17.05.2022
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17.07.2022
Kunstbibliothek
194 Grafiker*innen aus 55 Ländern weltweit haben sich schon beteiligt am Tolerance Project, einer Plakataktion, die Mirko Ilić 2017 in New York ins Leben rief. Einzige Vorgabe: Das Wort „Toleranz“ soll auf dem Plakat erscheinen. Nun machen die Tolerance Posters auf ihrer Welttournee auch am Berliner Kulturforum halt – ein visueller Appell an ein soziales Miteinander und ein Raum für kreative Auseinandersetzung.
Ein alternder Intellektueller trägt knallroten Lippenstift, eine buddhistische Handgeste stoppt einen Kugellauf, ein „ME“ wird zum „WE“ gespiegelt – jedes der rund 60 Plakate, die „Studio Tolerance“ in der Kunstbibliothek am Kulturforum präsentiert, findet einen individuellen Zugang zum Thema Toleranz. Die Arbeiten zeigen nicht nur eine immense Vielfalt an grafischen Lösungen, sondern auch die Bandbreite dessen, was soziale Akzeptanz international ausmacht – in Bezug auf nationale, religiöse oder sexuelle Identität ebenso wie politische Haltung.
Die Plakataktion „The Tolerance Project“ begann 2017 in Reaktion auf das Filmfestival „House of Tolerance“ im slowenischen Ljubljana. Grafikdesigner Mirko Ilić, bekannt als Art Director des Time Magazine und Illustrator für die Zeitschrift Der Spiegel, gewann 28 renommierte Gestalter*innen für einen Beitrag. Er machte eine einzige gestalterische Vorgabe: Das Wort Toleranz sollte in der eigenen Sprache im Plakat erscheinen. So begann die weltweite Tournee der Ausstellung, die mit jeder neuen Station um Plakate aus dem jeweiligen Land erweitert wird und sich damit kontinuierlich verändert. Auch die Präsentationsform ist in jeder neuen Stadt anders.
In Berlin ist sie als Hybrid aus musealer Präsentation und Aktionsplattform konzipiert. Als Plakatschau gibt „Studio Tolerance“ einen Überblick über das internationale Plakatschaffen: Neben Arbeiten von Dan Reisinger, Peter Bankov, Annette Lenz, Ariane Spanier, Gunter Rambow, Edel Rodriguez und vielen weiteren ist auch ein Entwurf von Milton Glaser zu sehen, der die berühmte Kampagne „I Love New York“ entwarf. Paula Scher, als erste weibliche Direktorin des Designbüros Pentagram eine der führenden Gestalterinnen unserer Zeit, beteiligt sich ebenfalls an dem Projekt. Weitere Plakate stammen zum Beispiel aus Syrien, dem Iran, Bolivien, Uruguay oder Thailand.
Als offener Aktionsraum gibt „Studio Tolerance“ zudem Impulse: Was bedeutet Toleranz für den einzelnen Menschen? Wo fordere ich tolerante Haltung, wo wird sie von mir gefordert? Wie werden Toleranzkonzepte in verschiedenen Ländern gesellschaftlich debattiert, und wie bestimmend sind dabei Tradition, kulturelle Wertesysteme und aktuelle Politik? Workshops für Familien, Jugendliche und Schüler*innen laden dazu ein, sich in Gesprächen und künstlerischer Aktion mit dem Thema auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit dem Team der Kunstvermittlung und politischen Bildung werden Ausdrucksformen zu Toleranz, Zusammenleben und Humanität erprobt und fließen in die Ausstellung mit ein.
Ein Aspekt der Diskussion ist der Begriff selbst: Greift „Toleranz“ – etwa im Vergleich zu „Akzeptanz“ oder „Inklusion“ – in aktuellen Debatten nicht zu kurz? Angesichts der Unterschiede, die weltweit herrschen, definiert Initiator Mirko Ilić Toleranz als das Minimum für menschliches Zusammenleben: „Starting a conversation about inclusion can only begin with a foundation of tolerance.“ Ein Plakat der kanadischen Designerin Marian Bantjes visualisiert die Idee typografisch: Das Wort Tolerance ist das Fundament, auf dem Verständnis, Mitgefühl, Akzeptanz, Solidarität und Begeisterung in bunten Lettern aufbauen.
„Studio Tolerance“ wird präsentiert von der Sammlung Grafikdesign der Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin, zu deren Fachbereichen seit 150 Jahren auch die Plakatkunst gehört – ein ideales Medium für öffentliche Denkanstöße.
Argentinien (El Fantasma de Heredia), Bolivien (Frank Arbelo), Bosnien / Herzegowina (Bojan Hadzihalilovi), China (Jianping He, San Jin, Bo Liaoliao), Deutschland (cyan, Götz Gramlich, Fons Hickmann, Uwe Loesch, Holger Matthies, Christoph Niemann, Gunter Rambow, Ariane Spanier, Henning Wagenbreth), Dominikanische Republik (Chago Garcia), Frankreich (Anette Lenz), Großbritannien (Harry Pearce, Sue Coe), Iran (Parisa Tashakori), Israel (Dan Reisinger, David Tartakover), Italien (Leonardo Sonnoli), Japan (Yuko Shimizu, Shino Suefusa), Jordanien (Hamzah Abdelal), Kanada (Marian Bantjes, Andrew Lewis), Korea (Hoon-Dong Chung), Kroatien (Robert Canak), Kuba (Edel Rodriguez), Libanon (Tarek Atrissi, Wal Morcos), Mexiko (Alejandro Magallanes), Niederlande (Max Kisman), Polen (Maja Zurawiecka), Portugal (Nuno Martins), Rumänien (Levente Benedek, Renata Mihaly), Russland (Peter Bankov, Dmitry Kavka), Schweiz (Steff Geissbühler, Niklaus Troxler), Simbabwe (Saki Mafundikwa), Südafrika (Brandt Botes, Garth Walker), Syrien (Fares Cachoux), Taiwan (Leo Lin), Thailand (Danaiphan Washareewongse), Tunesien (Nja Mahdaoui), Türkei (Bulent Erkmen), Ukraine (Grafprom Studio), Ungarn (Istvan Orosz), Uruguay (Eduardo Davit), USA (Stefan G Bucher, Art Chantry, Milton Glaser, Sagi Haviv, Brad Holland, Kit Hindrichs, James McMullan, Paula Scher, Georg Tscherny)
Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin in Zusammenarbeit mit dem Tolerance Project, New York
Das Vermittlungskonzept zur Ausstellung entstand in Zusammenarbeit des Referats Bildung, Vermittlung, Besucherdienste der Staatlichen Museen zu Berlin und der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus, KIgA e. V.
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