06.01.2006 bis 05.03.2006
Mit Udo Kallers freien, in Öl auf Leinwand ausgeführten Adaptionen der Holzschnittfolge "Hundert berühmte Ansichten von Edo" des Utagawa Hiroshige (1797-1858), die mit sechs Blättern aus dem Bestand repräsentiert ist, eröffnet das Museum für Ostasiatische Kunst das hundertste Jahr seines Bestehens. Den 1943 in Gleiwitz, Oberschlesien geborenen, heute in Nürnberg lebenden Kaller eint mit dem Samuraisohn Hiroshige, dem neben Katsushika Hokusai (1760-1849) wohl wichtigsten japanischen Holzschnittmeister des 19. Jahrhunderts, das parallele Interesse an Malerei und Graphik. Die von Hiroshige in seinen letzten Lebensjahren (1856-58, gedruckt 1856-1860) geschaffene Serie von Ansichten berühmter Orte in Edo (heute: Tokio) beeindruckte seine Zeitgenossen durch außergewöhnliche Kompositionen. Dramatisch angeschnittene Repoussoirs rahmen Ausblicke auf weite Ebenen und in Tiefenräume, die teils traditionell durch kulissenhaft gestaffelte lächen aufgebaut, teils unter dem Einfluss der westlichen Zentralperspektive gestaltet sind. Kallers in der Tradition Vincent van Goghs und anderer Japanbegeisterter stehende Umsetzungen erreichen eine noch radikalere Version, welche gar die Leuchtkraft von Hiroshiges Farben zu überbieten scheint. Die Materialität der Ölfarbe: Lasuren, Aussparungen oder ein bisweilen nahezu pointilistischer Duktus tritt an die Stelle der Strukturen der hölzernen Druckstöcke und bezeugt Kallers Aneignung ebenso wie die häufig durch Betonung der Gliederung in Vertikalen und Horizontalen geklärte Perspektive.
Die Ausstellung belegt somit eindrucksvoll die Aktualität des Dialoges mit Kunst und Kultur Ostasiens, den sich das Museum in seiner hundertjährigen Geschichte zur Aufgabe gemacht hat.
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