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Erste Rückgabe von „Benin-Bronzen“ aus dem Ethnologischen Museum: Gedenkkopf und Reliefplatte

04.07.2022
Ethnologisches Museum

In den Sammlungen des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin befinden sich über 500 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin, heute Nigeria. 1897 eroberten britische Truppen das Königreich Benin, plünderten den königlichen Palast und exilierten Oba Ovonramwen, den letzten unabhängigen König, nach Calabar. Tausende Objekte wurden als Kriegsbeute nach London verschifft und dort veräußert. Weitere hunderte der geplünderten Objekte blieben noch eine Zeit lang im kolonialen Nigeria, gelangten dann aber über Netzwerke von europäischen und afrikanischen Geschäftsleuten und Händlern ebenfalls in europäische und nordamerikanische Museen.  

Auch das Berliner Museum profitierte vom kolonialen System und seinen durch Gewalt erzwungenen „Erwerbungen“. Seit 2010 ist es Mitglied der Benin Dialogue Group, in der Museen in Europa die Zukunft der Benin-Objekte in ihren Sammlungen gemeinsam mit nigerianischen Partnern erörtern. Im März 2021 begannen konkrete Verhandlungen über Rückgaben nach Nigeria auf Regierungsebene, die nun mit der Unterzeichnung einer Gemeinsamen Erklärung zum Abschluss gebracht wurden. Vor wenigen Tagen hat der Stiftungsrat der SPK unter Vorsitz von Kulturstaatsministerin Claudia Roth beschlossen, dass mit den zuständigen Stellen in Nigeria im zweiten Halbjahr 2022 eine Vereinbarung über eine Eigentumsübertragung der Objekte aus dem Ethnologischen Museum und Leihgaben geschlossen werden soll.

Erste Rückgaben am 1. Juli 2022

Als Auftakt für den jetzt beginnenden Rückgabeprozess und stellvertretend für alle anderen am Prozess beteiligten deutschen Museen wurden im Rahmen einer ersten Vereinbarung am 1. Juli 2022 zwei Objekte aus der Sammlung des Ethnologischen Museums an Nigeria übergeben: ein Gedenkkopf eines Königs und eine Reliefplatte mit einem König (Oba) und vier Begleitern. Eine weitere Vereinbarung über die anderen „Benin-Bronzen“ des Ethnologischen Museums wird entsprechend dem Stiftungsratsbeschluss im Laufe des Jahres folgen.

Gedenkkopf eines Königs

Die unvergänglichen Materialien Messing und Elfenbein waren für den oba (König) reserviert. Altarensembles mit Gedenkköpfen verstorbener Könige und mit Figuren und emblematischen Darstellungen beschnitzte Elfenbeinstoßzähne (Olifanten) standen im Zentrum des jährlichen Zyklus zum Kult der königlichen Ahnen und zur Erneuerung des Königtums. 

Provenienz 

  • Auftragsarbeit der Igun Eronmwon oder Gilde der Messinggießer im Königreich Benin für einen königlichen Gedenkaltar
  • durch Erbschaft an Oba Ovonramwen (ca. 1857-1914; reg. 1888-97), Königspalast, Benin-Stadt
  • geplündert im Zusammenhang mit der britischen Eroberung von Benin, 1897
  • in unbekanntem Besitz nach der Eroberung des Königreichs Benin
  • zwischen 1897 und 1898 im Gebiet des späteren kolonialen Nigeria in den Besitz von Konsul Eduard Schmidt, Angestellter der Woermann Linie, gelangt
  • verkauft an das Königliche Museum für Völkerkunde in Berlin, 1898

Reliefplatte mit einem König (Oba) und vier Begleitern

Diese Reliefplatte zeigt einen König mit vier Begleitern. Derartige im Wachsausschmelzverfahren gefertigte Reliefplatten befanden sich an Pfählen der langen, viereckigen Innenhöfe des Palasts im historischen Königreich Benin (ca. 900 n. Chr. bis Ende des 19. Jahrhunderts). Sie zeigen sich wiederholende Motive des Königs, von Würdenträgern, Portugiesen, Elementen des Kosmos oder Tieren.

Provenienz

  • 16. Jahrhundert, im Auftrag von Oba Esigie (reg. 1517-1550) oder seines Sohnes Oba Orhogbua (reg. 1550-1570), Königspalast, Benin-Stadt
  • durch Erbschaft an Oba Ovonramwen (ca. 1857-1914; reg. 1888-97), Königspalast, Benin-Stadt
  • geplündert im Zusammenhang mit der britischen Eroberung von Benin, 1897
  • in unbekanntem Besitz nach der Eroberung vom Königreich Benin
  • zwischen 1897 und 1898 im Gebiet des späteren kolonialen Nigeria in den Besitz von Konsul Eduard Schmidt, Angestellter der Woermann Linie, gelangt
  • verkauft an das Königliche Museum für Völkerkunde in Berlin, 1898