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Postkolonialer Diskurs: Patrice Nganang zum Gespräch in Berlin

04.09.2018
Bode-Museum

Am Donnerstag, den 6. September diskutieren der Literaturwissenschaftler und Autor Patrice Nganang und Jonathan Fine (Kurator der Sammlungen Westafrika, Kamerun, Gabun und Namibia des Ethnologischen Museums, Staatliche Museen zu Berlin) über Museumssammlungen im Fokus (post-) kolonialer Debatten. Das Gespräch „Globale Sammlung(s)Geschichten: Postkoloniale Geschichte, Politik und Literatur“, findet im Rahmen der Sonderausstellung „Unvergleichlich: Kunst aus Afrika im Bode-Museum“ statt.

Über interdisziplinäre Zugänge nähern sich die Wissenschaftler virulenten Fragen in Bezug auf Museumssammlungen, Literatur und postkoloniale Diskurse: Welche Möglichkeiten bieten Museumssammlungen für eine Auseinandersetzung mit (post)kolonialer Geschichte und Gegenwart? Welche Relevanz haben Sammlungen für andere Formen der Geschichtserzählung, neue kulturgeschichtliche Narrative und Literatur? Und inwiefern können historische materielle Sammlungen helfen, bestehende koloniale Strukturen zu verstehen und drängende politische und soziale Fragen der Gegenwart neu zu stellen?

Ein Großteil der Afrika-Sammlungen des Ethnologischen Museums gelangte zwischen 1884 und 1914 in die Bestände der Staatlichen Museen zu Berlin und ist eng mit dem Kolonialismus verwoben. Die (post)koloniale Geschichte und Gegenwart ist für eine kuratorische Auseinandersetzung mit der historischen Sammlung des Ethnologischen Museums somit von zentraler Bedeutung.

Patrice Nganang (* 1970 in Yaoundé, Kamerun) promovierte an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und ist Professor für Literaturwissenschaften an der Stony Brook University in New York. Er ist Autor von Romanen, Gedichten, Essays und literaturtheoretischen Arbeiten. Sein Roman „Hundezeiten”  wurde 2001 mit dem renommierten „Prix Marguerite Yourcenar” und 2002 mit dem „Grand Prix de la Littérature Africaine”, dem höchsten Literaturpreis Afrikas, ausgezeichnet. In Folge kritischer Äußerungen zu Kameruns Präsident Paul Biya im Dezember 2017 wurde Patrice Nganang nach einem Aufenthalt in Kamerun an der Ausreise gehindert und festgenommen. Akademiker, Schriftsteller und Institutionen aus aller Welt setzen sich daraufhin für seine Freilassung ein, die drei Wochen später erfolgte. Das Gespräch wird moderiert von Anna Greve, Leiterin des Referats Museen beim Senator für Kultur der Freien Hansestadt Bremen, die zum Thema „Kritische Weißseinsforschung in der europäischen Kunstgeschichte“ habilitiert wurde. 

Donnerstag, 6. September 2018, 18–19.30 Uhr
Globale Sammlung(s)Geschichten: Postkoloniale Geschichte, Politik und Literatur“
Bode-Museum, Museumsinsel
Eintritt frei 

Auf dem Podium: 

Patrice Nganang ist seit 2007 Professor für Kulturwissenschaften an der Stony Brook University. 1998 promovierte er zu „Interkulturalität und Bearbeitung. Untersuchung zu Soyinka und Brecht“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Anschließend erhielt er ein Postdoktoranden-Stipendium der DFG an der Freien Universität Berlin. Nganang veröffentlichte verschiedene Erzählungen und Romane, u. a. „Der Schatten des Sultans“ und „Zeit der Pflaumen“, die eine (post)kolonialen Geschichte Kameruns erzählen. Im Dezember 2017 wurde Patrice Nganang am Flughafen Douala verhaftet, als er einen Flug von Kamerun nach Simbabwe nehmen wollte. Ihm wurden Drohungen gegen den seit 1982 regierenden Präsidenten Paul Biya vorgeworfen.

Jonathan Fine ist Kunsthistoriker und Jurist. Er ist Kurator für die Sammlungen aus Westafrika, Kamerun, Gabun und Namibia im Ethnologischen Museum – Staatliche Museen zu Berlin sowie einer der Kuratoren der Sonderausstellung „Unvergleichlich: Kunst aus Afrika im Bode-Museum“.

Anna Greve ist Kunsthistorikerin und Politikwissenschaftlerin. 2012 wurde sie zum Thema „Kritische Weißseinsforschung in der europäischen Kunstgeschichte“ habilitiert. Greve ist Leiterin des Referats Museen beim Senator für Kultur der Freien Hansestadt Bremen und Privatdozentin der Universität Bremen.