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„Mosse im Museum“

Die Stiftungstätigkeit des Berliner Verlegers Rudolf Mosse (1843–1920) für das Ägyptische Museum Berlin

Im Rahmen ihrer Forschungen zur Geschichte des Ägyptischen Museums Berlin und der Provenienz seiner Sammlungsbestände haben Jana Helmbold-Doyé (Ägyptologin, Museumskuratorin) und Thomas L. Gertzen (Ägyptologe/Historiker) ein Team internationaler Fachleute versammelt, um den Beitrag des deutsch-jüdischen Unternehmers Rudolf Mosse zum Entstehen der Ägyptischen Sammlung zu ergründen.

Die bislang ermittelte Zahl der von Mosse an das Museum gestifteten Objekte beläuft sich auf mehr als 700. Die überwiegende Mehrheit davon wurde von dem Ägyptologen Heinrich Brugsch (1827–1894) während einer ausgedehnten Ägyptenreise im Jahr 1891/92, welche Mosse finanzierte, ins Museum gebracht. Das Projekt will aber mehr als nur einige Zahlen und Daten feststellen. Es geht auch um die Implikationen für:

  1. Die Fachgeschichte der Ägyptologie
  2. Die Entwicklung großer Museumssammlungen
  3. Provenienzforschung
  4. Jüdische Geschichte in Deutschland

In Zusammenarbeit mit dem Moses-Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam soll der Fokus bisheriger Forschungen in diesem Bereich, die sich vor allem auf die Person des Berliner Baumwollhändlers James Simon konzentriert haben und dessen Biograf Olaf Matthes sich gleichfalls an der geplanten Projektpublikation beteiligt, erweitert werden. Weitere Autoren, wie Patrizia Piacentini vom Ägyptologischen Institut in Mailand sowie Fredrik Hagen und Kim Ryholt (die vor kurzem ihre Studie zum „Antiquities Trade in Egypt“ veröffentlicht haben) geben grundlegend neue Einblicke in die Formen der ‚Aneignung‘ ägyptischer Antiken und des kulturellen Erbes. Als eine besondere Fallstudie wird Heike Schmidt erstmals die Erkenntnisse ihrer langjährigen Untersuchungen zur Biografie der Brüder Heinrich und Emil Brugsch und ihre Rolle als Gelehrte, Verkäufer und Käufer ägyptischer Antiken vorstellen.

Obwohl sich das Projekt auf eine frühe Phase der Museumsgeschichte konzentriert und damit die längst überfällige Anerkennung des Beitrages jüdischer Stifter für die Staatlichen Museen erreichen will, ist der Familienname seines Protagonisten mit einem der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte verbunden: Die private Kunstsammlung von Rudolf Mosse wurde 1934 von den Nationalsozialisten konfisziert und versteigert. Vor kurzem haben die Staatlichen Museen einige der damals erworbenen Objekte an die Erben zurückgegeben.

Die Ungerechtigkeit und Grausamkeit dieser Epoche soll niemals vergessen werden. Das Projekt möchte aber auch einen Beitrag dazu leisten, dass Rudolf Mosse und seine Familie nicht nur als ‚Opfer‘ des Nationalsozialismus, sondern v.a. auch als überaus großzügige Förderer Berliner Museen in Erinnerung bleiben.

Ein Katalog einiger der von Mosse gestifteten Objekte soll seinen Beitrag illustrieren helfen, bietet neue Einblicke in die ägyptische Kunstgeschichte und stellt in einigen Fällen sogar die wissenschaftliche Erstpublikation einiger der bemerkenswertesten Objekte der Sammlung des Museums dar.


Projektleitung: Dr. Jana Helmbold-Doyé (Ägyptisches Museum und Papyrussammlung) und Dr. Thomas L. Gertzen (Moses-Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien)
Projektbeteiligte: Dr. Marianne Eaton-Krauss; Dipl. Phil. Klaus Finneiser; Lara Golla BA; Elisabeth Greifenstein M.A.; Prof. Dr. Fredrik Hagen; Dr. Olaf Matthes; PD Dr. Jan Moje; Prof. Dr. Patrizia Piacentini; Prof. Dr. Kim Ryholt; Heike Schmidt
Projektträger: Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
Laufzeit: September 2015 bis Oktober 2017