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Restaurierung im Ägyptischen Museum und Papyrussammlung

Der Bestand des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung umfasst etwa 90.000 Objekte. Sie werden von fünf Restaurierungswerkstätten betreut, die sich auf Stein, Keramik, Metall, Holz einschließlich anderer organischer Materialien und Papyrus spezialisiert haben. Die Restauratorinnen und Restauratoren sind verantwortlich für die Objekte während der Lagerung, der Ausstellung und im Leihverkehr.

Stein

Die umfangreichste Materialgruppe in der ägyptischen Sammlung bilden die Steinobjekte. Sie umfassen verschiedenste Sorten von Sediment- (Kalkstein, Sandstein und Alabaster) und Hartgestein (Granit, Diorit, Gneis, Quarzit und Grauwacke): Statuen, Stelen, Reliefs, Architekturteile, Kult- und Gebrauchsgegenstände, die entweder steinsichtig oder in farbiger Fassung erhalten sind. Je nach Größe der Objekte variieren ihre Gewichte von wenigen Gramm bis zu mehreren Tonnen. Ausgehend von Zustand und Schadensbild werden die Stücke nach gründlicher Voruntersuchung und unter Einbeziehung neuester Forschungsergebnisse dokumentiert, konserviert und restauriert.

Keramik

In dieser Werkstatt werden Objekte aus silikatischen Werkstoffen bearbeitet, vorrangig bemalte und unbemalte Töpferware, zudem Silikatkeramik (Fayence), Glas, Glasur und weitere Artefakte aus Ton oder Lehm. Die betreuten Sammlungen umfassen Gefäße und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs, Figuren wie Uschebtis, Götter- und Tierdarstellungen, Ziegel, Siegelabdrücke und Schmuck. Die präventive Konservierung, zum Beispiel die Sicherung instabiler Oberflächen, die Reinigung, Zuordnung und Zusammenfügung diverser Objektfragmente stehen im Vordergrund einer umfassenden Überarbeitung des gesamten Depotbestands. Restaurierungen an einzelnen Stücken oder Objektgruppen beginnen mit materialtechnischen Untersuchungen und schließen Stabilisierung, Festigung, Reinigung, Entfernung von Altrestaurierungen, Rekonstruktion und Ergänzungen ein. Die Betreuung von Praktikanten oder Diplomanten ist nur in Zusammenarbeit mit anderen Werkstätten des Museums möglich.

Metall

Zu den Metallobjekten des Museums gehören Statuetten, Kleinplastiken, Kultgegenstände, Schmuck, Geräte und Werkzeuge, die im Zeitraum von 3000 v. Chr. bis 300 n. Chr. entstanden und über Ausgrabungen, Schenkungen oder Ankäufe in das Museum gelangten. Sie bestehen aus Kupferlegierungen, Edelmetallen, Eisen und verschiedenen Nichteisenmetallen sowie Materialkombinationen, die auch Leder und Holz beinhalten. Hohes Alter und schädliche Fundbedingungen verursachten bei vielen Objekten Korrosionserscheinungen, Versalzungen und Versprödungen, die deren Stabilität erheblich reduzieren. Manche Objekte sind nur fragmentarisch erhalten. Historische, teils unsachgemäße Sicherungsmaßnahmen bilden oft die Grundlage erneuter chemischer und elektrochemischer Prozesse, die ihrerseits zusätzliche Materialschäden hervorrufen. Die vielschichtige Zusammensetzung und Schädigung der Metallobjekte erfordern komplexe Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen.

Holz

Die Holzobjekte bilden innerhalb der ägyptischen Sammlung nach den Steinobjekten die umfangreichste Materialgruppe, deren bekannteste Beispiele unbemalte Mumiensärge, Skulpturen und Mumienporträts sind. Eine weitere große Materialgruppe stellen die bemalten Kartonagen aus mehrlagigen Textil- und Papyrusschichten dar, die zur Verzierung von Mumien verwendet wurden. In diesen Kontext gehören auch menschliche und tierische Mumien. Weiterhin gibt es Gegenstände aus Elfenbein, Knochen, Perlmutt, Leder und Wachs sowie pflanzliche Nahrungsmittel und Textilien. Aus bemaltem Stuck und Nilschlamm bestehen die Fragmente der Boden- und Wandverzierungen. In der Holzwerkstatt liegt die konservatorische und restauratorische Betreuung dieser vielfältigen organischen Materialien in einer Hand. Textilien werden in Zusammenarbeit mit der Textilrestaurierung der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst gepflegt. Die Werkstatt bietet Praktikumsplätze und die Betreuung von Diplomarbeiten an.

Papyrus

Die Papyrussammlung mit einem Bestand von über 35.000 Handschriften ist weltweit eine der größten ihrer Art. Über vierzig Jahre lang wirkten hier der Begründer der Papyrusrestaurierung, Dr. h. c. Hugo Ibscher, und später auch sein Sohn, Dr. Rolf Ibscher. Neben Papyrus umfasst die Sammlung weitere Beschreibstoffe wie Pergament, Leder, Papier, Holz- und Wachstafeln sowie Tonscherben und Kalksteinsplitter. Der unterschiedliche Erhaltungszustand der Papyri resultiert aus ihrer komplexen Fundsituation, zum Beispiel in antiken Mülldeponien oder Grablegungen. Bei der Restaurierung müssen zersetzend wirkende Tinten und Pigmente sowie historische Behandlungen berücksichtigt werden. Die restauratorischen Arbeiten reichen von umfänglichen Sicherungsmaßnahmen bis hin zur Rekonstruktion fragmentarisch erhaltener Texte. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Erschließung neuer Texte durch die Auflösung von Papyruskartonagen. Diese bestehen aus Papyrusdokumenten, die zur Herstellung von Mumienmasken wiederverwendet wurden.