07.03.2012
bis
17.06.2012
Neue Nationalgalerie
1985 erwarb das Kupferstichkabinett einen Großteil des über 350 Kreidelithographien und Radierungen umfassenden druckgraphischen Werkes von Alberto Giacometti (1901-1966). Begleitend zur großen Ausstellung "Der geteilte Himmel. Die Sammlung 1945-1968. Neue Nationalgalerie", in der auch Giacomettis Bronzeplastik "Schmale Frau ohne Arme" (1958/1960) präsentiert wird, zeigt das Kupferstichkabinett im Kabinett in der Neuen Nationalgalerie 20 druckgraphische Meisterblätter des Schweizer Künstlers, die zwischen 1951 und 1965 in Paris entstanden.
In der Reduktion und Verdichtung des Materials hatte Giacometti ab Mitte der 1940er Jahre stehende oder schreitende Figuren von stelen- und schemenhafter Form entwickelt. Der amerikanische Künstler Barnett Newman bemerkte 1948: "Giacomettis Skulpturen sehen aus, als ob sie aus Spucke gemacht wären - neuartige Dinge ohne Form, ohne Oberfläche, aber irgendwie erfüllt; ich ziehe meinen Hut vor ihm."
In der augestellten Lithographie "Bewegliche und stumme Objekte" von 1952 wird allerdings noch einmal Giacomettis teilweise surrealistische Formensprache der Vorkriegszeit deutlich. 1933 hatte er sich in Stanley William Hayters Pariser "Atelier 17" mit der Radierung vertraut gemacht, die er später auch zur Illustration von Büchern befreundeter Schriftsteller einsetzte. Dies gilt auch für die Kreidelithographie, mit der er sich seit 1951 auf Anregung seines Pariser Galeristen und Verlegers Aimé Maeght intensiv beschäftigte. Die Drucke entstanden im berühmten Atelier von Fernand Mourlot.
Giacomettis Druckgraphik spiegelt vielfach sein Leben und Schaffen als Bildhauer. Es ergeben sich aber auch Bezüge zu den linear entwickelten Gemälden (Interieurs, Porträts, Stillleben). Ein wichtiges Thema ist das Raumgefüge des Ateliers mit den dort befindlichen Arbeitsutensilien, Möbeln und Skulpturen. Hinzu kommen Darstellungen der auch in Skulptur und Malerei Porträtierten wie Giacomettis Frau Annette oder seines Bruders Diego. Der skizzenhafte Einsatz der Linie führt dabei in der Druckgraphik schrittweise zur Ausbildung der Gegenstände - ganz analog zum Prozess des Modellierens in der Skulptur.
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