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Abstraktion und Realismus in der chinesischen Malerei des 20. Jahrhunderts

28.10.2008 bis 01.03.2009


Die chinesische Malerei ist in ihrer Geschichte ebenso wenig wie in der Gegenwart in erster Linie auf die realistische Wiedergabe einer Landschaft oder einer Szenerie ausgerichtet. Die dargestellten Gegenstände bilden lediglich das Gerüst, an Hand dessen der Künstler die Gestaltungselemente entfaltet. Im Laufe der Jahr¬hunderte entwickelte sich ein Formenkanon, der auch in Malereilehrbüchern fest¬gehalten wurde und der eine zunehmende Stilisierung erfuhr. Erstarrende Konventionen führten dazu, dass Künst¬ler im 19. und 20. Jahrhundert nach neuen Wegen des schöpferischen Ausdrucks suchten.

Ihre Quellen waren so vielfältig wie die Werke, die aus diesen neuen Ansätzen entstanden: Die Meister der Shanghai-Schule suchten unter anderem Inspiration in der eigenen Tra¬dition. Künstler der südchinesischen Lingnan-Schule bezogen Anregungen aus japanischen Modernisierungs¬bestrebungen. Japan ver¬mittelte auch erste Kenntnisse über die Malerei des Westens, deren Einfluss mit der steigenden Zahl der in Europa studierenden Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts deutlich zunahm. Vielfältige Versuche wurden unternommen, eine Synthese der chinesischen Malerei mit Aspekten der europäischen Bildkunst her¬beizuführen. Das Naturstudium, das Erschließen neuer Themen oder der Umgang mit der Farbe erwiesen sich als relevant für eine Erneuerung der guohua, der "nationalen Malerei". Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte Nordamerika zuneh¬mend in den Fokus chinesischer Künstler. Insbesondere für die Kunstszene in Taiwan und Hongkong spielte der abstrakte Expressionismus, der seinerseits der Malerei Ostasiens entscheidende Anregungen verdankte, eine gewichtige Rolle.