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Dekadenz und dunkle Träume
Der belgische Symbolismus

18.09.2020 bis 17.01.2021
Alte Nationalgalerie

Der lustvolle Blick in den Abgrund, der übersteigerte Ästhetizismus einer übersättigten Gesellschaft, die sich zugleich in der Krise wähnte, der morbide Reiz zwischen Thanatos und Eros dies sind Themenfelder in der Kunst, die Ende des 19. Jahrhunderts insbesondere im belgischen Symbolismus ihren Ausdruck fanden.

Gegen die Entwicklung des Oberflächenreizes von Naturalismus und Impressionismus formiert sich in den 1880er Jahren eine neue Kunstströmung, deren Kennzeichen die Sinnlichkeit, Magie, tiefgründige Bedeutsamkeit wie auch die Irrationalität ist. Der Symbolismus enthält hierin bereits vielfach eine künstlerische Vorwegnahme der Traumdeutung von Freud, dessen gleichnamige Studie 1899 erschien.

Die Entwicklung des Symbolismus

Das Spezifikum des belgischen Symbolismus ist eine Vorliebe für eine morbide und dekadente Motivik. Schon um die Jahrhundertmitte werden mit Antoine Wiertz Tod und Verfall zu Leitmotiven in der Kunst, die sich bis zu Bildhauern wie George Minne und dem Meister des Absurden James Ensor verfolgen lassen. Angeregt durch die zeitgenössische Literatur, versuchten die Künstler um 1900 eine neue Mystik mit einem extravaganten und kostbaren Stil zu verbinden wie es etwa Charles van der Stappen in seiner Bildhauerei durch die Kombination edler Materialien gelingt. Zur zentralen Gestalt avanciert in diesem Kontext die femme fatale als Ausdruck von Überfluss und Wollust etwa im Werk von Fernand Khnopff. Bei Felicien Rops oder auch Jean Delville gesellt sich hier der Aspekt des Esoterischen und Dämonischen hinzu. Der Symbolismus beeinflusste aber nicht allein das Portrait und Figurenbild, sondern schlug sich als paysage symboliste auch in der Landschaftsmalerei etwa von William Degouve de Nuncques und Fernand Khnopff nieder ebenso wie in den unheimlich erscheinenden Interieurs eines Leon Spilliaert, Xavier Mellery und Georges Lebrun.

Brüssel als Kulminationspunkt

Während der Impressionismus heute in nahezu allen Facetten und in den jeweiligen landesspezifischen Charakteristika erforscht und gewürdigt wurde, steht eine differenzierte Betrachtung des Symbolismus bis heute aus. Neben dem französischen Symbolismus, der als Ursprung und Inspiration gleichgearteter Bestrebungen auch in Deutschland betrachtet wird, stand die Ausprägung dieser Kunstströmung in Belgien bislang weniger im Fokus des Interesses. Dies zu Unrecht, denn von hier gingen viele Impulse für den Symbolismus aus: hierher kamen die in Paris erfolgreichen und einflussreiche Literaten wie Maurice Maeterlinck und Georges Rodenbach, während Brüssel zugleich die europäische Drehscheibe für Ausstellungen unterschiedlichster Kunststile war und an der Etablierung und Verbreitung des Symbolismus hohen Anteil hatte. Belgien fungierte in vielen Bereichen der Kunst als Scharnier zwischen England und dem Kontinent, ebenso war die Achse Paris-Brüssel besonders eng. Mit Les Vingt, dem Salon für zeitgenössische belgische und internationale Kunst, bot sich zwischen 1883 und 1893 in Brüssel eine neue Bühne, die unter anderen die Belgier Ensor, Khnopff, Rysselberghe mit so unterschiedlichen Künstlern wie Cezanne, Crane, Gauguin, Seurat, van Gogh, Klimt und McNeill Whistler zusammenbrachte.

Die Ausstellung will dieses Spektrum an bislang wenig bekannten belgischen Positionen einem breiten Publikum als eine wichtige Referenz für den europäischen Symbolismus von Gustave Moreau über Arnold Böcklin und Max Klinger bis zu Gustav Klimt und Edvard Munch vorstellen.

Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, mit Unterstützung der Königlichen Kunstmuseen Belgiens, ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie

Zur Ausstellung ist ein Katalog im Hirmer Verlag erschienen.

Die Malerei aus der Dunkelheit

Artikel von Boris Hohmeyer in der Mai-Ausgabe 2020 des Kunstmagazins ART, präsentiert mit freundlicher Genehmigung von ART:

Ralph Gleis, Alte Nationalgalerie
© Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Tischtelefonapparat, Zwietusch, Hersteller, 1930er Jahre, Gebrauchsort: Berlin
© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Ute Franz-Scarciglia
Fernand Khnopff, Liebkosungen, Detail, 1896
© Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel / akg-images
Bildung und Vermittlung für Erwachsene
© Staatliche Museen zu Berlin / Juliane Eirich
Die James-Simon-Galerie und das Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin
© Staatliche Museen zu Berlin / David von Becker
Aussenansicht der Alten Nationalgalerie
© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / David von Becker
Fernand Khnopff, Liebkosungen, Detail, 1896
© Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel / akg-images
Fernand Khnopff, Liebkosungen, Detail, 1896
© Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique, Brüssel / akg-images
Arnold Böcklin, Die Toteninsel, Detail, 1883
© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger
Jean Delville, Porträt der Madame Stuart Merill - Mysteriosa, Detail, 1892
© Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique, Bruxelles / J. Geleyns - Art Photography

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10178 Berlin

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Tram: Am Kupfergraben, Hackescher Markt
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Öffnungszeiten an Feiertagen unter Öffnungszeiten

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Jahreskarte Staatliche Museen zu Berlin
Ab 25,00 EUR
Weitere Informationen

Weiterführende Links

Website zur Ausstellung

Rundgang durch die Ausstellung „Dekadenz und dunkle Träume. Der belgische Symbolismus" in der Alten Nationalgalerie

Artikel „Die Malerei aus der Dunkelheit“ von Boris Hohmeyer in der Mai-Ausgabe 2020 des Kunstmagazins ART, präsentiert mit freundlicher Genehmigung von ART (PDF, 1,59 MB)

Museum and the City: "Leichtfüßig in den Herbst: Jetzt ist die optimale Museumszeit!" im Blog der Staatlichen Museen zu Berlin

Der Katalog zur Ausstellung im Webshop der Staatlichen Museen zu Berlin

Artikel „Die Malerei aus der Dunkelheit“ (PDF, 1,59 MB)