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Route 4 — Heldinnen der Tugend

Die vierte Route führt zu Darstellungen von weiblicher Intimität und erotischer Liebe unter Frauen.

Frauen – Revolutionäre Menschen

Innerhalb der mythologischen Legenden oder der christlichen Traditionen gelten alle in dieser Route aufgeführten Frauen als Beispiele revolutionärer Menschen, da sie aus den repressiven Rollen ihrer Zeit ausgebrochen sind. Erst durch die Überwindung beziehungsweise Verwischung gesellschaftlicher und geschlechtsspezifischer Grenzen wurden sie zum integralen Bestandteil der Kunstgeschichte.

Die heilige Margarete – Bezwingerin der sexuellen Versuchung

Verweise auf weibliche Homosexualität sind im Mittelalter ausgesprochen rar und sie wird zumeist verurteilt oder erst gar nicht wahrgenommen. Gerade die strikte Ablehnung heterosexuellen Geschlechtsverkehrs bzw. einer heterosexuellen Ehe kann als Auslöser für das Martyrium vieler Frauen gesehen werden, in deren Folge sie heiliggesprochen wurden. Denn spätestens ab dem Moment, da sie ihr Leben Gott weihten, wurde Enthaltsamkeit zur zwingenden Voraussetzung für die Heiligsprechung von Frauen. So auch im Falle der heiligen Magarete, die sich weigerte zu heiraten, um ihr Leben vollständig Gott zu widmen. Die Legende ihres Martyriums illustriert den Sieg weiblicher sexueller Selbstbestimmung gegenüber dem Mann. Bei ihren männlichen „Kollegen“ war die Frage nach der sexuellen Aktivität hingegen irrelevant.

Weibliche Intimität zur heterosexuellen Anregung

Badeszenen waren die geläufigsten Situationen, in denen während Renaissance und Barock nackte Frauen gezeigt wurden. Zu den am häufigsten gewählten Themen zählte hierbei das mythologische Sujet Diana und ihre Nymphen. Die Nymphen bilden das Gefolge der Göttin Diana, die als Göttin der Jagd eine üblicherweise Männern vorbehaltene Tätigkeit ausübt und wie in der Skulptur von Bernardino Cametti (1669–1736) oft mit durchtrainiertem Körper wiedergegeben wird.  Nymphen und andere weibliche mythologische Figuren, wie etwa die drei Grazien, werden oft nackt beim Baden oder Schlafen wiedergegeben, zudem sind sie auch in erotischer Zuneigung zueinander dargestellt, wie auch im Relief von Simone Mosca (ca. 1523–1578) Der Sturz des Phaeton. Verbildlichungen solcher Gesten der Zuneigung unter Frauen wurden paradoxerweise zumeist von Männern als heterosexuell orientierte Anregung in Auftrag gegeben.