24.02.2017
bis
03.09.2017
Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart
Der Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin zeigt ab dem 24. Februar die erste museale Einzelausstellung von Adrian Piper in Deutschland. Bei „The Probable Trust Registry: The Rules of the Game #1-3“ (Das Verzeichnis der wahrscheinlich Vertrauenswürdigen: die Regeln des Spiels Nr. 1-3) wird das gleichnamige Hauptwerk der Künstlerin präsentiert, das kürzlich für die Sammlung der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin erworben wurde.
Über den Zeitraum von sechseinhalb Monaten stehen in der historischen Halle des Museums drei identische, goldfarbene Tresen, die vor grauen, deckenhohen Wänden platziert sind. Während der gesamten Laufzeit der Ausstellung stehen an den Pulten Rezeptionistinnen und Rezeptionisten, bei denen die Besucherinnen und Besucher einen Vertrag mit sich selbst abschließen können. Darin verpflichtet sich jede/r Einzelne freiwillig dazu, fortan das eigene Handeln an ethischen Prinzipien wie Ehrlichkeit und Verbindlichkeit auszurichten. Die Einträge werden in einem Verzeichnis erfasst, das „Probable Trust Registry“, das alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende der Ausstellung erhalten. Sie bilden eine Gemeinschaft von Personen, die wahrscheinlich zukünftig vertrauensvoll sind.
„The Probable Trust Registry: The Rules of the Game #1-3” ist gleichermaßen Installation wie partizipative Gruppenperformance. Das Werk verhandelt auf dialogische Weise, wie Vertrauen gebildet wird und zielt damit auf die Grundlagen zwischenmenschlicher Beziehungen ab. In einem größeren Zusammenhang wirft es philosophische, aber auch ganz praktische Fragen zu demokratischen Prozessen und individueller Verantwortung auf, denn es fordert die Besucherinnen und Besucher nicht nur zu einer Aktion – einem persönlichen Bekenntnis – auf, sondern bringt uns dazu, über unser tägliches Handeln und dessen Konsequenzen auf politischer, ökonomischer und sozialer Ebene nachzudenken.
„The Probable Trust Registry: The Rules of the Game #1-3“ verlangt lebenslanges Engagement mit dem Ziel, eine neue Basis des Vertrauens zwischen den Menschen zu schaffen – ein Maßstab, der in heutiger Zeit zunehmend verschwindet. Diesem Missstand versucht „The Probable Trust Registry: The Rules of the Game #1-3“ entgegenzuwirken oder wie Adrian Piper erklärt: „Um gegenseitiges Vertrauen aufbauen zu können, müssen wir ab jetzt damit beginnen, uns darin zu üben, vertrauenswürdig zu werden. Das setzt voraus, dass sich jede/r von uns darauf verlassen kann, die eigenen Erwartungen an sich selbst zu erfüllen; und das wiederum setzt voraus, dass wir unsere Handlungen in Einklang mit unseren Behauptungen, unsere Behauptungen in Einklang mit unseren Meinungen, und unsere Meinungen in Einklang mit unseren Werten bringen können. ‚The Probable Trust Registry‘ bietet der Öffentlichkeit die Möglichkeit, zusammen an der Stärkung dieser Charakterzüge zu arbeiten – sowohl in Hinblick auf den Einzelnen/die Einzelne als auch auf die Gemeinschaft.“
Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen internationalen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und angesichts der in Kürze aktuell anstehenden Parlamentswahlen ist die Präsentation der Arbeit auch eine Stellungnahme gegen einen sich abzeichnende Wertwandel. „Ich bin der Meinung, dass auch die Museen in dieser Lage stärker über die Fundamente unseres Zusammenlebens nachdenken müssen“, so Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin und Kurator der Ausstellung, „um so offensiv Position für eine freiheitlich-pluralistische Gesellschaft zu beziehen. Die Präsentation von Pipers Arbeit ist unser Beitrag hierzu.“
Adrian Piper (*1948 in New York) ist Philosophin und Konzeptkünstlerin der ersten Generation. Ihr Schaffen zählt zu den bedeutendsten Positionen der Gegenwartskunst. Seit 2005 lebt und arbeitet sie in Berlin. Für „The Probable Trust Registry: The Rules of the Game #1–3“ wurde sie 2015 mit dem Goldenen Löwen auf der Biennale in Venedig ausgezeichnet. Im nächsten Jahr widmet das Museum of Modern Art in New York ihr eine umfassende Retrospektive.
Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie.
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