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Frühe Plakate: Kunstbibliothek stellt über 3.000 Downloads und Ausstellung online

11.08.2022
Kunstbibliothek

Im Juni 2022 konnte die Kunstbibliothek die vollständige Digitalisierung ihrer Plakate und Plakatentwürfe der Jahre 1840 bis 1914 aus der Sammlung Grafikdesign abschließen. Nun stehen sie als Bildquellen einer umbruchstarken Epoche auf Sammlungen Online für weitere Forschung und zum Download zur Verfügung. Die erste daraus kuratierte Ausstellung kann ab sofort bei DDBstudio virtuell erkundet werden: „Verklärt, begehrt, vergessen: Frauen in der frühen Plakatgestaltung“.

Download: Über 3.000 Bilddateien aus der Kollektion „Frühe Plakate 1840–1914“

Dank eines im Rahmen von NEUSTART KULTUR geförderten Projekts präsentiert sich die Bestandsgruppe „Frühe Plakate 1840–1914“ nun vollständig auf Sammlungen Online, dem Online-Portal der Staatlichen Museen zu Berlin. Rund 3.800 frühe Plakate aus der Sammlung Grafikdesign der Kunstbibliothek wurden erfasst, gescannt, transkribiert und verschlagwortet. Neben der Stichwortsuche gibt es kurze Texte zu etwa 1.500 Plakaten sowie 3.200 rechtefreie Bilddateien, die zum freien Download bereitstehen. Vertreten sind fast 1.000 Gestalter*innen aus 16 europäischen Ländern sowie den USA. In dieser internationalen Vielfalt eröffnen die Plakate ein Panorama der visuellen Kommunikation: Sie illustrieren Design-, Reklame- und Druckgeschichte am Übergang von Historismus und Jugendstil zum Sachplakat, sind zugleich aber auch wertvolle Dokumente der Zeit- und Kulturgeschichte.

Online-Ausstellung: Frauen in der frühen Plakatgestaltung

Sie warben für Schokolade, Versicherungen oder Ausstellungen, sie sollten mit Schönheit entzücken: Frauen waren um 1900 ein beliebtes Bildmotiv im neu entdeckten Werbeplakat. Die Online-Ausstellung „Verklärt, begehrt, vergessen: Frauen in der frühen Plakatgestaltung“ verfolgt die Entwicklung von „Werbedame“ bis „Neue Frau“. Die Anfänge der modernen Werbung zeigen ein Frauenbild, das verschiedene realitätsferne Stereotype bedient – während Frauen im Alltag das Recht auf eine Wahlstimme, Bildung und Erwerbstätigkeit versagt wurde. Doch die Wende zum 20. Jahrhundert war auch eine Zeit beginnender Emanzipation: Bald waren in der Reklame rad- und autofahrende Frauen zu sehen, und manch eine bis dato geltende gesellschaftliche Norm wurde spielerisch aufgebrochen. 

Pionierinnen der Designgeschichte

Nicht nur als Motiv waren Frauen in Werbemedien um 1900 präsent – auch als Gestalterinnen und Plakatkünstlerinnen machten sie sich einen Namen. Ihre Werke präsentieren sich ausdrucksstark, pointiert und ideenreich. Trotz gesellschaftlicher Vorbehalte schafften Frauen wie Kasia von Szadurska, Ilse Schütze-Schur, Julie Wolfthorn, Aenne Koken oder Ethel Reed es, einer professionellen künstlerischen Laufbahn nachzugehen.

Die Online-Ausstellung in der Deutschen Digitalen Bibliothek zeigt Plakate von Design-Pionierinnen aus Deutschland, Frankreich, England und den USA. Anhand ihrer Arbeiten werden ihre faszinierenden Lebenswege erzählt. Insgesamt sind im Bestand der frühen Plakate der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin 40 weibliche Gestalterinnen vertreten – gegenüber 957 Männern. Die Zusammenstellung lädt zur weiteren Forschung über die vielfach in Vergessenheit geratenen Frauen ein.

Koloniale Kontexte: Online-Publikation in Vorbereitung

Als populäre Werbemedien reflektieren Plakate um 1900 auch den Zeitgeist einer von Industrialisierung und Kolonialimperialismus geprägten Epoche. Im Rahmen ihres Forschungsprojekts „Koloniale Kontexte im Frühen Plakat“ hat die Kunstbibliothek Werke mit kolonialen Bezügen identifiziert: Von Dokumenten einer Alltagskultur unreflektiert kolonialistischer Selbstverständlichkeit bis hin zur Produktwerbung – vor allem für Kaffee, Tee, Palmöl, Zigaretten und andere „Kolonialwaren“ – mit exotisierenden oder rassistisch diskriminierenden Elementen. Das Projekt untersucht die Ideologie hinter den Bildwelten der Reklame; die Ergebnisse werden online publiziert.