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Klaus Staeck. Die Kunst findet nicht im Saale statt

07.08.2014
Neue Nationalgalerie

Die Nationalgalerie realisiert mit dem international bekannten deutschen Künstler und Verleger Klaus Staeck (geboren 1938 in Pulsnitz) eine Ausstellung im öffentlichen Raum der Stadt Berlin. Dazu wird für drei Wochen (7.8. - 31.8.2014) eine Auswahl von 10 Motiven seiner politischen Plakate seit den 1970er-Jahren bis heute auf über 300 Litfaßsäulen in der ganzen Stadt verteilt. Die ausgewählten Motive zeugen im gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Kontext von großer Aktualität - obwohl sie teilweise vor über drei Jahrzehnten entstanden sind. Mit intelligenter Satire und Humor folgt Klaus Staeck den Zeitphänomenen aus Politik, Wirtschaft und Kultur und hinterfragt die Mechanismen dieser scheinbar festgelegten Parameter des alltäglichen Lebens.

Die Plakate werden ab dem 7. August 2014 in den zentralen Bezirken Berlins auf Litfaßsäulen zu sehen sein. Die Besucher der Intervention im öffentlichen Stadtraum bekommen in den Häusern der Nationalgalerie einen Stadtplan, auf dem die Standorte der Litfaßsäulen verzeichnet sind. Vor der Neuen Nationalgalerie und dem Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin wird temporär jeweils eine Litfaßsäule aufgestellt, die alle Motive vereint.

Klaus Staeck als Plakatkünstler

Klaus Staeck gilt als der bedeutendste deutsche Plakatkünstler. Über dreihundert politsatirische Plakate sind Ausweis seines unermüdlichen Engagements für demokratische Grundwerte, für Aufklärung und freie Meinungsäußerung, gegen Ungerechtigkeit, Korruption, Umweltzerstörung und blinde Konsumwut. Als bekennender Sozialdemokrat ist der angehende Rechtsanwalt in den 1960er-Jahren eine Ausnahmeerscheinung, zur Kunst kommt er als Autodidakt. Seine ersten Arbeiten entstehen Anfang der 70er Jahre. Mit den schlichten wie wirkungsvollen Mitteln der Fotomontage und inspiriert von der Fluxus-Bewegung tritt er das Erbe eines John Heartfields und George Grosz' an: Seine gesellschaftskritischen Plakate beschäftigen sich immer mit Fragen von Kunst und Politik, ohne dabei der Diktatur des Ästhetischen zu erliegen.

Der documenta 8-Leiter Manfred Schneckenburger brachte es auf den Punkt: "Der Künstler Klaus Staeck betont in einer Art affirmativer, kritischer Strategie, was uns täglich von Politik und Wirtschaft zugemutet wird, um sie dann mit Hinweis auf die Wirklichkeit zu unterlaufen. Weder Intoleranz noch Ahnungslosigkeit stecken dahinter - ebensowenig eine Organisation -, wohl aber ein Künstler, dessen Andersdenken auch auf der documenta einen Platz finden muss."

Staecks Arbeiten wollen nicht altern, manche sind heute fast aktueller, als zum Zeitpunkt ihres Entstehens. Resignation kennt er jedoch keine, er glaubt nicht nur an die Zerstörbarkeit, sondern auch an die Veränderbarkeit der Welt. Beharrlichkeit und ein langer Atem zeichnen ihn aus: "Solange ich Plakate mache, werden sie für tot erklärt. Auch im Digitalzeitalter hat das statische Bild eine Chance, solange wir uns als analoge Wesen verstehen. Politsatirische Plakate sind im Glücksfall massenwirksam." (Klaus Staeck).

Mit der Ausstellung "Klaus Staeck. Die Kunst findet nicht im Saale statt" schließt sich ein Kreis: Schon einmal hat Staeck sich bewusst für die Aktion außerhalb des Museums entschieden: "Am Anfang war es nicht einfach, an das Plakat zu glauben. Der erste Schritt war eine Plakataktion 1971 in Nürnberg, bei der ich nicht als Künstler auftrat, sondern als anonyme Firma parallel zur großen Dürer-Ausstellung mit der Botschaft: "Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten" mit dem Porträt von Dürers alter Mutter. Die Reaktionen waren damals so überwältigend, dass mir klar wurde, es gibt eine Chance. Die Leute nehmen an der öffentlichen Litfaßsäule etwas wahr, was nicht für ein Produkt oder eine Veranstaltung wirbt, sondern eine Frage aufwirft."

Biografie Klaus Staeck

1938 im sächsischen Pulsnitz geboren und aufgewachsen in der Industriestadt Bitterfeld, flüchtet Klaus Staeck 1956 nach dem Abitur in den Westen. Der Grafiker, Verleger und Rechtsanwalt ist seit 2006 Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Klaus Staecks Plakate und Fotos wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Er hat an der documenta 6, 7 und 8 teilgenommen, ist Mitglied im P.E.N. Club und im Schriftstellerverband. Staeck lebt in Heidelberg und Berlin.

Plakatauswahl

Im Zeitraum von drei Wochen wird eine Auswahl von 10 Motiven seiner politischen Plakate seit den 1970er-Jahren bis heute auf über 300 Litfaß-säulen in der ganzen Stadt verteilt. Die ausgewählten Motive zeugen im gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Kontext von großer Aktualität - obwohl sie teilweise vor über drei Jahrzehnten entstanden sind.

Klaus Staeck. Die Kunst findet nicht im Saale statt

Ab 7. August 2014 bis 31. August 2014.

Alle Plakate im Format DIN A1 und Offsetdruck

1. Deutsche Arbeiter! Die SPD will Euch eure Villen im Tessin wegneh-men, 1972

2. Und neues Leben blüht aus den Ruinen, 1980

3. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch, 1981

4. Stell Dir vor, Du mußt flüchten und siehst überall: Ausländer raus, 1986

5. Und macht Euch die Erde untertan, 1988

6. Uniwersitäten, 1997

7. Das sind die Leute, von denen erwartet wird, 1998

8. Casinokapitalismus, 2009

9. ADE AC, 2014

10. Nie wieder amazon, 2014