20.10.2017
bis
26.01.2018
Pergamonmuseum
Bequemes Liegen, behagliche Stimmung – nirgendwo spielen Teppiche eine so große Rolle wie in der der islamischen Welt. In einer Region, die über Jahrhunderte kaum Möbel kannte, ermöglichten sie ein entspanntes Sitzen und Schlafen. Gleichzeitig dienten sie als wichtiges Repräsentationselement und trugen bei staatstragenden Ereignissen zu einem eindrucksvollen Ambiente bei.
Die Ausstellung im Buchkunstkabinett des Museums für Islamische Kunst zeigt rund 22 indo-islamische Malereien aus der Moghulzeit, die die Verwendung von Teppichen in den Kreisen der gesellschaftlichen Eliten veranschaulichen. Die Moghulkaiser waren islamische Herrscher, die zwischen 1526 und 1858 über weite Teile Indiens regierten. Der Gründer der Dynastie, Babur, stammte aus dem persisch geprägten Zentralasien. Von dort brachte er zahlreiche Gepflogenheiten in seine neue Heimat mit, so auch den Gebrauch von Teppichen als bevorzugten Einrichtungsgegenstand.
Aus den Berichten des Hofhistorikers Abu’l Fazl wissen wir, dass der Bedarf der ersten Moghulherrscher zunächst durch Importe aus Persien gedeckt wurde. Und auch in den ersten indischen Werkstätten in Agra, Lahore und Delhi waren anfänglich noch persische Künstler tätig. Dem entsprechend war die frühe indische Teppichproduktion stark persisch inspiriert. Ab dem 17. Jahrhundert entstand mit der zunehmenden Eigenständigkeit in der Produktion sodann ein eigener Moghul-Stil mit markanten Blumen-, Blüten- und Gittermustern. Besonders charakteristisch sind Teppiche mit in Reihen oder Felder angeordneten Blütenstauden.
Die Malereien zeigen eindrucksvoll, wie die Teppiche die aus hellem oder rötlichem Stein gebaute Palastarchitektur belebten. Im Zusammenspiel mit textilen Vorhängen und Kissen unterschiedlicher Größe ermöglichten sie eine flexible Nutzung und Anpassung großer Räume und die Schaffung intimer Ruheplätze. Auch im Freien wurden sie genutzt, um textile Räume zu schaffen: auf der Terrasse, beim Picknick oder bei der Jagd, gerne in Kombination und farblich abgestimmt mit Matten, Matratzen und Kissen. Eine andere Funktion der Teppiche, die in den Miniaturmalereien anschaulich zum Ausdruck kommt, ist ihre repräsentative Verwendung. Häufig breitete man mehrere Teppiche unterschiedlicher Größe übereinander. Auf diese Weise konnte man Sitzplätze kennzeichnen und die Rangordnung der versammelten Personen hervorheben.
Doch entsprechen die Darstellungen auf den Bildern der historischen Wirklichkeit? Entsprechen die Teppiche in den Bildern realen Objekten? Höchstwahrscheinlich. Gerade auf den früheren Bildern aus dem 17. Jahrhundert erkennt man Teppiche, die aus den imperialen Werkstätten der Kaiser stammen könnten und bis heute erhaltenen Exemplaren gleichen. Dasselbe gilt für die späteren Teppiche mit den zahlreichen kleinen Blüten (millefleur-Design), die den Geschmack des 18. Jahrhunderts spiegeln.
In der Ausstellung werden neben den Miniaturmalereien auch einige moghul-indische Teppichfragmente aus der Sammlung des Museums für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin gezeigt. In der Zusammenschau mit den Bildern zeigen sie auf anschauliche Weise den Bezug zwischen den Darstellungen und den realen, erhaltenen Objekten.
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James-Simon-Galerie, Bodestraße
10178 Berlin
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Bitte beachten Sie: Seit dem 13. Juli 2019 ist die James-Simon-Galerie der alleinige Zugang zum Pergamonmuseum.
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