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Spielarten der Liebe

„Spielarten der Liebe“, der erste in Kooperation mit dem Schwulen Museum entwickelte Teil der Reihe, ermöglicht einen zweiten Blick auf Sammlungswerke, die sich mit der Vielfalt sexueller Identitäten, ihrer Wahrnehmung, Bewertung und künstlerischer Verarbeitung befassen. Die über die gesamte Sammlung angelegten fünf Rundgänge mit 33 Objekten bieten Einblicke in die künstlerische und gesellschaftliche Beschäftigung mit LGBTIQ* (nach engl.: lesbian, gay, bisexual, transexual, intersexual, queer) Sexualitäten und Identitäten, die in der Kunst immer präsent waren, aber nur wenig Beachtung gefunden haben.

LGBTIQ* im Kontext der vergangenen Epochen

Dabei wird auch deutlich werden, dass der gesellschaftliche Umgang mit LGBTIQ*-Themen keiner linearen Entwicklung unterliegt, sondern in den verschiedenen Epochen und gesellschaftlichen Kontexten bisweilen unterschiedlich geführt wurde. So wurde beispielsweise die in der Antike herrschende Liberalität gegenüber (männlicher) Homosexualität im christlichen Mittelalter, das die zweigeschlechtliche Paarbeziehung als Keimzelle des christlichen Glaubens begriff, wieder zurückgenommen.

Fünf thematische Routen innerhalb der Sammlung

„Der Zweite Blick“ ist ein Angebot des Bode-Museums, bislang zumeist übersehene oder ignorierte Aspekte zu den mannigfaltigen Spielarten der Liebe mittels fünf thematischer Routen innerhalb der Sammlung zu entdecken.

Konstantinopel, Mittelteil eines Triptychons mit den Vierzig Märtyrern von Sebaste, 10. Jh., Elfenbein
Konstantinopel, Mittelteil eines Triptychons mit den Vierzig Märtyrern von Sebaste, 10. Jh., Elfenbein © Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin / Jürgen Liepe

In Liebe und Krieg

Die erste Route spürt der Darstellung des heroischen Soldaten und den Grenzen zwischen männlicher Kühnheit und Bisexualität nach.

Vincenzo Pacetti (1746-1820), Der Barberinische Faun, Detail, 1799, Ton, Eigentum des Kaiser Friedrich Museum Vereins
Vincenzo Pacetti (1746-1820), Der Barberinische Faun, Detail, 1799, Ton, Eigentum des Kaiser Friedrich Museum Vereins © Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin / Jörg P. Anders

Männliche Künstler und Homosexualität

Die zweite Route befasst sich mit Werken, die von männlichen Künstlern geschaffen wurden, die homosexuell waren oder zumindest dieser Gruppe nahestanden.

Ägypten (Alexandria), Torso einer Kaiserstatue, 4. Jh. Porphyrischer Rhyolith
Ägypten (Alexandria), Torso einer Kaiserstatue, 4. Jh. Porphyrischer Rhyolith © Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin / Jürgen Liepe

Antike Kunst und aufgeklärtes Sammeln

Die dritte Route beschäftigt sich mit männlichen Sammlern, die bekanntermaßen homosexuell waren.

Giuseppe Mazza (1653-1741), Diana mit Nymphen und Aktaion, um 1710, Marmor, Detail, Eigentum des Kaiser Friedrich Museum Vereins
Giuseppe Mazza (1653-1741), Diana mit Nymphen und Aktaion, um 1710, Marmor, Detail, Eigentum des Kaiser Friedrich Museum Vereins © Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin / Jörg P. Anders

Heldinnen der Tugend

Die vierte Route führt zu Darstellungen von weiblicher Intimität und erotischer Liebe unter Frauen.

Giambologna (1529-1608) Venus Urania, Detail, 1573 Bronze, Feuervergoldet
Giambologna (1529-1608) Venus Urania, Detail, 1573 Bronze, Feuervergoldet © Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin / Jörg P. Anders

Grenzüberschreitungen

Die fünfte Route setzt sich mit der Frage auseinander, inwieweit die Zuordnung zu einem Geschlecht sich immer aufrechterhalten lässt.

Viele der im Verlauf der Routen vorgestellten Kunstwerke wurden dabei gar nicht aus einem spezifischen Blickwinkel jener Gruppen geschaffen, die heute mit dem Kürzel LGBTIQ*  charakterisiert werden, sondern waren bereits ab dem Moment ihres Entstehens unterschiedlichsten Deutungen ausgesetzt: durch den*die Künstler*in selbst, durch den*die Auftraggeber*in, und durch jede*n einzelne*n der Millionen von Betrachter*innen, die sie bis heute in Augenschein genommen haben – Sie selbst eingeschlossen.  Andere Werke hingegen waren durch die Darstellung gleichgeschlechtlicher Zuneigung schon zu ihrer Zeit revolutionär, selbst wenn sie frei von explizit sexuellen Elementen waren.

Das Projekt

Die „Spielarten der Liebe“ können vor Ort anhand von Infoblättern erforscht werden und stehen als Online-Katalog zur Verfügung. Die Themen werden von September 2019 bis März 2020 im Rahmen einer Vortragsreihe vertieft, die von der Hannchen-Mehrzweck-Stiftung, dem Instituto Cervantes Berlin und der Botschaft von Spanien in Deutschland gefördert werden. „Der zweite Blick“ wird unterstützt von Museum&Location.

Ein Ausstellungsprojekt der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin

Einschlägige Literatur und Verweise

Ebenfalls der Lesefreundlichkeit geschuldet ist die durchgehende Verwendung des heute in den meisten europäischen Sprachen geläufigen Begriffs homosexuell (als Gegensatz zu heterosexuell), auch wenn er erst im Kontext der medizinischen Sexualforschung des 19. Jahrhunderts geprägt wurde.

Bibliographie und internationale Projekte zu diesem Thema finden Sie unter den folgenden Links:

 

Katalog

Ausstellungskatalog Low Res (PDF, 1.5 MB)

Empfohlene Zitierweise: López-Fanjul y Díez del Corral, María (Hrsg.): Der zweite Blick: Spielarten der Liebe, Heidelberg: arthistoricum.net, 2020.