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Konservierung des Gebetbuches der Maria von Geldern

21.02.2018
Rathgen-Forschungslabor

Vor zwei Jahren begann die Restaurierungswerkstatt der Staatsbibliothek zu Berlin einen Plan zur Konservierung des im Jahr 1415 entstandenen handschriftlichen Gebetbuchs der Maria von Geldern (1380- nach 1429) zu erarbeiten. Die 500 Blatt umfassende Handschrift ist eines der Spitzenstücke der Staatsbibliothek zu Berlin. Im Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin wurde das Gebetbuch der Maria von Geldern eingehend untersucht und  das Konservierungskonzept aufgestellt.

In ihrer Ursprungsgegend um Nijmegen stehen die Person Maria von Geldern wie auch ihr Gebetbuch ungemindert im wissenschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Interesse. Maria von Geldern war französischer Herkunft, mit 25 Jahren wurde sie durch ihre Vermählung Herzogin von Geldern und Jülich. Das dort für sie hergestellte Gebetbuch enthält einige eigens für sie geschriebene fromme Texte. Das über 600 Jahre alte Buch ist mit seinen 92 Miniaturen sowie den zahlreichen Initialen und gemalten Bordüren ein herausragendes Zeugnis der niederländischen Buchkunst des frühen 15. Jahrhunderts.

Ausstellung ab 13. Oktober 2018 in Nijmegen: „Ich, Maria von Geldern. Die Herzogin und ihr berühmtes Gebetbuch“

Am Lehrstuhl der Radboud Universität Nijmegen für Mittelalterliche und Frühneuzeitliche Niederländische Literatur erforschen unter der Leitung von Johan Oosterman Wissenschaftler verschiedener Disziplinen die Person Maria von Geldern wie auch insbesondere ihr Gebetbuch. Ab 13. Oktober 2018 werden die Forschungsergebnisse im Museum Het Valkhof in Nijmegen der Öffentlichkeit vorgestellt: Mit der Ausstellung und dem Katalog „Ich, Maria von Geldern. Die Herzogin und ihr berühmtes Gebetbuch“ sowie während eines wissenschaftlichen Kongresses. Neben dem Gebetbuch aus der Staatsbibliothek zu Berlin werden Gemälde, Stoffe, Schmuck, Skulpturen, Glasmalerei und Heiligenfiguren, vieles davon aus Sammlungen in anderen Ländern, zu sehen sein.

Vom Gebetbuch der Maria von Geldern können 40 Seiten gezeigt werden, da dieses nun ungebunden ist und weiterhin bleiben wird. Nach der Konservierung der einzelnen Blätter werden diese lagenweise gebunden und in extra angefertigten Kassetten bei 18% Celsius in den Tresoren der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt. Nur wenn die Handschrift ungebunden bleibt können jene Umstände vermieden werden, die zu ihrer Schädigung geführt haben, etwa die straffe Fixierung des Pergaments am Bund oder das Biegen der Seiten beim Blättern.

Schadensanalyse, Konservierungskonzept

Seit Anfang der 90er Jahre war keine Benutzung des Gebetbuchs mehr möglich, denn Malschichten waren gebrochen und das Pergament an vielen Stellen gerissen oder gar gebrochen. Mit dem Vorhaben der Radboud Universität Nijmegen, anlässlich des 600. Jahrestages ihrer Entstehung die Handschrift erneut intensiv zu erforschen, rückte die zuvor nötige Konservierung dieses Objektes in den Fokus.

Seit dem Jahr 2016 arbeiteten die Staatsbibliothek zu Berlin und das Rathgen-Forschungslabor – beide gehören zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz – intensiv zusammen, um zunächst die Schäden an den einzelnen Blättern zu analysieren und daraufhin ein Konservierungskonzept zu erarbeiten. Beides wurde von der Ernst von Siemens Kunststiftung finanziert. Im Rathgen-Forschungslabor wurde u. a. untersucht, warum das Pergament an bestimmten Stellen bricht, ob sich der Schaden verschlimmert, und wenn ja, unter welchen Bedingungen dies geschieht. Im Fokus standen auch kunsttechnologische Fragen, etwa wie viele Maler an der Erstellung der Handschrift beteiligt waren und welche Pigmente sie verwendeten.

Das inzwischen erstellte Konservierungskonzept zielt darauf, den Status des Gebetbuches zu stabilisieren sowie das Entstehen weiterer Schäden zu verhindern. Nichts wird wiederhergestellt. Um die Farbpigmente und Goldteile festigen zu können, war die Installation eines eigens für diese Aufgabe angeschafften Mikroskops mit 48-facher Vergrößerung nötig. Dieses Mikroskop wurde aus Spendenmitteln gekauft, die die Radboud Universität für die Konservierung des Gebetbuches einwarb.

Die Texte selbst sind zum einen persönliche Gebete, von denen verschiedene für die Herzogin Maria von Geldern geschrieben wurden. Zum anderen sind Gebete aus anderen europäischen Traditionen enthalten, die oft für die Besitzerin des Buches angepasst wurden. Alle Texte sind Zeugnisse der hochentwickelten literarischen und devotionalen Kultur jener Zeit.

Weitere Informationen über das Gebetbuch unter www.mariavangelre.nl

Eine Kooperation zwischen der Staatsbibliothek zu Berlin, dem Rathgen-Forschungslabor, der Radboud Universität Nijmegen und dem Museum Het Valkhof Nijmegen.