12.10.2023
bis
11.02.2024
Kunstgewerbemuseum
Das Kunstgewerbemuseum widmet dem deutschstämmigen José Canops (1733–1814) eine Einzelausstellung. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schuf er in Madrid als Hoftischler für den spanischen König Karl III. Meisterwerke der Möbelkunst. Die Ausstellung präsentiert das weitgehend unbekannte Werk von Canops erstmals außerhalb Spaniens. Neben spektakulären Möbeln gibt ein breitgefächerter Schatz von Büchern, Grafiken, Karten, Musikinstrumenten und Werken der angewandten Kunst Einblicke in den weiteren Kontext dieser Zeit. Ausgangspunkt der Sonderausstellung ist der Erwerb eines Canops-Schreibmöbels für das Kunstgewerbemuseum.
In neun Kapiteln werden die Besucher*innen durch die Ausstellung geführt. Fünf Multimediastationen liefern Einblicke rund um Canops‘ Werk: eine eigens in Madrid erstellte Panoramaprojektion des Gasparini-Saals, zwei Filme zum Möbelbau des deutschen Ebenisten Jean-François Oeben, ein Videoclip zur Fertigung des modernen Modellbaus, eine Bildershow zur historischen Gewinnung von Mahagoniholz, sowie die digitale Buchversion des „Roubo“, des Pariser Standardwerks zum Möbelbau des 18. Jahrhunderts.
Der im Herzogtum Limburg gebürtige Joseph Canops wanderte wie zahlreiche deutsche Kunsttischler*innen in der Mitte des 18. Jahrhunderts nach Paris, um sein Handwerk zu perfektionieren. Von dort kam er 1759 nach Madrid, wo Karl III. als neuer Regent von Spanien die königlichen Appartements gestalten und einrichten ließ.
Am Hof arbeitete Canops in einem durchweg internationalen Milieu mit dem Italiener Mattia Gasparini (gest. 1774) zusammen, der als Hofmaler Karls III. für die Dekoration der repräsentativsten Räume des Königs verantwortlich war. Hier übernahm er die Leitung der neu gegründeten Hoftischlerwerkstatt und schuf mit seinen Mitarbeitern in gut 20 Jahren außerordentlich kunstvolle Möbel und ganze Raumausstattungen in einem einzigartigen Stil: eine wahrhaft europäische Schöpfung, die sich aus italienischen Traditionen, dem Vorbild des Pariser Luxus sowie der Begeisterung für die exotischen Welten Asiens speist.
Neben Leihgaben aus New York, den Bayerischen Schlössern und Gärten, München und besonders dem königlichen Palast in Madrid (Patrimonio Nacional) wird der kulturhistorische Kontext durch die reichen Bestände der Staatsbibliothek, des Musikinstrumenten-Museums und anderer Berliner Sammlungen anschaulich gemacht und so eröffnet sich dem Publikum ein bisher verborgener Kosmos.
Das 2021 mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Rudolf-August Oetker-Stiftung für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Denkmalpflege sowie der Julius-Lessing-Gesellschaft und dem Freundeskreis des Kunstgewerbemuseums Berlin erworbene Schreibbureau ist ein herausragendes Beispiel der Canops‘schen Möbelkunst.
Für die repräsentative Aufstellung frei im Raum konzipiert, ist das Zylinderbureau allansichtig plastisch modelliert. Vollständig in Mahagoniholz gebaut und mit seltensten Furnieren belegt, entfaltet es einen höchst extravaganten Dekor. Möbel von Canops sind von großer Seltenheit und abgesehen von Madrid weltweit nur in öffentlichen Sammlungen in San Francisco, New York und nun in Berlin vertreten.
Im Schaffen von Canops vereinigt sich dies mit der Präzision deutschen Tischlerhandwerks und dem Reichtum der spanischen kolonialen Welt: darunter die exquisite Verwendung von Mahagoni- und anderen exotischen Hölzern. Die technische Meisterleistung von Canops‘ Werk wird anhand eines speziell angefertigten Teilmodells des Berliner Schreibmöbels in originaler Größe greifbar. Es lädt die Besucher*innen ein, die Form zu berühren und die originale Farbigkeit und Konstruktion zu erkunden. Gefertigt von den Berliner Spezialist*innen für modernen Modellbau Werk5 in Kooperation mit dem Fachbereich Konservierung und Restaurierung – Holz der Fachhochschule Potsdam.
„Canops. Möbel von Welt“ wird kuratiert von Achim Stiegel, Kurator der Möbelsammlung am Kunstgewerbemuseum.
Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog im Michael Imhof Verlag mit wissenschaftlichen Beiträgen internationaler Spezialist*innen erschienen. Zahlreiche Neuaufnahmen des bisher unbekannten Werks von Canops wurden dafür von dem Berliner Fotografen Stephan Klonk angefertigt: ISBN 978-3-7319-1368-9, Buchhandelspreis: 49,95 €.
Das Begleitprogramm zur Ausstellung aus Führungen, Vorträgen und Konzerten erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Ibero-Amerikanischen Institut, dem Instituto Cervantes Berlin und der Botschaft von Spanien in Berlin. Die Ausstellung ist Teil des Kulturprogramms der Spanischen Botschaft anlässlich der EU-Ratspräsidentschaft Spaniens im zweiten Halbjahr 2023.
Ausstellung und Publikation werden gefördert von der Birkelschen Stiftung für Kunst und Kultur, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Rudolf-August Oetker-Stiftung, der Julius-Lessing-Gesellschaft sowie der Botschaft von Spanien in Berlin. Medienkooperation: WELTKUNST.
Eine Sonderausstellung des Kunstgewerbemuseums – Staatliche Museen zu Berlin
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Weiterführende Links
Virtueller Rundgang durch die Ausstellung
Katalog zur Ausstellung im Webshop der Staatlichen Museen zu Berlin
Programm der Konferenz zur Ausstellung vom 25. bis 27. Januar 2024 (PDF, 579 KB)