Im Mai 1945 zerstörten verheerende Brände im Flakbunker Friedrichshain einen Großteil der Werke aus dem Bode-Museum, die dort während des Zweiten Weltkriegs eingelagert worden waren. In den unmittelbaren Nachkriegsjahren transportierten sowjetische Trophäenbrigaden viele Werke in die Sowjetunion ab. Die Mehrzahl der Objekte kehrte 1958 zurück auf die Museumsinsel in Ost-Berlin. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands konnten erste Werke nach 45-jähriger Trennung wieder zusammengefügt werden. Andere Fragmente (PDF, 144 KB) in unseren Sammlungen suchen noch heute nach ihren Gegenstücken, die sich zum Teil in St. Petersburg und in Moskau befinden. Seit einigen Jahren arbeiten das Puschkin-Museum in Moskau und das Bode-Museum zusammen, um kriegsbeschädigte Kunstwerke in die öffentliche Wahrnehmung zurück zu führen. Gemeinsam mit dem Kurchatov-Institut in Moskau, dem Rathgen-Forschungslabor und der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin sowie weiteren Institutionen werden mit großzügiger Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung konservatorische Technologien entwickelt. Derzeit wird erprobt, ob das fehlende Fragment eines Objekts aus dem jeweils anderen Museum mittels einer Kopie ergänzt werden kann. Erste Ergebnisse werden in beiden Museen seit 2020 präsentiert. Sowohl Deutschland als auch Russland erheben Anspruch auf diese Kunstwerke. Ihr Verbleib kann jedoch nur auf Regierungsebene geklärt werden.
Soll ein Werk (PDF, 88 KB) seine Geschichte vermitteln oder so aussehen, wie es der*die Künstler*in einst schuf? Um diese Frage beantworten zu können, müssen historische Veränderungen am Objekt umsichtig eruiert und bewertet werden. Restaurator*innen entwickeln dann maßgeschneiderte Konzepte, die einen adäquaten konservatorischen und restauratorischen Umgang gewährleisten. Arbeitstechniken und der Einsatz von Konservierungsmitteln entsprechen dabei immer dem neuesten Stand der Forschung. Dennoch waren nicht alle restauratorischen Maßnahmen in der Vergangenheit für die Objekte zuträglich und zeigen heute ihre Schwächen.
Zu den Entstehungskontexten vieler Objekte existieren wenige oder keine gesicherten Informationen. Kunsthistoriker*innen und Archäolog*innen erforschen sie mit Hilfe historischer Dokumente, ikonographischer Kriterien und stilistischer Vergleiche, während Restauratoren*innen die Werke mittels kunsttechnologischer Untersuchungen analysieren. In Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftler*innen ergründen sie Herstellungstechniken und identifizieren Materialien, wie z. B. Pigmente und Bindemittel einer Farbschicht. Die Ergebnisse bestätigen oder ändern die Zuschreibung an eine*n Künstler*in. Neue Erkenntnisse führen oft auch zu einer anderen Bewertung (PDF, 97 KB) des Objekts. Sind Kunstwerke, sobald sie nicht mehr mit den Namen berühmter Künstler*innen in Verbindung gebracht werden, weniger schön oder wertvoll?