01.10.2021
bis
12.12.2021
Kulturforum
Mit der James-Simon-Galerie würdigen die Staatlichen Museen zu Berlin auf der Museumsinsel Berlin den großen Philanthropen, Mäzen und jüdischen Weltbürger James Simon (1851-1932). Nun erinnern der Historiker Olaf Matthes und die Filmemacher*innen Felix von Boehm und Gerda Leopold in vier Filmen und einer Virtual-Reality-Anwendung an das Leben und Wirken des großen Berliners. Der Eintritt in die Sonderpräsentation in der oberen Sonderausstellungshalle des Kulturforums ist frei.
In der Filminstallation erinnert Schauspielerin Katharina Thalbach an wichtige Abschnitte in der Biographie James Simons. Animierte Fotos und historisches Filmmaterial erwecken die Geschichte des Mäzens zum Leben. Die 2021 realisierte Virtual-Reality-Anwendung von Regisseurin Gerda Leopold lädt ein zu einem virtuellen Besuch in die Villa James Simons in der Tiergartenstraße 15a.
Für die Anwendung wurden das Arbeitszimmer James Simons und weitere Räume des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäudes rekonstruiert: In einem ähnlichen Wohnhaus, das Architekt Alfred Breslauer in Berlin-Grunewald gebaut hat, wurden Bereiche der Simon-Villa von Szenenbildner Claus-Jürgen Pfeiffer kunstvoll und originalgetreu nachgebaut, sodass die ursprüngliche Anmutung der Privaträume und der Kunstsammlung James Simons vermittelt werden kann. Als Gastgeber schlüpft Schauspieler Michael Wittenborn in die Rolle James Simons und gibt den Nutzer*innen Auskunft über die Lieblingsstücke seiner Sammlung.
Die VR-Anwendung kann vor Ort über einen QR-Code aufgerufen werden. Sobald dies die coronabedingten Regelungen zulassen, stehen Besucher*innen auch VR-Brillen in der Ausstellung zur Verfügung.
Der aus Pyritz in Hinterpommern stammende Isaak Simon heiratete 1847 in Berlin Adolphine Heilborn, die Tochter eines angesehenen Kaufmanns aus Posen; am 17. September 1851 wird ihr einziger Sohn James geboren. Das Gymnasium vermittelte James Simon die Liebe zur Altphilologie und Kultur der Antike, die ihn ein Leben lang begleiten sollte.
Er heiratete Agnes Reichenheim, die Tochter eines Berliner Textilunternehmers, und gründete mit ihr eine Familie. Obwohl er das familiär vorbestimmte Baumwollunternehmen zum europäischen Marktführer machen und selbst zu einem der wohlhabendsten Männer Deutschlands aufsteigen sollte, folgte Simon konsequent seinen kulturellen Neigungen und begann mit Erlangung seiner finanziellen Unabhängigkeit Kunst zu sammeln.
Daneben galt seine Aufmerksamkeit vor allem dem Gemeinwohl der Armen und Bedürftigen seiner Stadt: Kontinuierlich und selbstlos verwendete er etwa ein Drittel seines Einkommens für humanitäre Zwecke. Soweit dies im Rahmen des latent vorhandenen Antisemitismus jener Zeit in Deutschland möglich war, war James Simon im Berlin der Wilhelminischen Ära ein gesellschaftlich hoch geachteter Bürger. Er starb am 23. Mai 1932 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee beigesetzt.
Durch sein kunstsinniges Handeln sowie die engen Beziehungen zu Wilhelm von Bode, der zentralen Persönlichkeit im Berliner Museumsleben und späteren Generaldirektor, wurde James Simon zum bedeutendsten Mäzen der Königlichen Museen, dessen Sammlerneigungen mit den Visionen des Museumsmannes eine einzigartige Symbiose eingingen.
Die Schenkungen Simons, die sich heute auf sieben Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin verteilen, umfassen insgesamt mehr als 10.000 Objekte. 1904 wurde das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bode-Museum) eröffnet – für Bode ein zentrales, von Kaiser Wilhelm II. gefördertes Anliegen. Für James Simon war es wichtig, als Sammler und preußischer Patriot an diesem Unternehmen beteiligt zu sein: Er stiftete seine an die 500 Objekte umfassende Renaissance-Sammlung.
1916 kündigte Simon Bode die Schenkung eines Großteils seines Kunstbesitzes an. Diese zweite Stiftung – 350 Werke vor allem der deutschen und niederländischen spätmittelalterlichen Holzplastik, vollzogen im Dezember 1918 – blieb singulär: Kein anderer Großsammler war in der krisenhaften Nachkriegszeit zu einem derartigen Schritt bereit.
Kulturelle Weltgeltung erlangte Simon mit der Ausweitung seines Interesses auf den Vorderen Orient. 1898 gründete er die „Deutsche Orientgesellschaft“ (DOG) und finanzierte ab 1911 die Grabungen in Tell el-Amarna, wo auch die Nofretete-Büste entdeckt wurde. 1913 wurden die Funde aus Tell-el-Amarna in Berlin ausgestellt, die Simon später generös dem Museum überlies. Diese Objekte lösten eine bis heute ungebrochene Ägypten-Begeisterung in Deutschland aus.
Als stellvertretender Schatzmeister nutzte James Simon die DOG äußerst erfolgreich, um wissenschaftliche Ausgrabungen in Ägypten und im Vorderen Orient zu organisieren und zu finanzieren. Gerade die Deutschland zugesprochenen Fundanteile aus den Grabungen bereicherten die Vorderasiatische Sammlung der Berliner Museen in einem Maße, dass diese hinsichtlich ihrer Weltgeltung zu jenen des Pariser Louvre und des British Museum aufschließen konnte. Zwischen 1897 und 1918 unterstützte Simon die DOG mit mehr als einer halben Millionen Mark und war somit großzügiger in seiner Förderung als der Kaiser selbst.
Die von Olaf Matthes und Felix von Boehm kuratierte Sonderpräsentation wird von der James Simon-Stiftung unterstützt, die VR-Anwendung ist von art/beats produziert und vom medienboard Berlin-Brandenburg gefördert.
Eine Sonderpräsentation der James Simon-Stiftung und der Staatlichen Museen zu Berlin
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James Simon: Der große Mäzen der Staatlichen Museen zu Berlin