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Die Poesie der Dinge. Surrealistisches Sehen und die Kunst der Südsee

25.11.2005 bis 23.04.2006


Eine Ausstellung des Ethnologischen Museums mit Unterstützung der Neuen Nationalgalerie

Weit weniger bekannt als die Verbindungen des französischen Malers Paul Gauguin oder der deutschen Brücke-Künstler Emil Nolde und Max Pechstein zur Südsee ist die Vorliebe der Surrealisten für die Kunst der pazifischen Inselwelt. Für sie waren Gegenstände aus der Südsee Objekte von poetischer Schönheit, die es vermochten das Auge von der Form weg hin zu einer verborgenen, anderen Wirklichkeit zu lenken, die im Innern des Betrachters lag. Mit dieser Eigenschaft verwirklichte die Südseekunst das, was die Surrealisten von der Malerei erwarteten. Sie soll nicht die äußeren Erscheinungen abbilden, sondern sich stattdessen "inneren Vor-Bildern" zuwenden, so André Breton, der Wortführer des literarischen Surrealismus in Frankreich, in einem 1928 verfassten Artikel.

Zentraler Fokus der Ausstellung ist die besondere Sichtweise der Surrealisten auf die Kunst Ozeaniens, wie sie vor allem in den Schriften André Bretons zum Ausdruck kommt. Neben Exponaten aus der Südsee präsentiert das Ethnologische Museum erstmals auch eine Auswahl surrealistischer Gemälde aus der Neuen Nationalgalerie. Mit diesen Gemälden fokussiert die Ausstellung einen weiteren Aspekt surrealistischen Sehens: In ihnen manifestiert sich nämlich nicht nur das Bestreben der Surrealisten Unbewusstes abzubilden, sondern auch ihre Beschäftigung mit den Weltanschauungen verschiedener nicht-westlicher Gesellschaften. Indem sich die Ausstellung die Frage stellt, inwieweit der westliche Blick auf "fremde" Kulturen und ihre Gegenstände immer nur von eigenen Sehnsüchten geprägt ist, wird sie auch einen Blick auf die blinden Flecken surrealistischen Sehens lenken.