20.06.2023
bis
15.10.2023
Gemäldegalerie
Heute produzieren Influencer*innen in sozialen Netzwerken kreative Inhalte via Fotos, kurzen Videos oder Texten. Viele sind damit sehr erfolgreich, haben eine enorme Reichweite und sehr viele Follower*innen. Mit ihren Inhalten „influencen“ sie, beeinflussen oder inspirieren andere. In ganz ähnlicher Weise wie Influencer*innen heute digitale Bilder nutzen, nutzte der Nürnberger Künstler Albrecht Dürer (1471–1528) das Medium der Druckgraphik: Durch die (ganz analoge) Verbreitung seiner gedruckten Bilder wurde er blitzschnell europaweit bekannt, einflussreich und überaus erfolgreich.
Die Sonderpräsentation des Kupferstichkabinetts in der Gemäldegalerie zeigt anhand von 23 Werken, darunter dem berühmten „Rhinocerus“ sowie einer frühen italienischen Kopie, dass Dürers druckgraphisches Schaffen in seiner ganzen Breite in Italien Verbreitung und Nachahmer*innen gefunden hat. Die Beliebtheit der Blätter des Nürnberger Künstlers in Italien und ihr Einfluss waren enorm. Viele Bildhauer*innen, Maler*innen und Zeichner*innen ließen sich von Werken Dürers „influencen“ bzw. künstlerisch anregen, bedienten sich seiner Motive und entwickelten sie weiter.
Südlich der Alpen war Dürers Kunst besonders populär. Viele italienische Künstler*innen wurden durch seine berühmten Holzschnitte und Kupferstiche beeinflusst und inspiriert. Manche, wie Marcantonio Raimondi, Enea Vico, Martino Rota, Benedetto Montagna, Cristofano Robetta, Giulio Campagnola und Zoan Andrea, nutzten Dürers druckgraphische Bilder ganz direkt, indem sie diese nachahmten, kopierten und teilweise unter ihrem eigenen Namen – heute würde man sagen Profil – herausgaben (bzw. teilten). Auch damals stellte sich die Frage nach Urheberrechtsverletzungen und geistigem Eigentum. Durch den gleichzeitigen Anspruch druckgraphischer wie sozialer Medien, Bilder zu verbreiten und Reichweite zu erzeugen, entstand und entsteht so ein vielfältiges Spannungsfeld zwischen Copyright, Erfolg und Kreativität.
Der berühmteste italienische „Follower“ Dürers war ohne Zweifel der Kupferstecher Marcantonio Raimondi. Dieser schuf detailgetreue Nachahmungen der Holzschnitte des „Marienlebens“ von Albrecht Dürer. Als Kopien hat Raimondi diese Werke nicht gekennzeichnet, im Gegenteil: er hat Dürers Markenzeichen, das berühmte AD mitkopiert. Perfekte Kopien sind es dennoch nicht: Raimondi hat Dürers Holzschnitte in eine andere Technik, den Kupferstich übertragen. Diese Nachahmungen sind in die Geschichte eingegangen. Sie sollen im Jahr 1511 zum legendären ersten Copyright-Prozess überhaupt geführt haben. Auch wenn dieser wohl nie stattgefunden hat, kann man davon ausgehen, dass Dürer das Verbreiten seiner Bilder, vielleicht durch eine Kooperation mit Raimondi, sogar unterstützte. Problematisch war wohl eher die Verwendung seines Markenzeichens AD. Damit täuschte Raimondi Dürers originale Urheberschaft an den nachgeahmten Blättern vor. Vielleicht wurde ihm dies nach der Beschwerde Dürers offiziell untersagt. Jedenfalls verwendet Raimondi in späteren Dürer-Kopien das Monogramm nicht mehr.
Die Ausstellung wird kuratiert von Dagmar Korbacher, Direktorin des Kupferstichkabinetts.
Eine Sonderausstellung des Kupferstichkabinetts in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin
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