05.11.2002 bis 05.01.2003
"Leicht spöttisch, leicht versnobt, aber von größtem Reiz für jede Gesellschaft", so trat die "verworfen und verlockend aussehende Wachspuppenbildnerin" Lotte Pritzel in Erscheinung. Nicht nur die Künstlerin selbst, sondern auch ihre "Charakterpuppen für die Vitrine", aus Wachs und Stoff gefertigt, fanden ab 1905 in ihrem Münchner Künstlerkreis begeisterte Aufnahme. Um 1912 erhielt sie einen großen Auftrag von Hermann Bahlsen in Hannover, vier dieser phantasievollen Werbepuppen sind in der Ausstellung zu sehen. Zu ihren bekanntesten Förderern zählte der Dichter Rainer Maria Rilke, sein Text "Über die Puppen der Lotte Pritzel" wurde 1921 mit 15 ihrer kolorierten Zeichnungen als Monographie publiziert. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolges verkaufte sie ihre Puppen bis in die USA.
Daneben experimentierte Pritzel auch in anderen künstlerischen Bereichen. So regte ihr Mappenwerk "Tanz - Bewegungen und Kostüme" mit zwölf Lithographien Tänzerinnen wie Anita Berber und Niddy Impekoven zu eigenen Choreographien an. Aus ihrer wichtigsten Arbeit als Kostümbildnerin - zu Klabunds "Der Kreidekreis" (1925, Deutsches Theater Berlin) - zeigen wir zwei Entwürfe.
Die Kunstbibliothek erinnert mit dieser Ausstellung an eine bemerkenswerte Künstlerin, deren starke persönliche Ausstrahlung und künstlerische Handschrift das zeitlos moderne Thema der Puppe neu interpretierten.
Veranstalter