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Biografien der Bilder. Provenienzen im Museum Berggruen
Picasso – Klee – Braque – Matisse

21.11.2018 bis 19.05.2019
Museum Berggruen

Zum Abschluss eines dreijährigen Provenienzforschungs-Projektes präsentieren die Nationalgalerie und das Zentralarchiv im Museum Berggruen eine Ausstellung, die bislang wenig bekannte Biografien ausgestellter Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen u. a. von Pablo Picasso, Paul Klee, Henri Matisse und Georges Braque erzählt. Wie wird ein Kunstwerk populär? Wer waren die Eigentümer? Unter welchen Umständen hat es seine Besitzer gewechselt? Integriert ist eine zeitgenössische Installation des französischen Künstlers Raphaël Denis.

„Biografien der Bilder. Provenienzen im Museum Berggruen. Picasso - Klee - Braque – Matisse“ gliedert sich insgesamt in acht Kapitel:

  • Kunsthändler und Sammler

  • Der NS-Kunstraub in Frankreich

  • Was ist Provenienzforschung?

  • Daniel-Henry Kahnweiler

  • Raphaël Denis

  • Picassos Umfeld

  • Picasso und Klee in den USA

  • Afrikanische Werke

Ausführliche Biografien  ausgewählter Kunstwerke veranschaulichen die einzelnen Themengebiete. Der wissenschaftliche Alltag des Provenienzforschers kann unter anderem durch die Begutachtung von Werk-Rückseiten mit Hinweisen zur Provenienz nachvollzogen werden. Sämtliche erforschte Kunstwerke erhalten Objektschilder mit Provenienzketten, die auch ausführlich und mit allen Nachweisen im Ausstellungskatalog dokumentiert sind. Im Fokus der Ausstellung stehen die Provenienz der Kunstwerke und ihre Besitzergeschichte vor 1945. Die Sonderausstellung ist Anlass für eine umfangreiche Umhängung der Werke, die sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Ausstellungsräume in neuen Konstellationen präsentieren.

Die zeitgenössische Installation „La loi normale des erreurs. Projet Picasso, version Berggruen“ des französischen Künstlers Raphaël Denis (*1979) widmet sich als Teil der Ausstellung den Enteignungen von Kunstwerken durch den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR), Hauptakteur des nationalsozialistischen Kunstraubs im besetzten Frankreich. Der Installation sind drei Werke aus dem Museum Berggruen gegenübergestellt, die von den Beschlagnahmungen des ERR betroffen waren und nach Kriegsende restituiert wurden, wie z.B. Picassos „Sitzender Akt, sich den Fuß trocknend“ von 1921. Denis‘ Werk steht für die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Provenienz und Raubkunst. Die Kombination wissenschaftlicher Forschungsergebnisse mit einer künstlerischen Installation ist ein neuartiger Ansatz, den die Ausstellung verfolgt.

Ergebnisse des Forschungsprojekts

Die wissenschaftlichen Grundlagen für die Ausstellung wurden im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projektes geschaffen. Gegenstand des von 2015 bis 2018 durchgeführten Forschungsprojektes war die Untersuchung der Provenienzen von 135 Werken aus der ehemaligen Privatsammlung von Heinz Berggruen, die sich heute im Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz befinden und vor 1945 entstanden sind.  Es handelt sich um Gemälde, Arbeiten auf Papier und Skulpturen von Pablo Picasso, Paul Klee, Henri Matisse, Georges Braque und Henri Laurens. Die Provenienzen dieser Werke wurden in den drei Jahren systematisch untersucht, um NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut, insbesondere aus jüdischem Besitz, zu ermitteln.

Heinz Berggruen selbst erwarb keines der Werke vor 1945. Der in dem untersuchten Bestand früheste nachweisbare Ankauf des Kunsthändlers und Sammlers erfolgte im Jahr 1954, die spätesten Käufe sind auf das Jahr 2000 zu datieren. Den Großteil der Erwerbungen, rund 100 der 135 Kunstwerke, tätigte er nach Aufgabe seiner Galerie im Jahr 1980.

Bis zum Projektende konnte bei rund zwei Dritteln (83 Werke) des Forschungsbestandes ein NS-verfolgungsbedingter Verlust ausgeschlossen oder als höchst unwahrscheinlich eingestuft werden. Im Jahr 2015 war dies nur für 38 Werke möglich gewesen.

Bei vier Werken (von Pablo Picasso) konnte festgestellt werden, dass sie von Einsatzkräften der Deutschen Botschaft bzw. dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) bei jüdischen Sammlern in Frankreich beschlagnahmt wurden: „Sitzender Akt, sich den Fuß trocknend“ (1921) und „Der gelbe Pullover“ (1939) gehörten ehemals zur Sammlung Paul Rosenberg, „Kopf einer Frau“ (1906-07) und „Stillleben mit blauer Gitarre“ (1924) zur Sammlung Alphonse Kann. Alle vier Werke wurden direkt nach dem Krieg als NS-Raubkunst an die rechtmäßigen Eigentümer restituiert. Sie gelangten erst später in die Sammlung von Heinz Berggruen.

Ein eindeutig NS-verfolgungsbedingter Entzug eines Kunstwerkes, das nicht bereits Bestandteil eines abgeschlossenen Restitutionsverfahrens war, konnte nicht ermittelt werden. Knapp ein Drittel der Kunstwerke (48) weisen jedoch Provenienzlücken auf, das heißt, dass die Vorbesitzer oder die Zeiträume, in denen sie die Werke besaßen, zum jetzigen Zeitpunkt nicht lückenlos nachgewiesen werden können. Bei dem Großteil dieser Werke mit Provenienzlücken gibt es keinerlei Anhaltspunkte für einen verfolgungsbedingten Verlust. Nur bei vier von ihnen legen die Forschungsergebnisse nahe, dass ein solcher verfolgungsbedingter Verlust vorliegen könnte. Es handelt sich um Pablo Picassos „Bildnis Jaime Sabartés“ (1904) und „Stillleben mit Glas und Spielkarten (Hommage à Max Jacob)“ (1914), Georges Braques „Stillleben mit Pfeife (Le Quotidien du Midi)“ (1914), und Paul Klees „Dreimal drei Kreuze“ (1925). Auf Basis der Publikation der Forschungsergebnisse könnten die Lücken eventuell in Zukunft durch neuere Forschungen oder externe Hinweise geschlossen  werden.

Neben den Provenienzen zu den einzelnen Werken brachte das Forschungsprojekt zahlreiche Erkenntnisse über den NS-Kunstraub in Frankreich, die Kunstmarktstrukturen Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa und den USA, Künstlerkreise in Frankreich, über amerikanische Privatsammlungen der 1930er- und 1940er-Jahre, den Handel „entarteter“ Kunst sowie über komplexe Nachlasssysteme (z. B. Klee-Gesellschaft). Außerdem konnte das Wissen um die Rezeptionsgeschichte und Popularisierungsmechanismen von Künstlern erweitert werden.

Publikation zur Ausstellung

Zu der Ausstellung ist eine Publikation erschienen, die den Bestandskatalog des Museum Berggruen u. a. durch die im Projekt ermittelten Vorbesitzer und Besitzzeiträume ergänzt.

Die Forschungsergebnisse sind im Detail in der Publikation zur Ausstellung nachzulesen. „Biografien der Bilder. Provenienzen im Museum Berggruen“, hrsg. von Petra Winter, Doris Kachel und Sven Haase, Deutscher Kunstverlag (ISBN 978-3-422-07482-8). Essays und Biografien zu ausgewählten Werken veranschaulichen die Geschichte der Privatsammlung von Heinz Berggruen, verweisen auf Vorbesitzer und führen in die Komplexität der Provenienzen und ihrer Erforschung ein. Abbildungen der Werke, Rückseitenfotos, historische Aufnahmen, Porträts der Sammler und Händler, ein umfangreiches Verzeichnis der untersuchten Kunstwerke mit ausführlichen Provenienzangaben und entsprechenden Quellennachweisen und ein Glossar zu den erwähnten Personen runden den Band ab.

Die Publikation "Biografien der Bilder. Provenienzen im Museum Berggruen" kann in der Buchhandlung König oder online im Webshop erworben werden.

Provenienzforschung

In den 20 Jahren seit Verabschiedung der Washingtoner Prinzipien haben die Museen zunehmend ihre Verantwortung wahrgenommen, ihre Bestände auf NS-Raubkunst zu prüfen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat einige systematische Provenienzforschungsprojekte durchgeführt und zahlreiche Einzelfälle geprüft. Über 350 Kunstwerke und mehr als 2000 Bücher konnten so an die rechtmäßigen Eigentümer restituiert werden.

Das Projekt zur Provenienzforschung im Museum Berggruen wurde gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (Stiftung bürgerlichen Rechts).

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Öffnungszeiten an Feiertagen unter Öffnungszeiten
Das Museum Berggruen ist für eine Grundinstandsetzung geschlossen. Die Wiedereröffnung ist für 2025 geplant.

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Tel 030 - 266 42 42 42 (Mo - Fr, 9 - 16 Uhr)
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Weiterführende Links

Provenienzforschung am Museum Berggruen

Provenienzforschung an den Staatlichen Museen zu Berlin

Dossier Provenienzforschung

Provenienzforschung und Eigentumsfragen bei der SPK

Museum and the City: Beiträge zum Museum Berggruen im Blog der Staatlichen Museen zu Berlin