24.04.2015
bis
20.07.2015
Kunstbibliothek
Holger Matthies ist Plakatgestalter, Fotomonteur, Grafiker, Provokateur und berufsmäßiger Voyeur. In über 40 Schaffensjahren hat der heute fast 75-Jährige mehr als 1.000 Plakate entworfen und ist damit einer der weltweit Produktivsten auf diesem Gebiet. Zu seinen Arbeiten zählen in erster Linie Entwürfe für Theater- und Opernaufführungen, für Kunst- und Museumsausstellungen, für Musik- und Kabarettveranstaltungen. Soziale und politische Plakate, Titelgestaltung für Zeitschriften und Bücher sowie zahlreiche LP- und CD-Cover ergänzen das Portfolio.
Im Mittelpunkt seines Schaffens steht das Theaterplakat, mit dem er zusammen mit einer kleinen Gruppe von Nachwuchsdesignern Ende der 1960er Jahre in Westdeutschland eine neue Ära der Plakatgestaltung begründete. Dabei bedient sich der Absolvent der Hamburger Hochschule für Bildende Künste in erster Linie der inszenierten Fotografie und dem Spiel mit fotografischen Mitteln, wobei der Großteil der Arbeit bereits getan ist, wenn er auf den Auslöser drückt. Der Schaffensprozess beginnt für Matthies bereits mit der Lektüre des zu bewerbenden Stückes, der sich intensive Gespräche mit den Theaterleuten anschließen. Diese helfen dem Künstler dabei, den Inhalt auf ein einziges, aber treffendes Bildmotiv hin zu analysieren, ohne dabei zu illustrieren. Es folgt die Anfertigung und Vorbereitung des realen Objekts, das abgebildet werden soll, und das von Matthies anschließend in regelrechten Versuchsreihen hinsichtlich Licht und Bildausschnitt arrangiert wird. Auch die sorgfältig gesetzte Typografie und die meisterhafte lithografische Umsetzung in der Druckerei erledigt der gelernte Farblithograf in Eigenregie. Das fertigte Plakat soll dann jedoch keinerlei Spuren dieses Arbeitsprozesses aufweisen. Vielmehr sollen überzeugende Bildmetaphern den Gedankengang visualisieren und dem Betrachter den Eindruck eines Fotos getreu nach der Wirklichkeit vermitteln.
Die Ausstellung im Foyer der Kunstbibliothek zeigt den menschlichen Kopf als zentrales Bildmotiv, den Matthies in seinen Arbeiten immer wieder neu inszeniert, und den er selbst einmal salopp als "größtes Sexualorgan" bezeichnete. Dabei setzt er das Hauptmotiv meist in eine ungewöhnliche Umgebung oder verknüpft es auf nicht alltägliche Weise mit einem anderen Gegenstand, er deutet irreale Handlungszusammenhänge an und spielt mit Größenverhältnissen. So entstehen keine Plakate, die ornamental-dekorativ ein Produkt grafisch umranken und etwa nur ein Detail illustrieren. Vielmehr sind sie optische Denkspiele, die den Betrachter als mitschöpferischen Partner voraussetzen. Dass dies oft ein langer Prozess ist und ein Spagat zwischen Auftraggebern und eigener Interpretation, liegt nach Ansicht des Künstlers in der Natur der Sache. Doch "aus guten Plakaten lugt manchmal ein Stück Anarchie", und das ist es, was Holger Matthies an seiner Zunft gefällt.
Die Kunstbibliothek besitzt einen umfangreichen Bestand an Matthies-Plakaten, der 2007 und 2015 durch großzügige Schenkungen und Erwerbungen und durch den Ankauf zweier Entwürfe 2014 ideal ergänzt werden konnte.
Veranstalter
Ausstellungsort
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Mo geschlossen
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