Rico Puhlmann
Modefotografie 50er–90er

27.06.2025 bis 15.02.2026
Museum für Fotografie

Rico Puhlmann (1934-1996) zählte international zu den renommiertesten Modefotograf*innen und prägte über die letzten vier Dekaden des 20. Jahrhunderts das Modebild seiner Zeit. Die Ausstellung würdigt Puhlmanns Werdegang und insbesondere seine Arbeit für Modejournale der 1950er- bis in die 1990er-Jahre. Dabei nimmt sie verschiedene Aspekte der Mode-, Fotografie-, Presse- und Kulturgeschichte in den Blick.

Die Ausstellung bietet einen umfassenden Einblick in das zeichnerische und fotografische Schaffen Rico Puhlmanns, der über 40 Jahre erst als Illustrator und dann als Modefotograf für bedeutende Magazine wie „Brigitte“, „petra“, „Constanze“ oder international „Vogue“, „Harper’s Bazaar“, „Glamour“ oder „GQ“ arbeitete. Die gefragtesten Fotomodels ihrer Zeit standen vor seiner Kamera: Gloria Friedrich und Gitta Schilling, Cheryl Tiegs und Jerry Hall, Cindy Crawford und Naomi Campbell. Seine Fotos erschienen auf zahlreichen Magazincovern, seine Bildstrecken auf Hochglanzpapier füllten mehrere Doppelseiten in Folge.

Das Gros der Exponate stammt aus dem Werkarchiv Rico Puhlmanns, das von seinem Bruder Klaus Puhlmann und dessen Frau Anne Puhlmann verwaltet und für die Ausstellung großzügig zur Verfügung gestellt wird.

Berliner Chic der Nachkriegszeit

Puhlmann startete seine Karriere als Mode-Illustrator in seiner Geburtsstadt Berlin, in der nach dem Zweiten Weltkrieg der „Berliner Chic“ einen neuen Höhepunkt erreichte. Wiederholt wurde er engagiert, die Entwürfe von Modehäusern zunächst zu zeichnen und dann immer mehr auch zu fotografieren – für Journale sowie für Firmenpublikationen. Das Bild dieser West-Berliner Mode hat er gleichermaßen geprägt wie seine Kolleg*innen F. C. Gundlach, Regi Relang oder Helmut Newton. Ihre Fotografien sind visuelle Zeugnisse einer ungeschriebenen Kleiderordnung um 1960.

Veränderte Mode und technische Entwicklungen

Op- und Pop-Art, Raumfahrtbegeisterung, die Londoner Swinging Sixties, die Adaption von Kleiderformen und Stoffmustern unterschiedlichster Kulturkreise veränderten die Mode in den 1960er-Jahren und zugleich das Bild von ihr. An immer fernere Orte wurden Fotograf*innen von den Redaktionen zu Modeaufnahmen geschickt. Technische Entwicklungen wie Blitzlichttechnik, der aufkommende Farbfilm, Polaroid oder das flexiblere Kleinbild erweiterten nach und nach den fotografischen Gestaltungsspielraum.

American Look der 1970er und neue Freiheit

Aufgrund der rückläufigen Konjunktur der gehobenen Berliner Modebranche und des damit einhergehenden Bedeutungsverlusts der Mode in Berlin orientierte sich Puhlmann neu und zog 1970 nach New York. Erste Fotoaufträge erhielt er an seinem neuen Wirkungsort von den Magazinen „Glamour“ und „Harper’s Bazaar“. Parallel dazu drehte er Modefilme für das vom Sender Freies Berlin (SFB) produzierte „Modejournal“ und zählt damit zu den Wegbereiter*innen des „American Look“ in Europa.

Mitte der 1970er-Jahre war Rico Puhlmann als Modefotograf in New York etabliert. Seine Fotos erzählen von einer neuen Freiheit. Es sind nicht mehr die gestelzten Posen, der begleitende Gentleman, der kultiviert-gepflegte Großstadtraum, sondern Natürlichkeit, Bewegung, Spontaneität, Ungezwungenheit und zwischenmenschliche Nähe, die die Bildthemen bestimmen. In den beiden Models Cheryl Tiegs und Patti Hansen fand Rico Puhlmann das perfekte Pendant, um dieses neue Lebensgefühl zu vermitteln.

Gewandeltes Frauen- und Männerbild

Bis Anfang der 1990er-Jahre arbeitete Rico Puhlmann kontinuierlich für „Harper’s Bazaar“ und trug mit seiner Arbeit zum Wandel des Frauenbildes bei, das zunehmend selbstbewusster wurde. Um 1980 erhielt er Exklusivaufträge für verschiedene Ausgaben der „Fashions of the Times“, dem Mode-Supplement der „New York Times“. Für das Männermagazin „GQ“ beschrieb er Anfang der 1980er-Jahre in einer feinsinnigen, einfühlsamen Bildsprache das neue Selbstverständnis des Mannes in puncto Mode, Styling und Körperpflege.

Puhlmanns Arbeit in einer arbeitsteilig organisierten Medienwelt

Mittlerweile wirkten immer größere Redaktionsteams am Modebild mit. Neben Rico Puhlmann waren Mode- und Accessoire-Redakteur*innen, Art Directors, Make-up-Artists und Hairdressers an der Bildgestaltung beteiligt. Noch in den 1960er-Jahren hatte Puhlmann zusammen mit den jeweiligen Redakteur*innen die Entwürfe auf den Modeschauen selbst ausgesucht, auch die Locations und die Models selbst bestimmt. Er überprüfte Styling und Make-up, nachdem sich die Fotomodels selbst geschminkt und angekleidet hatten. Er führte Regie bei Posen und Gesten und wählte Requisiten und Accessoires aus.

Zukunftspläne und abruptes Ende

Puhlmann starb 1996 bei einem Flugzeugabsturz. Eine Buchpublikation zu seinem Werk war bereits in Planung. Auch eine Rückkehr nach Berlin mit einem Lehrauftrag an der hiesigen Hochschule der Künste war in Verhandlung, eine erste Digitalkamera bereits angeschafft. Auch nach über 40 Jahren Schaffenskraft hatte Rico Puhlmann Pläne.

Kuratorisches Team

Die Ausstellung ist kuratiert von Dr. Britta Bommert, Leiterin der Sammlung Modebild, Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin, und als Co-Kurator Hans-Michael Koetzle, München, in enger Zusammenarbeit mit dem Rico Puhlmann Archiv (Anne und Klaus Puhlmann), Berlin.

Katalog

Zur Ausstellung erscheint im Verlag Kettler, Dortmund, ein umfangreicher Katalog mit Beiträgen von Britta Bommert, Gerlind Hector, Hans-Michael Koetzle, Adelheid Rasche, Marie Arleth Skov und Christine Waidenschlager.


Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin

Jebensstraße 2
10623 Berlin

vollständig rollstuhlgeeignet

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