„Spielarten der Liebe“, der erste in Kooperation mit dem Schwulen Museum entwickelte Teil der Reihe, ermöglicht einen zweiten Blick auf Sammlungswerke, die sich mit der Vielfalt sexueller Identitäten, ihrer Wahrnehmung, Bewertung und künstlerischer Verarbeitung befassen. Die über die gesamte Sammlung angelegten fünf Rundgänge mit 33 Objekten bieten Einblicke in die künstlerische und gesellschaftliche Beschäftigung mit LGBTIQ* (nach engl.: lesbian, gay, bisexual, transexual, intersexual, queer) Sexualitäten und Identitäten, die in der Kunst immer präsent waren, aber nur wenig Beachtung gefunden haben.
Dabei wird auch deutlich werden, dass der gesellschaftliche Umgang mit LGBTIQ*-Themen keiner linearen Entwicklung unterliegt, sondern in den verschiedenen Epochen und gesellschaftlichen Kontexten bisweilen unterschiedlich geführt wurde. So wurde beispielsweise die in der Antike herrschende Liberalität gegenüber (männlicher) Homosexualität im christlichen Mittelalter, das die zweigeschlechtliche Paarbeziehung als Keimzelle des christlichen Glaubens begriff, wieder zurückgenommen.
„Der Zweite Blick“ ist ein Angebot des Bode-Museums, bislang zumeist übersehene oder ignorierte Aspekte zu den mannigfaltigen Spielarten der Liebe mittels fünf thematischer Routen innerhalb der Sammlung zu entdecken.
Viele der im Verlauf der Routen vorgestellten Kunstwerke wurden dabei gar nicht aus einem spezifischen Blickwinkel jener Gruppen geschaffen, die heute mit dem Kürzel LGBTIQ* charakterisiert werden, sondern waren bereits ab dem Moment ihres Entstehens unterschiedlichsten Deutungen ausgesetzt: durch den*die Künstler*in selbst, durch den*die Auftraggeber*in, und durch jede*n einzelne*n der Millionen von Betrachter*innen, die sie bis heute in Augenschein genommen haben – Sie selbst eingeschlossen. Andere Werke hingegen waren durch die Darstellung gleichgeschlechtlicher Zuneigung schon zu ihrer Zeit revolutionär, selbst wenn sie frei von explizit sexuellen Elementen waren.
Die „Spielarten der Liebe“ können vor Ort anhand von Infoblättern erforscht werden und stehen als Online-Katalog zur Verfügung. Die Themen werden von September 2019 bis März 2020 im Rahmen einer Vortragsreihe vertieft, die von der Hannchen-Mehrzweck-Stiftung, dem Instituto Cervantes Berlin und der Botschaft von Spanien in Deutschland gefördert werden. „Der zweite Blick“ wird unterstützt von Museum&Location.
Ein Ausstellungsprojekt der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin
Ebenfalls der Lesefreundlichkeit geschuldet ist die durchgehende Verwendung des heute in den meisten europäischen Sprachen geläufigen Begriffs homosexuell (als Gegensatz zu heterosexuell), auch wenn er erst im Kontext der medizinischen Sexualforschung des 19. Jahrhunderts geprägt wurde.
Bibliographie und internationale Projekte zu diesem Thema finden Sie unter den folgenden Links: