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Restaurierung am Hamburger Bahnhof

Die Arbeit von Restauratorinnen und Restauratoren in Museen, ihr Wissen, ihre Praktiken und die von ihnen durchgeführten Restaurierungsmaßnahmen sind noch immer weitgehend der öffentlichen Sichtbarkeit entzogen. Durch besondere Ausstellungsprojekte, öffentliche Restaurierungen, Publikationen, Vorträge und Tagungen bemüht sich der Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, diesem Faktum entgegenzuwirken und einen Einblick in die restauratorische Arbeit im Bereich der zeitgenössischen Kunst zu geben. Diesem Ziel dienen auch die folgenden Seiten, auf denen die restauratorischen Aktivitäten des Hamburger Bahnhofs näher vorgestellt werden.

Die Sammlung zeitgenössischer Kunst im Hamburger Bahnhof umfasst Werke, die in Hinblick auf ihre Technik, ihre Medien und Materialien höchst divers sind: Prozessuale, veränderliche und vergängliche Materialien bzw. Materialkombinationen, fragile und synthetische Werkstoffe, aber auch digitale und elektronische Medienarbeiten, raumgreifende Installationen und Performances stellen Restauratorinnen und Restauratoren vor besondere Herausforderungen und müssen im Kontext des Bewahrungsauftrages von Museen mit neuer Aufmerksamkeit befragt werden.

Weit über die „klassische“ Restaurierung und konservatorische Betreuung hinaus beschäftigen sich Restauratorinnen und Restauratoren in zeitgenössischen Sammlungen heute etwa mit der Frage, ob die Spuren der Alterung oder des Zerfalls der Materialien von der Künstlerin bzw. dem Künstler intendiert sind oder nicht; sie kümmern sich um die Dokumentation, Archivierung und präventive Konservierung von Werken und Werkbestandteilen; und sie tragen für den Erhalt bzw. die (Re-)Konstruktion von Zeugnissen aus dem Entstehungsprozess der Werke Sorge. Seit einigen Jahren entsteht am Hamburger Bahnhof in enger Zusammenarbeit mit den hier ausgestellten Künstlerinnen und Künstlern außerdem ein Materialarchiv, in dem künstlerische Techniken und Arbeitsweisen systematisch erfasst und dokumentiert werden.

Dieser kurze Aufriss restauratorischer Aufgabenfelder in der zeitgenössischen Kunst zeigt: Neue Ansätze, Praktiken und Methoden müssen erarbeitet, neue Berufsethiken wollen etabliert werden, die den gewandelten Bedingungen Rechnung tragen und ein Umdenken auf den Weg zu bringen helfen. Es bedarf einer übergreifenden Diskussion und Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Akteuren und Institutionen, um zu einem angemesseneren – einem zeitgemäßeren – Umgang mit künstlerischen Materialien zu gelangen. Restaurierung wird zu einer Schnittstelle zwischen dem vorgegebenen Material und der Reflexion über dessen Bewahrung und Erhalt.