Manatunga – künstlerische Interventionen von George Nuku

18.05.2025 bis 31.12.2025
Humboldt Forum

George Tamihana Nuku ist einer der führenden zeitgenössischen Künstler Neuseelands. Als Bildhauer arbeitet er neben Stein, Knochen, Holz und Muscheln vor allem mit Styropor und Plexiglas. Ab dem 18. Mai 2025 präsentiert das Ethnologische Museum in zwei Räumen des Ausstellungsbereichs „Ozeanien“ im Humboldt Forum drei großformatige Interventionen des Māori-Künstlers. Diese sind während zweier Fellowhips entstanden, die George Nuku im März 2024 sowie von März bis Mai 2025 im Rahmen der Initiative „Das Kollaborative Museum“ absolviert hat.

George Nuku zum Titel seiner Ausstellung:

Manatunga ist die Māori-Bezeichnung für wertvolle Gegenstände, Erbstücke und Schätze der Ahnen. Das Wort impliziert, dass sie stehen – aufrecht sind. Es wird auch in dem Zusammenhang verwendet, dass diese besonderen Stücke konzentrierte Speicher von Geschichten und Emotionen sind.

Drei Installationen im Ozeanien-Bereich des Ethnologischen Museums

Die von George Nuku eigens für den Ozeanien-Bereich der Dauerpräsentation des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum geschaffenen Interventionen werden in zwei Räumen gezeigt: So findet sich eine großformatige Installation in der großen Bootshalle (Raum 215) mit ihrem Fokus auf den Beziehungen zwischen Mensch und Meer und den Einflüssen durch Klimawandel und Umweltverschmutzung. Zwei weitere Interventionen werden im Raum 219 präsentiert, in dem Exponate aus Polynesien und ihre Beziehungen zu Ahnen und Gottheiten ausgestellt sind.

In allen drei Installationen nimmt Nuku die Thematik der Ausstellungsräume auf und stellt eine Verbindung zu den dort gezeigten Objekten aus der Ozeanien-Sammlung des Ethnologischen Museums her. Die zeitgenössischen Kunstwerke erlauben eine Neuperspektivierung der historischen Objekte, wie Nuku erläutert:

Die Beziehungen zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, zwischen neuen und alten Kunstwerken, zwischen einem Nachkommen der Ursprungsfamilien und den Museumsverwaltern dieser alten Schätze, die jetzt in der Institution beherbergt sind, ins Licht der Gegenwart zu rücken.

Plexiglas-waka

In der großen Bootshalle setzt Nuku auf die große Korallenriff-Vitrine ein waka (neuseeländisches Kanu) aus Plexiglas, gesteuert von fünf Männern: dem Māori-Halbgott Maui und seinen vier Brüdern. Maui zieht mit einem großen Angelhaken Meerestiere aus Plastik aus dem Meer. George Nuku nimmt die Thematik des Bootsraumes auf, zeigt die Macht von Te Moananui – dem „großen Blau“ – und die Bedeutung der waka, durch welche die Menschen diesen Ozean erst besiedeln konnten. Die fünf Männer aus Plexiglas halten historische Paddel oder Wasserschöpfer in den Händen, die Enden des Plexiglas-waka schmücken historische Steven aus den Sammlungen des Ethnologischen Museums.

Giebel eines Māori-Versammlungshauses und Ahnen-Figuren

In Raum 219 zeigt George Nuku zwei Arbeiten: Der Giebel eines Māori-Versammlungshauses aus Plexiglas umgibt drei Ahnen- bzw. Götter-Figuren aus Holz bzw. Stein aus Aotearoa/Neuseeland, den Marquesas-Inseln und Rapanui, und vis-à-vis beschirmt eine Giebelkonstruktion aus Plexiglas die hölzerne Figur des Gottes Sope aus Nukuoro.

Das zweite Kunstwerk zeigt vier Ahnen-Figuren aus Plexiglas im Stil der historischen Māori-Schnitzereien, umgeben von eigens für sie gestalteten Vitrinen, die Waffen und Schmuck aus den Sammlungen des Ethnologischen Museums tragen bzw. halten. Die Manatunga (“Schätze der Ahnen“) werden nicht liegend, wie in den anderen Vitrinen der Ausstellung, sondern stehend präsentiert. Sie werden als dynamische, lebendige Akteure gezeigt und konfrontieren die Besucher*innen mit ihrer Gegenwart.

Aus Plastik-Müll werden lebendige Kunstwerke

Nuku verbindet nicht nur historische und moderne Materialien wie Holz und Plexiglas, sowie historische und moderne Kunstwerke. Er setzt auch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander in Beziehung. Wie Māui einst mit seinem Angelhaken aus dem Kieferknochen eines Vorfahren Te Ika a Māui (Māuis Fisch), die Nordinsel Aotearoas / Neuseelands, aus dem Meer zog, holt er jetzt Meerestiere aus Plastik an die Oberfläche.

Diese Meerestiere „leben“ auch in dem „Meer“, sprich in der Vitrine unter dem waka: Es handelt sich um in einem zweiwöchigen Workshop aus Pet-Flaschen hergestellte Quallen, Fische, Rochen und Korallen. Auf diese Weise thematisiert das Werk unter anderem auch die ökologischen Herausforderungen der Menschen im Pazifik und weltweit. Plastik, dessen Produktion und Entsorgung uns große Probleme bereitet, befindet sich durch die globale Umweltverschmutzung in allen Teilen der Erde und in allen Lebewesen. Wir sehen Plastik als zu entsorgenden Müll.

Nuku arbeitet damit und wandelt es um in lebendige Kunstwerke von hohem ästhetischen Wert. Er konfrontiert die Betrachter*innen mit einer neuen Ebene des Materials und fordert dazu auf, es neu wahrzunehmen und sich mit „unserem Müll“ auseinanderzusetzen:

Durch mein Māori-Erbe versuche ich, unsere Beziehung zur Umwelt neu zu gestalten. Für mich verkörpern Plastikflaschen sowohl Licht als auch Wasser: die Quelle des Lebens selbst. Für mich ist die Plastikflasche ein Beweis von Göttlichkeit. Das führt mich zu der Idee, dass die Verschmutzung selbst heilig ist. Es ist noch nicht zu spät, unsere Beziehung zur Umwelt zu ändern und uns dem Plastik anzunähern, das heute jeden Aspekt unseres Lebens beeinflusst.

Über George Nuku

George Tamihana Nuku (*1964 in Omahu, Aotearoa/Neuseeland) ist einer der führenden zeitgenössischen Künstler Neuseelands. Als Bildhauer arbeitet er mit Stein, Knochen, Holz, Muscheln, Styropor und Plexiglas. In seinen Werken hinterfragt er immer wieder die Beziehungen zwischen Mensch, Natur und Kultur, wobei er jahrtausendealte traditionelle Elemente der Māori-Kultur verwendet, um sie zeitgenössischen Themen wie Entkolonialisierung, Rückführung und Versöhnung gegenüberzustellen.

Seine Werke werden international ausgestellt, so z. B. im British Museum (London), im Cambridge Museum of Archeaology & Anthropology oder im Musée du Quai Branly (Paris). Seine letzte große Einzelausstellung wurde 2022 unter dem Titel „Oceans. Collections. Reflections“ im Weltmuseum Wien gezeigt.

Das Kollaborative Museum (CoMuse)

Das Ausstellungsprojekt ist Teil der Initiative „Das Kollaborative Museum“ (CoMuse) des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst. CoMuse zielt darauf ab, multiperspektivische Ansätze zur sammlungsbasierten Forschung zu entwickeln und neue Formate für kollaborative Prozesse zu erproben, um die Dekolonisierung und Diversifizierung der Museumspraxis nachhaltig zu intensivieren.


Eine Sonderausstellung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin

Buddha (Pakistan, 2--3. Jahrhundert) im Modul „Buddhistische Kunst in Südasien. Stupas, Buddhas,
Bodhisattvas“ des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt Forum
© Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Asiatische Kunst / Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Alexander Schippel

Dauerausstellung

Schlossplatz
10178 Berlin

vollständig rollstuhlgeeignet

U-Bahn: Museumsinsel
S-Bahn: Friedrichstraße, Hackescher Markt
Tram: Am Kupfergraben, Hackescher Markt
Bus: Staatsoper, Lustgarten, Friedrichstraße

Klimafreundliche Anreise
Nahverkehr
Fernverkehr

So 10:30 - 18:30
Mo 10:30 - 18:30
Di geschlossen
Mi 10:30 - 18:30
Do 10:30 - 18:30
Fr 10:30 - 18:30
Sa 10:30 - 18:30

Sonderöffnungszeiten an Feiertagen

Tel 030 - 266 42 42 42 (Mo - Fr, 9 - 16 Uhr)
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Weiterführende Links

CoMuse-Fellowship-Programm: George Tamihana Nuku

CoMuse: Das Kollaborative Museum – neue Wege in der transkulturellen Museumsarbeit