem aus den Herkunftsregionen der Objekte die umfangreichen Sammlungen, entwickeln Vermittlungs- und Präsentationsformate und bereiten Ausstellungen für das Humboldt Forum vor. Dies gilt auch für das Museum Europäischer Kulturen, das darüber hinaus mit seinen Ausstellungen und Veranstaltungen der Öffentlichkeit weiterhin am Standort zur Verfügung stehen wird.

Zudem entsteht hier der Forschungscampus Dahlem, ein Netzwerk aus sieben Einrichtungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das verschiedene Disziplinen und Kompetenzen vereint und das sich zum Ziel gesetzt hat, materielle wie immaterielle Kulturen, sammlungsbasiert, in gemeinsam entwickelten Fragestellungen zu erforschen, zu präsentieren und zu vermitteln.