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Höfische Eleganz und militärische Macht

14.09.2010 bis 09.01.2011


Mit der Entstehung des Schwertadels unter der Führung eines Shogun etabliert sich im 12. Jahrhundert eine neue Herrschaftsform in Japan, die sich forthin in einem Spannungsverhältnis zur traditionellen Autorität von Kaiser und Hofaristokratie entwickelt. Die Konkurrenz zwischen diesen zwei Eliten bestimmt nicht nur die Geschichte Japans bis zur Bildung eines modernen Staates in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sie findet auch in zahlreichen Werken der Architektur, Skulptur und Malerei visuellen Ausdruck.

Während Kaiser und Hofadel sich dabei meist als Bewahrer einer traditionellen Kultur inszenieren, die sich in einer heute als typisch japanisch verstandenen Dichtung, Literatur und Formensprache ausdrückt, verfolgen Shogun und Militäraristokratie eine Doppelstrategie. Einerseits trachten sie danach, sich Lebensstil und die verfeinerten Ausdrucksformen des Hofes anzueignen, andererseits suchen sie, häufig unter Berufung auf die Autorität der chinesischen Kultur, auch eine eigenständige kulturelle Identität zu formulieren.

Die Ausstellung präsentiert Werke, die im Auftrag der höfischen und der militärischen Aristokratie entstanden im Dialog. Zu den Kostbarkeiten, welche die Kultur des Hofes repräsentieren, zählt unter anderem ein Set von sechsunddreißig mit Gedichten einer kaiserlichen Anthologie beschriebenen, aufwändig dekorierten quadratischen Papieren aus dem frühen 17. Jahrhundert, aber auch eine Querrolle mit der Kalligraphie des Kaisers Go-Hanazono (1419-1470, reg. 1428-1464) und Illustrationen des Tosa Hirochika (tätig ca. 1439-1487) zur "Geschichte des jungen Himmelsprinzen", die als einziges authentisches Werk dieses Hofmalers des 15. Jahrhunderts gilt. Die Sphäre des Schwertadels wird unter anderem durch Bildnisse von Jagdfalken und Darstellungen von Kriegern in Rüstung markiert. Ein Set von Illustrationen und Texten zur Geschichte über Aufstieg und Niedergang der Familie Taira (Heike monogatari) in Fächerform, enthält sowohl Szenen des verfeinerten Lebens wie auch solche kriegerischer Auseinandersetzungen. Dieses Beispiel veranschaulicht, wie sich höfische Eleganz und kriegerische Macht gegenseitig ergänzten und offenbart, wie schwierig die Zuordnung solcher Bilder an Auftraggeber aus der einen oder anderen Elite sein kann.